Surheim
Google macht Elektroniker zum "Wirt": Surheimer erhält Post

Auf einen Spaziergang mit... Tobias Streibl – Ein Scherzeintrag seiner Freunde brachte den Stein ins Rollen

24.02.2021 | Stand 21.09.2023, 23:53 Uhr

Tobias Streibl hat einen Brief für "Lockdown-Geschädigte" in der Gastronomie erhalten, obwohl er Maschinenbauelektroniker ist. −F.: privat

Ein eher kurioses Schreiben hat vor ein paar Tagen den Surheimer Tobias Streibl erreicht: Es stammt von der Aktion "Offener Diskurs", die damit "Lockdown-Geschädigte" vor allem im Gastronomie- und Hotelbereich ansprechen will. Dabei besitzt der 28-Jährige nicht einmal einen Betrieb, sondern ist in einer Freilassinger Firma als Maschinenbauelektroniker beschäftigt. Im Rahmen unserer Serie "Auf einen Spaziergang mit..." erklärt er, wie es dazu kommen konnte und weshalb er schon des Öfteren telefonische Essensbestellungen absagen musste.

Hallo Tobi, was hast du denn da für ein Schreiben in der Hand?
Tobias Streibl: Das ist ein an mich adressierter Brief einer Aktion mit dem Namen "Offener Diskurs", die damit "Lockdown-Geschädigte" ansprechen will. Die Initiatoren kritisieren, dass die "Zwangs-Schließungen" von Gastronomie- und Hotelbetrieben "völlig unverhältnismäßig und rechtswidrig" sind. Jedoch werde deren Stimme im öffentlichen Diskurs kein Raum gegeben.

Siehst du das anders?
Streibl: Ich persönlich finde es auch nicht richtig, dass Gastronomiebetriebe als erstes komplett schließen mussten, obwohl sie viel Zeit und Geld in Hygienekonzepte investiert haben, die auch gut funktionierten. Dass die Wirte nach vier Monaten jetzt immer noch überhaupt keine Perspektive haben, wann sie ihren Betrieb wieder aufsperren dürfen, ist natürlich umso frustrierender. Allerdings habe ich dieses Schreiben erhalten, obwohl ich gar keinen Gastronomiebetrieb habe, sondern als Maschinenbauelektroniker bei einer großen Freilassinger Firma arbeite.

Wie kam es denn dann dazu?
Streibl: Ein paar Freunde und ich sind vor ein paar Jahren immer mal wieder bei mir in der Wohnung gewesen und haben gekocht. Da haben Sie mir zum Scherz einen Google-Eintrag mit dem Namen "Tobis Kuche" angelegt. Hinzu kamen ein paar selbst geschriebene positive Bewertungen zum Essen und dem guten Service. Das reicht, um bei Google ein Gastronomiebetrieb zu sein, den man bei der Suche auch findet. Aber wir haben das immer lustig gefunden, deshalb habe ich auch noch gar nie versucht, den Eintrag zu löschen.

Wurden darauf auch schon andere Interessenten aufmerksam?
Streibl: Ja, tatsächlich wurde ich schon öfters angerufen von Leuten, die ein Schnitzel oder eine Currywurst bestellen wollten oder die sich einfach nur nach der Speisekarte erkundigt haben. Die musste ich natürlich alle enttäuschen (lacht). Aber wir haben in der Gemeinde Saaldorf-Surheim ja Gott sei Dank mehrere andere sehr gute Wirte, die jetzt Essen zum Mitnehmen anbieten und hoffentlich sobald wie möglich wieder aufsperren dürfen.

Es spazierte Franz Eder.