Freilassing
Darf man Freilassing als "Eisenbahnerstadt" bezeichnen?

03.02.2021 | Stand 19.09.2023, 20:04 Uhr

"Weil die Freilassinger Geschichte stark mit der Eisenbahn verbunden ist, soll sich das ‚Erbe der Eisenbahnerstadt‘ wie ein roter Faden durch das Stadtmarketing ziehen" – so berichtete die Heimatzeitung jüngst über den entsprechenden Stadtratsbeschluss. −Foto: Franz Eder

"Weil die Freilassinger Geschichte stark mit der Eisenbahn verbunden ist, soll sich das ‚Erbe der Eisenbahnerstadt‘ wie ein roter Faden durch das Stadtmarketing ziehen" – so berichtete die Heimatzeitung jüngst über den entsprechenden Stadtratsbeschluss. Nichtsahnend, dass gerade der Begriff "Eisenbahnerstadt" manchem sauer aufstoßen könnte. Denn kurz nach Erscheinen des Texts meldete sich ein Leser, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, in der Redaktion und beschwerte sich über den Begriff. Aus seiner Sicht sorge "Eisenbahnerstadt" für ein Negativ-Image und dürfe nicht verwendet werden. Richtig müsse es "Stadt der Eisenbahn" heißen.

Eine Spurensuche: Gibt man alleine bei Google den Suchbegriff "Eisenbahnerstadt Freilassing" ein, erhält man Vorschläge zuhauf, die einen nicht sofort zum Entschluss kommen lassen, dass eine solche Bezeichnung für Freilassing nicht angebracht oder gar falsch ist. Abgesehen von Internetseiten zu Werbezwecken – wie dem Stadthaus Salzburghofen oder einem Spielcasino – auf denen diese Begrifflichkeit verwendet wird, finden sich auch durchaus namhafte Adressen wieder: So spricht etwa das Dokumentationszentrum Eisenbahnforschung von der "traditionsreichen Eisenbahnerstadt Freilassing", auf Wikipedia heißt es: "Eisenbahnerstädte mit großen Grenzbahnhöfen sind Freilassing oder Weil am Rhein", und nicht zuletzt informiert Landrat Bernhard Kern in seinem Grußwort auf der offiziellen Landkreisseite darüber, dass sich das "Berchtesgadener Land in Richtung Norden in den Rupertiwinkel mit der Eisenbahnerstadt Freilassing bis hin zur ehemaligen Schifferstadt Laufen" erstreckt.

Ja, was denn nun? Eine Nachfrage im Rathaus ergibt, dass im künftigen Stadtmarketing zwar die "Stadt der Eisenbahn" als prägendes Motiv dargestellt werden soll, der Begriff aus historischer Sicht aber "nicht falsch" und auch im täglichen Gebrauch – wie etwa in einer Tageszeitung – gängig sei. Kurzum: Auch die Stadt Freilassing selbst hat kein Problem damit, als "Eisenbahnerstadt" bezeichnet zu werden. Und da sich dieser Begriff nachweislich im Sprachgebrauch vieler Freilassinger und Auswärtiger festgesetzt hat, wird er wohl auch in der Heimatzeitung noch das ein oder andere mal zu lesen sein.

Franz Eder