Keiner hat sie gekauft, aber alle haben sie gelesen. Wer erinnert sich nicht mehr an die rot anlaufenden Gesichter im Schulbus oder das Gekicher im Freibad, wenn man die Aufklärungsseiten durchblätterte und bei der ein oder anderen Stelle ganz genau hinsah.
Heute kennt sie von den Jüngeren kaum einer, ähnlich wie ein Telefon mit Drehscheibe, oder Röhrenfernseher mit nur drei Programmen und ohne Fernbedienung. Sie wissen immer noch nicht von was wir hier reden? Die Rede ist von der Kult-Zeitschrift, ja sogar der Jugendbibel, der "BRAVO". Heute wird sie 65 Jahre alt. Zeit für einen Blick in die Zeitschriften-Regale.
Am 26. August 1956 erschien die erste Auflage des Jugendmagazins, mit Marilyn Monroe auf dem Cover, einem stolzen Preis von 50 Pfennig und 30 000 Exemplaren. Mit einer Auflage von 1,5 Millionen erreichte die BRAVO übrigens 1991 ihren Höchststand. Was man sich heute nur noch schwer vorstellen kann: Zu Anfangszeiten bis Anfang der 2000er war die BRAVO alternativlos. Wer etwas Neues über die Lieblingsband, seinen heimlichen Star-Schwarm oder die angesagtesten Trends wissen wollte, dem blieb schlichtweg nur die BRAVO. Dabei war für viele gerade das Verbotene der Reiz, denn die Zeitschrift polarisierte und wurde sogar zweimal auf den Index gesetzt. Dabei ging es in erster Linie um sexuelle Themen und Nacktfotos von Minderjährigen. Das zog ein Verkaufsverbot der Ausgabe an Minderjährige nach sich.