Grafenau
Zugangscode für weiteren Lebensweg

25.07.2022 | Stand 22.09.2023, 0:50 Uhr

Nach zwei Jahren war wieder ein Gruppenfoto möglich: die Realschul-Absolvia 2021/22 mit Lehrern, Schulleitern, Ehrengästen. −Fotos: Langesee

Nach zwei Ausnahmejahren wegen Corona, lief bei der Abschlussfeier der Staatlichen Realschule am Freitag fast alles wie gewohnt: mit Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche, mit der Feier in der Aula, mit einem Gruppenbild vor der Schule, mit einem Stehempfang...

Dennoch kamen die Verantwortlichen im Vorfeld ins Schwitzen: 1. Konrektor Martin Weiß, der schon fast ein Jahr den erkrankten Direktor Ferdinand Klingelhöfer vertritt, hat Corona – oder wie es der 2. Konrektor Rainer Andorfer bei der Begrüßung der 90 Absolventinnen und Absolventen, ihrer Eltern und der Ehrengäste formulierte: "Jetzt hods eahm a no dawischt."

Wie gut, dass erst im August vergangenen Jahres Studienrätin Petra Sigl als vierte Kraft in die erweiterte Schulleitung aufgenommen worden ist. Ihr und den Sekretärinnen Diana Simmet und Tanja Wenzel galt Andorfers dreifacher Dank am Schluss für die tolle Unterstützung.

"Sie rocken die Veranstaltung, Herr Andorfer", machte ihm stv. Landrätin Helga Weinberger Mut. "Für Notfälle ist die Schulfamilie Grafenau bestens gerüstet." In ihrer Rede an die Absolvia zeichnete sie das Bild, dass nun jeder seinen eigenen Weg einschlagen werde. "Viele Schritte müssen überlegt sein, aber man muss auch einfach mal handeln, umso zu erkennen, wo die Interessen, Stärken und auch Schwächen liegen!" Sie riet den Jugendlichen, die Augen offen zu halten nach Türen, die sich für sie öffnen und keine Angst davor zu haben, Fehler zu machen. Denn aus diesen lerne man. "Ich wünsche euch, dass ihr ganz oft die richtige Entscheidung trefft, eure Chance erkennt und nutzt. Man kann aus Steinen, die im Weg liegen, Schlösser bauen."

Zu ihrem Schulabschluss konnte sie die jungen Leute nur beglückwünschen. "Wir haben viele Betriebe hier im Landkreis, die euch brauchen. Und auch wenn es euch zunächst in die Ferne zieht, hoffe ich, dass ihr erkennt, wie gut es sich in FRG leben lässt und ihr später wieder in die Heimat zurückkehrt."

Für die Stadt als zweiten Sachaufwandsträger sprach 2. Bürgermeister Max Riedl. Er gratulierte den Realschülern zu ihrem soliden Fundament, das sie mit ihrer Ausbildung gelegt hätten. "Ihnen stehen viele Möglichkeiten offen. Sie haben die Chance, Wünsche und Träume zu verwirklichen. Genießen Sie es, ihr Zeugnis in den Händen zu halten. Es ist eine echte Anerkennung ihrer Leistung."

Elternbeiratsvorsitzender Tassilo Pichlmeier begann seine Ansprache mit Zahlen. "In den zehn Jahren Schulzeit habt ihr circa 650 Noten bekommen. Das bedeutet, ihr musstet 650 Mal in den Ring steigen und liefern. Ihr habt durchgehalten. Aber wie geht es jetzt weiter?"

Nach der Schulzeit wird es eine Reise in Etappen geben, begleitet vom "Rucksack des Lebens", der drei Fächer hat: Wissen, Persönlichkeit und Selbstlosigkeit. Die drei Fächer betrachtete Pichlmeier in seinen Ausführungen genauer: Wissen: "Werdet Profis in dem, was ihr macht. Seid wissbegierig! Macht eure Erfahrungen! Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil davon."

Persönlichkeit: "Arbeitet an euch als Mensch. Sucht Orte und Möglichkeiten, wo euer Talent gebraucht wird. Glaubt an euch." Seid aufrichtig, ehrlich und respektvoll – dann habt ihr keinen Grund, an euch zu zweifeln. Legt euer Handy weg und eifert nicht nur der digitalen Welt nach, sondern überlegt, was eure eigenen Träume sind."

Selbstlosigkeit: "Tut Dinge nicht nur zu eurem eigenen Vorteil, seid hilfsbereit und sorgt für Gerechtigkeit. Seht nicht nur euch. Hebt den Blick, damit ihr Liebe, Respekt und Wertschätzung entgegen nehmen könnt." Und schließlich: "Ich wünsche euch ein offenes Herz, um zu erkennen, wie wunderbar die Reise unseres Lebens sein kann."

Die Rede des erkrankten 1. Konrektors Weiß wurde eingespielt. Er sprach von "Zugangscodes", die für vieles notwendig seien – nicht nur in der digitalen Welt. Als Beispiele brachte er Eintrittskarten für ein Konzert, die Geburtsurkunde, ein Zeugnis über einen Notendurchschnitt von 2,66 oder besser als Zugang zur Realschule ....

"Mit eurem Abschlusszeugnis nach der zehnten Klasse habt ihr den ersten großen Zugangscode in eurem Leben, vergleichbar mit dem Führerschein. Jetzt liegt es an euch, was ihr daraus macht."

Weiß wünschte der Absolvia für ihre Lebensreise "Power im Tank, eine Begleitung, und dass sie gerade und nicht zu schnell fahren, damit sie nicht im Graben landen."

Dann galten die guten Wünsche der Festversammlung in der Aula dem stv. Schulleiter selbst, denn just am Freitag konnte er seinen 52. Geburtstag feiern. Das Geburtstagsständchen aller filmte sein Kollege Rainer Andorfer mit dem Handy und schickte es ihm nach Hause an sein Krankenlager.

Anschließend wurden die Schülerinnen und Schüler der vier zehnten Klassen dem Alphabet nach nach vorne gerufen, wo sie ihre Abschlusszeugnisse überreicht bekamen. Bei denen, die beim Notendurchschnitt eine Eins vor dem Komma geschafft hatten – das waren 24 aus neun Gemeinden – kamen auch die Heimatbürgermeister dazu und überreichten Anerkennungen. Etwas länger auf der Bühne bleiben musste Maria Tanzer aus der 10d: Sie ist die 5555. mit Abschluss an der Realschule. Für diese "Schnapszahl" bekam sie einen Blumenstrauß.

"Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", an diese Erkenntnis hielten sich die Klassensprecher der vier Abschlussklassen – auch wenn der Abschied schwer falle. Sie blendeten in einer Powerpoint-Präsentation auf ihre gemeinsamen Schuljahre seit 2016 zurück.

Neben dem Dank für die Lehrer stellten sie ihrerseits dem stv. Schulleiter ein gutes Zeugnis aus und überreichten es ihm – in Abwesenheit – in einem Korb voller Kinderschokolade mit ihren Porträts.

− ul



Eine 1 vorm Komma...

Elias Atzinger aus Innernzell: 1,09; Magdalena Friedl aus Spiegelau: 1,09; Laurenz Praml-Steinbrenner aus Schönberg: 1,09; Lisa-Franziska Schedlbauer aus Schönberg: 1,17; David Schreiner aus Grafenau: 1,18; Laura Gigl aus Eppenschlag: 1,27; Franziska Zankl aus Ringelai: 1,27; Michael Friedl aus Spiegelau: 1,36; Tobias Käser aus Eppenschlag: 1,45; Selma Stock aus Grafenau: 1,45; Fabian Miedl aus Schöfweg: 1,50; Patrizia Putz aus Schönberg: 1,50; Jannik Hofbauer aus Grafenau: 1,55; Florian Ertl aus Thurmansbang: 1,58; Sophia Mautner aus Neuschönau: 1,58; Elena Raml aus Spiegelau: 1,58; Simon Schallmair aus Grafenau: 1,64; Teresa Stadler aus Spiegelau: 1,64; Sandro Krammer aus Innernzell; 1,67; Hanna Bauer aus Grafenau: 1,73; Raffaella Boxleitner aus Schönberg: 1,73; Philipp Ecker aus Grafenau: 1,73; Sophia Kieninger aus Thurmansbang: 1,75; Lukas Wiederer aus Innernzell: 1,92.