PNP-Spendenaktion
Was die Redakteure am meisten berührt hat: Zeinabs Mission

23.12.2021 | Stand 12.10.2023, 10:16 Uhr

Aktivistin gegen Genitalverstümmelung: Unicef-Mitarbeiterin Zeinab A. Ahmed erzählte ihre persönliche Lebensgeschichte. −Foto: Fischl

Wenn ich in all den Jahren der intensiven Recherche für die PNP-Weihnachtsaktion eins gelernt habe, dann das: Jeder Hilfsansatz, und ist er noch so durchdacht, ist nur so gut wie die Menschen, die ihn umsetzen.

Auch in Kenia haben wir Helfer getroffen, die für das, was sie tun, brennen und so den Unterschied machen. Da war der langgediente Kinderarzt in der Bezirksklinik von Garissa, der davor warnte, dass Tausende sterben werden, wenn nicht sofort Maßnahmen gegen die drohende Hungersnot eingeleitet werden. Da war die kenianische Regierungsbeamtin, die als Ernährungsexpertin bei den Nomaden für Familienplanung kämpft und sich dabei auch mit Religionsführern und Dorfältesten anlegt, wenn es sein muss.

Und dann war da Zeinab A. Ahmed (52), Unicef-Mitarbeiterin in Garissa. Ihr Themengebiet: der Kinderschutz. Jeden Tag kämpft sie in den Nomadengebieten für das Recht dieser Kinder auf Bildung und eine gewaltfreie Kindheit. Sie geht gegen Kinderehen vor und versucht die Mädchen vor Genitalverstümmelungen zu bewahren. Denn obwohl diese Praktik eigentlich seit 2011 offiziell in Kenia verboten ist, gibt es immer noch den Irrglauben in vielen Stämmen, dass nur eine beschnittene Braut ihr Geld wert ist.

Zeinab wurde selbst beschnitten

Eine Betroffene zu finden, die über diese grauenvolle Tradition mit einer Journalistin spricht, ist nicht einfach. Oft gilt Genitalverstümmelung noch als Tabu. Und wer will ein solches Schicksal schon gerne mit der Öffentlichkeit teilen, erklärt mir Zeinab zuerst.

Doch dann, während einer langen Autofahrt, bei der wir über ihre Arbeit sprechen, erzählt sie mir plötzlich, wie sie selbst als Zehnjährige beschnitten wurde. Sie schildert die gesundheitlichen Folgen, dass sie alle ihre vier Kinder per Kaiserschnitt zur Welt bringen musste, weil es anders nicht mehr möglich gewesen sei.

Ihre Geschichte werden Sie, liebe Leser, in den nächsten Tagen noch lesen. Zeinab hat mir erlaubt, sie zu veröffentlichen. Sie ist eine der Aktivistinnen in Kenia geworden, die das Gesetz gegen weibliche Genitalverstümmelung 2011 durchs Parlament gebracht haben. Zeinab ist gut ausgebildet, seit 15 Jahren für Unicef im Einsatz. Sie könnte ebenso gut, vermutlich besser bezahlt, in Kenias Hauptstadt Nairobi oder im Ausland arbeiten. Doch das kommt für die Kinderschutz-Aktivistin nicht in Frage. "Meine Aufgabe hier ist noch nicht beendet", sagt Zeinab. Selten hat mich jemand so beeindruckt wie diese Frau.

Eva Fischl (43) leitet die Sonderseiten-Redaktion der Passauer Neuen Presse. Sie koordiniert seit 2004 die Weihnachtsaktion.