Regensburg/Passau/Straubing
Wie die Donau nach dem Zweiten Weltkrieg zum Giftgas-Lager wurde

15.05.2019 | Stand 21.09.2023, 1:07 Uhr

Die Donau an der Steinernen Brücke in Regensburg nach Kriegsende 1945. −Foto: Stadt Regensburg

"Die Donau oberhalb von Linz und ganz besonders in Bayern bis hinauf nach Regensburg glich 1945 abschnittsweise einem Abstellplatz für Schiffe. Aus Luftschutzgründen ankerten zahllose Schlepper und Lastkähne außerhalb der Städte, teils noch mit Ladung oder Flüchtlingsgut gefüllt, im Strom oder waren an den Ufern verheftet." Gespenstisch muss das ausgesehen haben, was die Autoren im neuen Buch "April 1945. Das Kriegsende im Raum Regensburg" schildern.

Rainer Ehm, Roman Smolorz und Konrad Zrenner haben im Auftrag der Stadt Regensburg die Situation kurz vor Kriegsende erforscht. Eine große Menge an Giftgas lagerte in der sogenannten Muna bei Schierling, 1937 von Reichsmarschall Hermann Göring für dessen Luftwaffe eingerichtet. Auch von schweren Unfällen und austretendem Giftgas berichten die Autoren. Doch offenbar fürchtete die Wehrmacht und ihr Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, dass weite Teile Bayerns verwüstet worden wären, hätte eine Bombe das Giftgas getroffen. Deshalb entschied Keitel, dass das Giftgas an die Donau transportiert und in Schiffen gelagert wurde.

Der Grund: Wenn die Schiffe gesunken wären, wäre das Giftgas unter Wasser unschädlich geworden. Laut den Autoren haben auch die Amerikaner nach Kriegsende große Mengen Giftgas der Nazis in Nord- und Ostsee versenkt, die Überreste lagerten noch heute dort. "Die US-Armee fand am 26. April (1945, d. Red.) tatsächlich fünf mit Nervengift-Bomben beladene Lastkähne im Bereich westlich und östlich von Straubing vor, weitere kurz darauf bei Niederalteich", heißt es in der Studie. Jeder dieser Kähne war mit 1000 Stück der mit hochgiftigem Tabun gefüllten Bomben geladen, heißt es weiter.

Die Ladungen, die abtransportiert wurden aus den Munitionsdepots im gesamten deutschen Reich, waren gewaltig. Die Donau muss damals im wahrsten Sinne des Wortes ein Pulverfass gewesen sein.

Mehr dazu lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Passauer Neuen Presse oder kostenlos im PNP Plusportal.