Vor 40 Jahren hat er die Pizza in den Bayerwald gebracht. Noch heute steht Pietro Roccu (82) mit seiner Frau Giuseppa (78) gerne in der Küche seiner Pizzeria und ist überzeugt: "Die Arbeit hält uns gesund". Ein Leben ohne das "Rialto" kann sich das Ehepaar nicht vorstellen.
Der kleine Tisch gleich rechts neben der Eingangstür ist immer reserviert. Hier sitzt die 78-jährige Giuseppa und hat alles fest im Blick. Die Gäste, die hereinkommen, die Gäste im Lokal, die Küche, das Personal und die Theke. Wo immer gerade Not am Mann oder an der Frau ist, da ist die drahtige, kleine Frau sofort zur Stelle. Und wenn es seine Zeit erlaubt, sitzt an dem Tisch auch der Chef persönlich. Auf einen Kaffee oder ein Glas Wein.
"Die Deutschen sind immer in Eile – sogar beim Essen", das kann der 82-jährige Pietro bis heute nicht verstehen. In Italien verschlingt man nicht auf die Schnelle eine Pizza, zahlt getrennt und geht dann wieder. "Das Abendessen ist in Italien ein geselliges Ereignis, das Zeit und Muße erfordert, von flaschenweise Wein und Wasser begleitet ist und an einem großen Tisch stattfindet", erklärt Roccu. Seine Frau nickt zustimmend. "Mindestens Primi Piatti und Secondi Piatti sind Pflicht, sogar mittags , wenn die Berufstätigen Essen gehen", fügt sie hinzu. Dazwischen kann man weitere Gänge einschieben und am Ende steht das Dolci. Aber in Deutschland ist das eben anders. "Da wird eine Pizza mit zwei Teller bestellt und es muss schnell gehen", lacht die Chefin.
Die Roccus haben ihre Speisekarte im Rialto längst den deutschen Gegebenheiten angepasst. "Es gibt 38 Pizzen bei uns. Aber das ist noch nicht genug, es gibt laufend Umbestellungen beim Belag, da wirst du narrisch in der Küche", weiß die Chefin. Und noch eine weitere deutsche Eigenart: "Doppelt Käse, alles mit doppelt Käse", Giuseppa schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. "Mamma mia!" Aber im Rialto werden alle Wünsche gerne erfüllt.
− cl
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