Mühldorf/Waldkraiburg
Prozess: "Der hat mich einfach abgestochen!"

14.01.2019 | Stand 19.09.2023, 6:14 Uhr

−Symbolfoto: dpa

"Ich bin abgestochen worden", schrie ein 23-jähriger Türke panisch, während er über die Straße humpelte. Um den Messerstich im Oberschenkel des jungen Mannes hatte sich auf der weißen Hose ein Blutfleck gebildet, der sich schnell ausbreitete. Sein bester Freund, ein 22-jähriger Türke, kämpfte zur selben Zeit gegen seine Benommenheit. Er hatte kurz zuvor einen Messerstich in die Beckengegend abbekommen: "Ich habe gespürt, wie die Klinge den Knochen trifft." Danach war er mit einem Faustschlag aufs Auge zu Boden geschickt worden.

Der blutigen Auseinandersetzung vor dem Waldkraiburger Kino in der Nacht des 13. Juli 2017 war ein Familienstreit vorausgegangen. Zwei türkischstämmige Brüder aus Ampfing, 32 und 36 Jahre alt, müssen sich derzeit vor dem Mühldorfer Schöffengericht für die Messerstecherei verantworten. Die Verhandlung musste unterbrochen werden, weil einige Zeugen nicht erschienen waren.

Für den Richter gestaltet sich die Wahrheitsfindung schwierig

Der Vorwurf gegen den Messerstecher und seinen älterer Bruder lautet auf gefährliche Körperverletzung. Die Wahrheitsfindung gestaltet sich für den Vorsitzenden Richter Florian Greifenstein schwierig. Nach mehr als sechs Stunden Zeugenbefragungen ist immer noch nicht klar, wer das Messer mitgebracht hatte. Und auch bei der Schilderung des Tatablaufs driften die Aussagen auseinander. Jede der beiden Gruppen hat ihre eigene Version. "Ich habe den Eindruck, dass sich die Zeugen abgesprochen haben", so Greifenstein. Er habe außerdem das Gefühl, sie würden Informationen zurückhalten. Mehrfach belehrte er die Männer, im Zeugenstand die Wahrheit sagen zu müssen.

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