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Recht auf Homeoffice: So stehen SPD, Grüne und FDP dazu

15.10.2021 | Stand 12.10.2023, 9:57 Uhr

Ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice für Deutschland dürfte vielen Beschäftigten gefallen. Laut Umfragen wünscht sich eine große Mehrheit von Arbeitnehmern auch nach Corona tagesweise von zu Hause aus arbeiten zu können. −Foto: dpa

Ein Recht auf Homeoffice würde wohl vielen gefallen. Wie SPD, Grüne und FDP dazu stehen, lesen Sie hier:

Eine Ampelregierung soll es also werden: Seit Montag sondieren die Unterhändler der SPD, Grünen und FDP, um die Weichen für eine Koalition zu stellen. Es gilt, Gemeinsamkeiten zu bestimmen und Differenzen zu überwinden. "Kommen wir auf einen Nenner?", lautet die spannende Frage - unter anderem beim Thema Homeoffice. Wir verraten, wie die Parteien dazu stehen.



Homeoffice gab es auch vor der Corona schon, doch erst während der Pandemie hat das Thema so richtig Fahrt aufgenommen. Kurzerhand wurden ganze Büros leergeräumt, die Arbeit vom heimischen Schreibtisch aus erledigt. Viele haben das Homeoffice durch die Zeit während Corona lieben gelernt und wollen es eigentlich beibehalten - zumindest tageweise.

Doch nicht immer ziehen die Arbeitgeber mit. Denn ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice besteht in Deutschland nicht. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern mobiles Arbeiten oder Homeoffice anbieten, tun das freiwillig und auf Grundlage interner Betriebsvereinbarungen.

Nach dem Wegfallen der Bundesnotbremse und der damit verbundenen Pflicht, Arbeitgebern wo möglich Homeoffice anzubieten, sind viele vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen zur Anwesenheitspflicht zurückgekehrt.

Die Parteien und ihre Positionen

Die SPD lässt bei der Frage nach dem Homeoffice keinen Spielraum für Interpretationen. "Wir werden einen Rechtsanspruch auf mobile Arbeit einführen. Grundsätzlich sollen Beschäftigte bei einer Fünf-Tage-Woche mindestens 24 Tage im Jahr mobil oder im Homeoffice arbeiten können, wenn es die Tätigkeit erlaubt", heißt es im Programm.

Ähnlich, jedoch weniger konkret, formulieren es die Grünen: "Die Möglichkeit zur Selbstbestimmung im Arbeitsleben wollen wir (...) erhalten und stärken, indem wir ein Recht auf mobiles Arbeiten einführen - mit Blick auf betriebliche Möglichkeiten, aber auch mit strikten Schutzkriterien und starkem Einfluss der Interessenvertretungen versehen."

Die FDP will hingegen kein Recht auf Homeoffice einführen, mobiles Arbeiten und Homeoffice sollen lediglich "gestärkt werden". Von zu Hause aus arbeiten soll möglich sein, müsse aber "beantragt und vom Arbeitgeber geprüft und mit der oder dem Beschäftigten erörtert werden", heißt es im Wahlprogramm. Neu ist dieser Ansatz nicht. Der sogenannte Erörterungsanspruch entspricht dem, was SPD und Union im Koalitionsvertrag 2017 vereinbart hatten.

Arbeitsminister scheiterte am Kanzleramt

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte Ende 2020 versucht, ein "Mobile Arbeit Gesetz" für einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice einzuführen und einen entsprechenden Entwurf vorgestellt. Er war damit jedoch bereits am Bundeskanzleramt gescheitert. Man sehe Heils Entwurfspapier als nicht geeignet für die weitere Abstimmung zwischen den Bundesministerien an, hieß es damals. Kritik für Heils Vorschlag kam auch von der FDP. "Ich kann doch nicht im Bundestag zentral entscheiden, wo das mobile Arbeiten passt und wo nicht", sagte etwa der FDP-Arbeitsmarktpolitiker Johannes Vogel.

Gegenwind aus der Wirtschaft

Versuchen, beim Ganzen ein Wörtchen mitzureden, werden sicherlich die deutschen Wirtschaftsverbände und auch die Vertreter der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. Nach dem Wegfallen der Bundesnotbremse Ende Juni hatten viele Wirtschaftsverbände klare Stellung zum Thema bezogen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Arbeitgeberverband BDA beispielsweise hatten strengere Vorgaben für Unternehmen zurückgewiesen. BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter hatte eine mögliche Verpflichtung zum Homeoffice sogar als "unnötig" und "unnütz" bezeichnet. Ähnlich hatte sich der Präsident der IHK für München und Oberbayern, Klaus Josef Lutz, geäußert.

Auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zeigte sich gegenüber einem Recht auf Homeoffice kritisch. "Die Entscheidung ,Homeoffice oder nicht‘, muss immer eine Entscheidung des Unternehmens sein. Sie darf nicht staatlich angeordnet werden", betonte der Verband damals. Die vbw befürchte durch Homeoffice zudem Verluste bei Produktivität, Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit.

Viele Arbeitnehmer wünschen sich Homeoffice

Neun von zehn Beschäftigten würden laut einer Studie der Krankenkasse DAK Bayern gerne - tageweise - weiter von zu Hause aus arbeiten. 90 Prozent gaben demnach an, auch künftig mindestens ein Viertel ihrer Arbeitszeit daheim ableisten zu wollen; 46 Prozent wollen höchstens zur Hälfte, 10 Prozent fast gar nicht mehr ins Büro zurück. Umfragen wie diese gibt es viele, die Ergebnisse sind ähnlich. Der Schluss liegt also nah, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice begrüßen würde.

Spannend wird also jetzt, wer sich - gesetzt die Ampel-Koalition kommt zustande - beim Thema Homeoffice durchsetzen kann oder ob man sich gegebenenfalls auf einen Kompromiss einigen wird.

− DK