"Wir müssen Wohnraum schaffen"

Die Kreiswohnbau Altötting gKU hat drei Projekte in Marktl, Mehring und Töging am Start

16.02.2021 | Stand 16.02.2021, 4:00 Uhr

Auf dem 1461 Quadratmeter großen Grundstück Hörndlweg 3 in Mehring ist ein Mehrparteienhaus mit zwölf Wohnungen geplant. In diesem Jahr noch soll Spatenstich sein, zuvor muss aber das alte Lehrerwohnhaus geschleift werden. −Fotos: Nöbauer

Altötting. Es gehört zu den ursprünglichen und verpflichtenden Aufgaben der Städte und Gemeinden, Wohnraum für ihre Bürger zu schaffen. In Kooperation mit dem Landkreis Altötting haben sich zur Erfüllung dieses Auftrags Garching, Haiming, Marktl, Mehring und Töging zusammengetan und das gemeinsame Kommunalunternehmen Kreiswohnbau Altötting (KWB AÖ) gKu gegründet. Drei Projekte sind am Start, noch heuer soll Spatenstich sein.

Josef Hurnaus formuliert den Anspruch der KWB, die im Juli 2019 aus der Taufe gehoben wurde, als Aufforderung: "Wir müssen Wohnraum schaffen." Der 61-jährige Feichtener ist seit 2. Juni 2020 kaufmännischer Geschäftsführer der KWB, verfügt über langjährige einschlägige Berufserfahrung beispielsweise aus leitenden Tätigkeiten bei der SKW, bei Degussa und beim Seraphischen Liebeswerk. Ihm zur Seite steht der Architekt Robert Augustin (37) als technischer Geschäftsführer, der die Projekte koordiniert. Die konkrete Planung wird ausgeschrieben und vergeben. Hurnaus betont, dem Duo gehe es darum, nachhaltig etwas Neues aufzubauen: Zusammen mit den Verantwortlichen aus der Kommunalpolitik "wollen wir für die normalen Leute was tun".

Die Kreiswohnbau-Gesellschaft sei "schlank aufgestellt", betont Josef Hurnaus. Das Stammkapital liegt bei 60000 Euro. Die beiden Geschäftsführer bekleiden Teilzeitjobs mit je sieben Stunden pro Woche. Der Landkreis unterstütze durch technische Infrastruktur, Rechtsbegleitung und weitere koordinierende Leistungen.

Initiiert wurde die KWB 2018 durch die Kreis-SPD, insbesondere durch Gemeinde- und Kreisrat Max Gschwendtner aus Marktl. Der Grundgedanke ist es, bezahlbaren Wohnraum jenseits des sozialen Wohnungsbaus zu schaffen, was staatlicherseits durch das Kommunale Wohnraumförderungsprogramm (KommWFB) unterstützt wird.

Die Förderquote liegt bei 30 Prozent der Kosten. 60 Prozent können als zinsgünstige Darlehen, etwa über KfW oder BayernLabo, aufgenommen werden. Die restlichen zehn Prozent werden für den Grundstückswert angesetzt

Die Praxis im Landkreis Altötting sieht so aus, dass die Kommune zu einem symbolischen Pachtzins ein Grundstück zur Verfügung stellt und der KWB Planung, Bau und Bewirtschaftung des zu errichtenden Gebäudes überträgt. Dieser Betrauungsakt hat eine maximal 30-jährige Wirkung. Die Kommune hat ein Vorschlags-, Mitsprache- und Belegungsrecht bei der Vermietung.

Als Basis für den im Landkreis künftig zu entrichtenden Mietzins werden Zahlen der Agentur für Arbeit herangezogen. Josef Hurnaus rechnet mit netto 6,50 bis 7 Euro pro Quadratmeter. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müssten auch die Baukosten niedrig gehalten werden. Deshalb zahle der Staat die hohe Förderung, in der auch der Grundstückswert verrechnet sei.

Drei konkrete Projekte sind bereits in der Planung. In Mehring, Hörndlweg 3, soll auf einem 1461 Quadratmeter großen Grundstück ein Gebäude mit zwölf Wohnungen entstehen. Die Kosten sind mit ca. 2 Millionen Euro veranschlagt. Eingerechnet ist auch der Abriss des alten Lehrerwohnhauses, das hier noch steht. Am Bruckbergweg 5 in Marktl sollen acht Wohnungen gebaut werden. Das Grundstück ist 695 Quadratmeter groß. Die Kosten werden auf 1,3 Millionen Euro taxiert. Das Besondere hier ist, dass das Gebäude in kostengünstiger und schnell zu realisierender Modulbauweise entsteht. In Töging schließlich sind an der Siemensstraße 6 auf einem 1869 Quadratmeter messenden Grundstück zwölf Wohnungen im Werden. Kostenpunkt: 2,3 Millionen Euro. In Haiming und Garching seien Projekte in der Vorbereitung, sagt Hurnaus.

Die Planungskonzepte seien mit der jeweiligen Kommune und auch mit der Regierung von Oberbayern abgestimmt. "Alle drei Projekte sind ins Budget der Regierung aufgenommen", freut sich der Geschäftsführer. Er geht davon aus, dass in Marktl, Mehring und Töging heuer noch Spatenstich gefeiert werden kann.

Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in der Städten und Gemeinden, aber auch im Landratsamt lobt Hurnaus ausdrücklich, ebenso die Kooperation mit der Regierung von Oberbayern. Die Förderbehörde rede auch mit bezüglich Fragen der Barrierefreiheit, der Energieeffizienz und der Wohnungsgröße. Josef Hurnaus befürwortet das: "Sie wollen, dass was Vernünftiges gebaut wird – so wie wir auch."

Das Kommunale Wohnraumförderungsprogramm ist vorerst bis 2025 angelegt. Der Zusammenschluss zur Wohnbau-gesellschaft bringe viele Vorteile, ist Josef Hurnaus überzeugt. Die Grundstücke bleiben im Eigentum der Kommunen, die sich nicht um Planung, Bebauung und Verwaltung kümmern müssen. Die Vereinigung versetze die Städte und Gemeinden auch in eine bessere Position bei Verhandlungen.

Vor diesem Hintergrund hofft Josef Hurnaus, dass sich noch weitere Mitglieder finden. Der Beitritt neuer Kommunen zur Kreiswohnbau Altötting sei jederzeit möglich.

− ecs