Kaiser Vespasian ist 70 Jahre alt geworden, bis er starb. Die Vespa als heimliche Herrscherin des neuen Italien feiert nun 75. Geburtstag und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.
Natürlich lässt man sie zu ihrem Jubiläum auf der ganzen Welt hochleben, auch in Passau. Hier hat der Italo-Roller eine ganz besondere Bedeutung, eine politische: Die rote Vespa von Willi Schmöller gilt immer noch als Symbol eines Zeitenwandels. Jahrzehnte lang herrschte die CSU im Rathaus, bis 1990 der Lehrer aus der Ilzstadt als erster SPD-OB das Zepter übernahm.
Zur Amtsübergabe zum 1. Mai 1990 rollerte Schmöller auf der Vespa über die Hängebrücke zum Rathaus, was nicht nur einem SZ-Reporter ein Foto wert war. Dass ein Oberbürgermeister nicht in der Limousine vorfuhr, nicht mit acht Zylindern, sondern mit achtzig Kubik, das war Ausdruck einer neuen Ära. Aber die Vespa ist nicht auf eine politische Richtung festgelegt, sie eint über Parteigrenzen hinweg. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) besitzt seit vielen Jahren eine. Er war der Schnellste, der sich auf den Vespa-Aufruf der PNP hin meldete: "Die Vespa hat Menschen bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes", sagt Scheuer und verrät sofort den Kenner mit der Aussage: "Auf einer Vespa, ob Primavera oder Speciale – das ist Kulturgut, Lebensgefühl und unterwegs in meiner Heimat – dem bayerischen Venedig – einfach schön." Leider steht sein Roller schon ziemlich lange in der Garage, bedauert er.