Übersee
Unwetter: Die Chiemsee-Summer-Evakuierung im Minutenprotokoll

19.08.2017 | Stand 12.10.2023, 10:31 Uhr

Chaos auf dem Zeltplatz. Der Sturm hat einzelne Zelte komplett zerfetzt. − Foto: Johanna Pfingstl

18. August, 21.40 Uhr:
The Offspring spielt gerade eine seiner letzten Zugaben. Der Platz vor der Bühne ist brechend voll, die Stimmung ausgelassen. Da verstummen die Akkorde der E-Gitarre auf einmal. Die Veranstalter treten ans Mikrofon.
"Wir unterbrechen für 60 Minuten den Veranstaltungsbetrieb aufgrund eines aufziehenden Unwetters. Dies ist eine vorübergehende Unterbrechung und keine Absage des Festivals. Bitte verlasst das Veranstaltungsgelände zu Euren Fahrzeugen und nehmt andere Besucher in Euren Fahrzeugen auf. Macht andere Besucher mittels der Warnblinkanlage aufmerksam auf freie Plätze in euren Fahrzeugen. Besucher, die keinen Schutz in vorhandenen Fahrzeugen finden, begeben sich bitte zu den Bushaltestellen, dort werden Shuttlebusse zur Verfügung stehen."
Einiges schauen sich verwundert an. "Im Ernst?" Ja, die Veranstalter meinen es ernst. Eilig spannen sie Absperrbänder zu den Notausgängen, markieren Fluchtwege. Dann geht alles ganz schnell. Der Sturm wirbelt den Sand vor der Bühne auf, schleudert Plastikbecher, Müll und alles herum, das nicht niet und nagelfest verpackt ist. Mehr als 20 000 Festivalbesucher – viele waren extra fürs Wochenende angereist, rennen zu den Notausgängen, schreien, suchen ihre Freunde. Innerhalb von knapp zehn Minuten war das Infield geräumt.