Die bemerkenswerte Reise einer kleinen Taube verzückt gerade das halbe Rottal! "Täglich werde ich gefragt, wie es ihr geht", sagt Fritz Lindinger aus Ruhstorf an der Rott (Landkreis Passau) der "Am Sonntag". Er hat Anfang August eine völlig erschöpfte Brieftaube auf dem Parkplatz eines Passauer Möbelhauses aufgelesen. "Ich habe sie beim Autofahren auf den Schoß gesetzt und sie mit nach Hause genommen. Dort habe ich sie mit Spezialfutter wieder aufgepäppelt."
Der befreundete Taubenzüchter Franz Huber aus Bad Griesbach, in der Szene ein echter Experte, hat dem unerfahrenen Tierfreund ein paar gute Tipps gegeben. "Irgendwie hat mich dieser kleine Vogel begeistert und ich habe angefangen, mich mehr damit zu beschäftigen", so Fritz Lindinger. Er stellte auf eigene Faust ein paar Recherchen an, wo das Tier eigentlich herkommt. "Auf dem Ring am Fuß war ein internationaler Registrier-Code. So konnten wir nachforschen, dass die Taube einem Züchter in Polen gehört.
Bei Wettkampf-Flug in Brüssel vom Ziel abgekommen
Wir haben ihn angerufen und überraschendes erfahren. Der Züchter hat die Brieftaube namens "Golab 1001" bei einem Wettkampf-Flug im belgischen Brüssel starten lassen. Irgendwie muss sie dann vom eigentlich Ziel abgekommen und 800 Kilometer später erschöpft in Passau gelandet sein." Schnell war die Idee geboren, die Taube wieder an ihr eigentliches Ziel zu bringen. Am 5. August brachte sie Fritz Lindinger um 8 Uhr früh auf die Anhöhe Kurfürst in Bad Griesbach. Von dort aus ließ er Golab dann starten. "Niemand wusste, ob das Tier zuhause ankommt, denn unterwegs können Unwetter sein oder Greifvögel die Taube töten", so Lindinger.
Es war also ein banges Warten mit etwas Wehmut, denn die kleine Taube hatte sich schon tief ins Herz des Rottalers gekämpft. Am 17. August um 18.58 Uhr schließlich der erlösende Anruf: "Golab ist tatsächlich in Krakau bei seinem Züchter angekommen. Er hat mir bei Whatsapp sofort eine Nachricht und ein Foto geschickt", erklärt Lindinger freudig. "Ich bin wirklich fasziniert, was so kleine Tiere leisten können. Ein 750 Kilomeer langer Flug von Passau nach Polen - es ist erstaunlich. Ich sehe Tauben jetzt mit ganz anderen Augen als früher."
Taubenvater Fritz Lindinger fand das erschöpfte Tier, päppelte es auf und ließ es wieder frei.
