Piding
Vom sudetendeutschen Flüchtlingskind zum Jugendpsychiater

12.10.2019 | Stand 19.09.2023, 23:45 Uhr

Rudolf Winkler hat in seinem Leben viel erlebt. Seit mehreren Jahrzehnten ist er als Kinder- und Jugendpsychiater tätig. −Fotos: privat

Vom "entwicklungsunfähigen" Säugling zum Chefarzt einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Augsburg – dazwischen eine Schriftsetzerlehre beim Reichenhaller Tagblatt und eine "Blitzkarriere" als Offizier bei der Gebirgsjägerbrigade 23. Rudolf Winklers Lebensgeschichte hält einige Wendungen bereit. Am Mittwoch trifft sich der heute 75-Jährige in Piding mit gleichaltrigen Schulkollegen zum Klassentreffen. Davor hat er aber mit der Heimatzeitung noch über sein Leben und sein Buch "Kindertraum.a" gesprochen.

"Nach meiner Geburt habe ich nur leblos dagelegen und keine Anzeichen von Entwicklung gezeigt", erzählt Winkler über seine ersten Lebensmonate. 1944 als Kind sudetendeutscher Eltern im böhmisch-mährischen Siedlungsgebiet geboren, hatte Winkler nicht den einfachsten Start ins Leben. "Nach Euthanasie-Kriterien erfüllte ich den Befund der ‚Entwicklungsunfähigunfähigkeit‘ und damit die Diagnose des ,lebensunwerten Lebens‘", schreibt der heute 75-Jährige im autobiographischen Teil seines Buchs. Der Verlauf des Krieges mit dem Zusammenbruch der Verwaltungsstrukturen habe sein Leben gerettet.

1946 wurde die Familie mit einem Flüchtlingstreck nach Deutschland gebracht. Endstation war in Piding. "1200 Leute kamen an diesem Tag in dem Dorf an. Wir wurden alle erst einmal im Saal des ‚Altwirt‘ untergebracht." Mit der Ankunft in Deutschland begann seine Behandlung mit Vitamin D, sodass Muskeln und Knochen schließlich immer stabiler wurden.

In die Dorfgemeinschaft fühlte sich Rudolf Winkler später integriert. "Die Eltern haben unter der Situation viel mehr gelitten", erkennt er rückblickend.

Mehr dazu lesen Sie in der Wochenendausgabe des Reichenhaller Tagblatts/Freilassinger Anzeigers von Samstag/Sonntag, 12./13. Oktober.