Grafenau
"Traut’s euch einfach": Frauenpower für technische Berufe

21.07.2022 | Stand 21.09.2023, 22:56 Uhr

Die Urkunden verlieh Projektbetreuerin Petra Stadlhuber (vorne l.), mit Daniela Tkotz (r.) von der bayme vmb. Leider konnten nicht alle 15 Mädchen bei der Vergabe dabei sein. −Fotos: Koschinski

Tätigkeiten, die etwas mit Technik oder Naturwissenschaften zu tun haben, sind nichts für Mädchen. So zumindest scheint es immer noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert zu sein. Oft werden sie als "typische Männerberufe" deklariert. Um diesen Geschlechterrollen entgegenzuwirken, findet seit 2013 jährlich an 17 Standorten in Bayern die "Girls’ Day Akademie" statt. Sie soll junge Mädchen für technische Berufe begeistern. Bei der Abschlussveranstaltung am Mittwoch an der Staatlichen Realschule konnten die Förderer eine positive Bilanz ziehen.

Technikberufe fürFrauen attraktiv machen

MINT-Fächer: Die Abkürzung steht für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Der Anzahl der weiblichen Personen, die später einmal einen technischen Beruf ergreifen, liegt bei gerade mal rund 25 Prozent. Das ist Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayme vbm, zu wenig. Unter dem Zusammenschluss der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände (bayme vbm), der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit und des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, wollen die Verbände mit einer frühzeitigen Berufsorientierung die Technikbegeisterung von Frauen in jungen Jahren wecken, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

120 Stunden zusätzlichzum regulären Unterricht

Das Projekt an der Realschule Grafenau hatte auch heuer Erfolg. Ein Jahr lang trafen sich freiwillig 15 Mädels immer am Mittwochnachmittag. Sie absolvierten zusätzlich zum regulären Unterricht 120 Stunden in MINT-Fächern.

Das Projekt habe gezeigt, dass Mädchen sehr wohl für diese Fächer geeignet seien, wie Projektbetreuerin Petra Stadlhuber sagten. "Ich hoffe, dass einige von ihnen später auch in die MINT-Berufe gehen werden."

Teil des Abendprogramms waren Interviews mit den Förderinnen und Fördern der "Girls’Day Akademie". Daniela Tkotz von der bayme vbm engagiert sich in diesem Bereich, weil sie junge Mädchen für die MINT-Berufe begeistern und ihnen die Vorurteile vor den Berufen nehmen will. "Ich finde es super, dass es so ein Projekt gibt. Die Mädchen können sich ohne die Jungs ausprobieren und in die MINT-Berufe reinschnuppern."

Daniel Biebl, von der Sesotec GmbH Schönberg, sah das ähnlich. Theresa Lorenz, von der Thomas-Krenn.AG in Freyung, sprach aus eigener Erfahrung. "Als Mädchen in einen technischen Beruf einzusteigen, hat eine gewisse Hemmschwelle. Mein Tipp für junge Frauen: Traut’s euch einfach! Mehr als schiefgehen kann’s nicht."

Frauen sollen sichmehr trauen

Beim Reinschnuppern fanden viele Aktionen und Projekte statt. Eine davon in Kooperation mit der Thomas-Krenn.AG. Gemeinsam zerlegten sie einen alten Computer, um dessen Innenleben kennenzulernen. Und weil es den Mädels so gut gefiel, machten sie es noch ein zweites Mal. Es gab auch einen Selbstverteidigungskurs sowie Berufsberatung mit Claudia Pflanzl von der Bundesagentur für Arbeit.

Eines der Projekte war die "Wurmkiste" – ein Schnellkompostsystem, das nach drei Monaten Blumenerde produziert. In eine Holzkiste mit Auffangbecken kam Erde, dazwischen Kompostreste und Würmer. Ein anderes Projekt war ein Süßigkeitenautomat, der künftig im Schulhaus für alle Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stehen soll. Als Abschluss des Programms geht es für die Mädchen nun auf eine Fahrt nach Linz.

Und was sagen die Schülerinnen selbst nach der "Girls’Day Akademie"?

Anabel, 15: "Frauen sollten mehr in die MINT-Berufe. Sie haben ganz andere Ideen. Ich kann mir vorstellen, in so einem Beruf zu arbeiten."

Emma, 14: "Ich hab gelernt, dass auch Frauen in solchen Berufen arbeiten können, wenn es ihnen Spaß macht. Ich will technische Produktdesignerin bei Sesotec werden."

Kathi, 14: "Man bekommt mit, dass diese Berufe nicht nur für Männer sind. Wir können das auch und sogar mehr. Ich war sehr überrascht, was ich alles kann."

− sk