Berchtesgaden
Dicht gedrängte Schnäppchenjagd

05.07.2022 | Stand 20.09.2023, 7:10 Uhr

Auf der Suche nach dem besonderen Teil: Schnäppchenjäger bei der "Arbeit". −Fotos: Kilian Pfeiffer

Draußen stürmte es und drinnen tummelten sich zahlreiche Besucher beim Schnäppchenjagd-Marathon im Alpen Congress in Berchtesagden. Flohmarktartikel haben nach zwei Jahren Pause wieder Hochkonjunktur. Unter den über 150 ehrenamtlichen Beteiligten herrschte gelöste Stimmung vor dem munteren Feilschen beim größten sortierten Markt Südostbayerns. Mit den Einnahmen sollen viele karitative Projekte unterstützt werden.

Der "Große Flohmarkt", das war für Schnäppchenjäger schon immer der Termin im Jahr, den man sich rot markieren musste. Die Veranstaltung hat lange Tradition, erst im Pfarrheim, dann im Alpen Congress. Beim "Großen Flohmarkt" war das Angebot immer weitläufiger als bei anderen Trödelmärkten. Mehr Chancen auf Schnäppchen, aber auch mehr Konkurrenz. Auch dieses Jahr war es wieder so.

Vom Heimatbuch bis zur pinken Badeente

Unter den Veranstaltern der Kolpingsfamilie Berchtesgaden herrschte im Vorfeld sogar die Befürchtung, viel Unbrauchbares könnte angekarrt werden, weil sich zuhause viel angesammelt hat in den vergangenen drei Jahren, in denen zwar viel ein-, aber nur wenig verkauft wurde. "Das war am Ende aber gar nicht so schlimm", sagte Mitveranstalter Martin Kienast etwas erleichtert. Gebracht haben die Berchtesgadener schließlich trotz allem mehr als genug. Vom Heimatbuch bis zur pinkfarbenen Badeente, von Plastikschmuck und Rock-CDs über alte Fahrräder bis hin zum Silberbesteck. Tausende Objekte wurden in Tüten und Kartons herbeigeschafft.

Das Konzept hinter dem "Großen Flohmarkt": Alles, was gebracht wird, wird den Flohmarkt-Veranstaltern überlassen. Sie machen die Waren für den guten Zweck wiederum zu Geld. Für Second-Hand-Ware, Gebrauchtes und Krusch gibt es etliche Abnehmer. Viele Projekte werden dabei unterstützt, heimische und internationale. Tausende Teile türmten sich auch dieses Mal in verschiedenen Abteilungen im Innenbereich auf hunderten Quadratmetern. Gabi Angerer, die den Flohmarkt vor mehr als drei Jahrzehnten ins Leben gerufen hatte, freute sich, dass es wieder losging. Dem Wetter zum Trotz.

Draußen, dort, wo es am ersten der beiden Veranstaltungstage aus Eimern goss, waren mehrere Zelte im Kurgarten errichtet worden. Dort sollten Haushaltswaren – Töpfe, Teller, Tassen – neue Käufer finden. Weil der Regen so heftig war, ging es nur mit Schirm. Das schreckte die in Massen herbeiströmenden Kunden aber nicht ab. Für einen zweitägigen Flohmarkt sei ein verregneter Tag nicht das beste Omen, sagte Martin Kienast, Vorsitzender der Kolpingsfamilie, der sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern gut vorbereitet hatte. Die Orientierung im Alpen Congress fiel dank klarer Beschreibungen recht leicht: Vorne die Lampen, dann Krusch und Krempel, Einrichtungsartikel, Kinderspielsachen, Bücher. Mit vollen Tüten bepackt quetschten sich Familien durch den Verbindungsgang des Hauses. Geduld war gefragt: Es dauerte, bis man am Wunschregal angekommen war. "Die Preise sind fair", sagte eine Frau, die bei den Brettspielen zugeschlagen hat, "nur ein paar Euro, für meine Kinder". Im Gegensatz zu früheren Jahren gab es dieses Mal keine Abteilung mehr für Kleidung. Die Kolpingsfamilie veranstaltet wöchentlich einen Second-Hand-Markt, der gut angenommen werde, erklärte Martin Kienast. Die Umsätze des ersten Tags können sich sehen lassen, hieß es bei den Verkäufern.

Übriggebliebener Trödel landet im Müllcontainer

An Tag zwei herrschte Kaiserwetter. Es gab Bosna und Pommes, kühle Getränke zur Erfrischung. 25 Grad Celsius waren es am Vormittag. Es war etwas weniger los als am Tag zuvor. Die Flohmarkt-Leute feuerten über Lautsprecher Sonderangebote raus. "Zehn Bücher, zehn Euro" oder: "Zehn Euro für eine Tüte CDs". Das Problem: Es gibt keinen Lagerplatz für nicht verkaufte Waren. Ein paar Hilfsorganisationen haben sich angekündigt, die etwa die übrig gebliebenen Bücher mitnehmen. Allerdings gibt es nicht für alles Abnehmer. Trödel, der liegen bleibt, landet am Ende schließlich im Müllcontainer. "Natürlich ist das schade", bedauerte Martin Kienast. Mehrere Stunden benötigten die Helfer, um alle Waren wieder zu verpacken und die Einnahmen zu zählen, die dann den Hilfsprojekten zugewiesen werden.