Landshut
Zwei "gravierende Vorfälle" in Landshuter Schlachthof

11.10.2019 | Stand 19.09.2023, 6:38 Uhr
Alexander Schmid

Über zwei "gravierende Vorfälle" in den letzten Monaten im Landshuter Schlachthof hat die Leiterin des Fleischhygieneamtes Landshut. −Foto: Alexander Schmid

Über zwei "gravierende Vorfälle" in den letzten Monaten im Landshuter Schlachthof hat die Leiterin des Fleischhygieneamtes Landshut, Dr. Ute Hechelmann, dem Landshuter Stadtrat am Montag berichtet. Dabei handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzrecht und einen gegen Hygienevorschriften. Der Schlachthof, in dem Schweine verarbeitet werden, gehört zu den größten in Bayern.

Im Jahr 2016 hatten Berichte über Hygienemängel und Verstöße gegen das Tierschutzrecht im Landshuter Schlachthof und anderen Schlachtbetrieben in Bayern für Schlagzeilen gesorgt. Im Landshuter Stadtrat wurde damals intensiv darüber debattiert. Seit dieser Zeit berichtet die Verwaltung auf Wunsch der Politiker einmal im Jahr über die Situation in einem der größten Schlachtbetriebe in Bayern, der damals aufwendig modernisiert worden war. Im Umweltsenat am Montagnachmittag stellte die Verwaltungen die festgestellten Mängel seit dem letzten Bericht vor. Zwei "gravierende Vorfälle", so die Leiterin des Fleischhygieneamtes in Landshut, Dr. Ute Hechelmann, habe es in den letzten Monaten gegeben. Dabei handelt es sich um Verstöße gegen Hygienevorschriften und das Tierschutzrecht. Ein Schwein ist dabei ungestochen in den Brühtunnel gelangt.

Mangelnde Lüftung Grund für den Hygieneverstoß

Bei dem Hygieneverstoß geht es um bauliche Mängel. Kritisiert worden war im Januar durch das Fleischhygieneamt eine mangelnde Lüftung im Bereich "Kistenpuffer mit verbleibend nassen EU-Kisten und der Schlachthalle mit angrenzendem Kühlraum", wie es in der Sitzungsvorlage heißt.

Der Fall sei der KBLV, der Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen in Kulmbach, gemeldet worden. Die habe den Sachverhalt vor Ort überprüft und den Fall übernommen. Noch im Sommer wurden dann an der Schlachthallendecke Ventilatoren installiert. Dadurch kam es dort nicht mehr zur Kondensatbildung. Das gleiche Verfahren, so die Verwaltung in der Sitzungsvorlage, sei erfolgreich in der Abtropfhalle und den hinter der Schlachthalle gelegenen Kühlräumen angewandt worden. Das KLBV betreue jetzt den Einbau einer neuen und ausreichend dimensionierten Lüftungsanlage durch den Schlachthofbetreiber Vion. "Mit deren Inbetriebnahme können die zusätzlichen Ventilatoren dann wieder abgebaut werden", so das Rathaus in seinem Bericht.

Tier ungestochen durch Brühtunnel

Außerdem wurde Anfang August ein Verstoß gegen das Tierschutzrecht festgestellt. Bei einer Fleischbeschau hatte man ein Schwein entdeckt, das nicht gestochen worden war. Daraufhin, so Hechelmann, seien aufwendig Videoaufnahmen ausgewertet worden, die das bestätigt hätten. Ursache sei menschliches Versagen gewesen. Die beiden für die Schlachtung des Tiers zuständigen Mitarbeiter eines Subunternehmens seien abgelenkt gewesen. Einer hätte gerade sein Messer geschärft, als das Tier am Förderband vorbeifuhr, und die für die "Kontrolle zuständige Person" hätte aufgrund einer Drehbewegung übersehen, dass das Tier nicht durch einen Stich getötet worden sei. Der Arbeiter habe zudem nur den Rücken des Tieres sehen können.

Das Schwein, versicherte Hechelmann, sei dann zwar ungestochen, aber nicht lebend in den Brühtunnel gefahren. Das Tier wäre vorher durch die Betäubung mit Kohlendioxid an Sauerstoffmangel gestorben. Auf den Videoaufnahmen sei laut der Expertin zu sehen gewesen, dass das Schwein, das kopfüber am Förderband hing, rot-lila angelaufen gewesen wäre. Ein Zeichen dafür, dass der Kreislauf des Tieres bereits nicht mehr funktionierte und das Schwein tot war, als es in den Brühtunnel fuhr.

Betroffene Mitarbeiter vom Fleischhygieneamt geschult worden

Die betroffenen Mitarbeiter seien mithilfe der Videoaufnahmen belehrt und vom Fleischhygieneamt geschult worden. Zu Verbesserung der Sicht auf die Tiere sei im Einvernehmen mit dem Betrieb vereinbart worden, einen Spiegel anzubringen, damit der Kontrolleur auch dann den tödlichen Stich überprüfen kann, wenn sich das aufgehängte Schwein um die eigene Achse dreht.

Der Schlachthof in Landshut gehört zu den größten Betrieben in ganz Bayern, was die Schlachtung von Schweinen betrifft. Laut Verwaltung der Stadt Landshut werden dort bis zu einer Million Schweine im Jahr geschlachtet.