Fantastisches Glück und wo es zu finden ist
Wolfgang Krinningers Buch "Zwischen Gras und Wolken"

08.06.2020 | Stand 20.09.2023, 4:20 Uhr

Wolfgang Krinninger schreibt vier, fünf Abende die Woche an seinem winzigen Schreibtisch auf dem Gestell der alten Singer-Nähmaschine. Das Ergebnis tut der Seele wohl. −Foto: Kirsten Bartels

Es war einmal ein Bauer, der steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Wenn ihm tagsüber etwas Schönes begegnete, nahm er eine Bohne aus der linken und steckte sie in die rechte Hosentasche. Am Abend ging er die Bohnen durch und dachte an all das Wertvolle, das ihm heute geschenkt wurde. Diese alte Geschichte lehrt viel über das Wahrnehmen von Glück. Wahrscheinlich braucht es dazu ein gewisses Alter, gewisse Tiefschläge und die Erfahrung, dass man auch Schreckliches meistern kann. Aber neben allem Schicksal ist es immer auch ein Akt der Entscheidung und der Übung, wie viel Kummer und wie viel Glück ich sehen und annehmen will.

Wenn er so lebt, wie er schreibt, muss Wolfgang Krinninger ein sensationell glücklicher Mann sein. Zumindest kann er meisterhaft übers tägliche Glück schreiben. In seinem 112 Seiten schmalen Buch "Zwischen Gras und Wolken", erzählt der "Mann, Vater, Ehemann und Hofbesitzer", nebenbei langjähriger PNP-Redakteur und seit elf Jahren Chefredakteur des Passauer Bistumsblatts, über all das, was seinem Leben Freude und Tiefe gibt. Das gelingt ihm in einer bodenständigen, alltagsnahen Sprache, die kein bisschen Scheu vor Poesie und einen Hang zum deftigen Humor hat.

Wenn einer einen kennt, der zur Melancholie oder zur depressiven Verstimmung neigt, hier könnte ein wenig Medizin sein. Der Trick mit den Bohnen übrigens stammt nicht von Wolfgang Krinninger, aber er wirkt. Und wer sein Büchlein gelesen hat, der kann schon mal eine Bohne in die rechte Hosentasche wandern lassen. Es ist ein Glück, diese Texte zu kennen.

Verlag am Eschbach, 112 Seiten, gebunden, 12 Euro


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