Erlangen
Studie zeigt dramatischen Gletscherschwund in den Alpen

25.06.2020 | Stand 25.06.2020, 17:09 Uhr

Fast verschwunden: der Blaueisgletscher am Hochkalter, aufgenommen im Herbst 2018. −Foto: Bartl Wimmer

Der Klimawandel lässt die Gletscher in den Alpen rasch schwinden. Wie dramatisch die Situation ist, berichten Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg im Fachmagazin "Nature Communications".

Demnach verloren die Gletscher der Alpen seit der Jahrtausendwende bis 2014 etwa ein Sechstel (17 Prozent) ihres Eisvolumens - mehr als 22 Kubikkilometer. Besonders betroffen sind die Schweizer Alpen.

In der Studie untersuchten die Erlanger Geografen erstmals die kompletten Alpen statt nur einzelner Gletscher oder Regionen. Dafür nutzten sie Daten von Radarsatelliten, um dreidimensionale Modelle der Erdoberfläche zu erstellen, und kombinierten diese mit optischen Satelliten-Aufnahmen. Dadurch konnten sie Fläche und Höhe der Gletscher messen. "Der Vorteil ist, dass man das Gletschervolumen im Ganzen betrachten kann", sagt Christian Sommer vom Institut für Geografie.

Der größte Eisverlust in den Schweizer Alpen

Den größten Eisverlust stellten die Forscher in den Schweizer Alpen fest. "Diese haben die größten Gletscherflächen und gleichzeitig die größten Schmelzraten", sagte Sommer. So schmolz die Oberfläche des Großen Aletschgletschers im Schweizer Wallis, dem größten Gletscher der Alpen, um mehr als 5 Meter pro Jahr in den unteren Lagen. "In den höchsten Lagen der Zentralalpen scheint es dagegen noch keine Eisschmelze zu geben", sagte Sommer.

Ganz anders in den Randgebirgen: Da beobachteten die Forscher einen Rückgang der Gletscher auch in den höheren Lagen. "Das spricht dafür, dass die Randbereiche die ersten Regionen sein werden, die künftig eisfrei sind", sagt Sommer.

Noch gibt es fünf Gletscher in den bayerischen Alpen: Den Nördlichen und Südlichen Schneeferner auf der Zugspitze, den Höllentalferner im Wettersteingebirge, den Watzmanngletscher und den Blaueisgletscher in den Berchtesgadener Alpen. Bayerns Gletscher, von Hause aus eher klein, sind inzwischen auf Reste zusammengeschmolzen. Die Gesamtfläche betrug letztes Jahr nur noch knapp 50 Hektar – einen halben Quadratkilometer. Der Nördliche Schneeferner und der Höllentalferner sind mit je etwa 20 Hektar Fläche die beiden größten Gletscher. Vom Südlichen Schneeferner und dem Blaueis sind je nur 3,5 Hektar große Eisflecken geblieben – das entspricht je fünf Fußballfeldern. Der Watzmanngletscher misst gerade noch 2,6 Hektar (Stand 2018). Forscher gehen davon aus, dass diese Eisreste bis zum Jahr 2030 oder spätestens 2040 ganz vom Klimawandel aufgezehrt sein werden.

− dpa/str