Grainet
PNP-Volontär: Durchaus erfolgreicher Tag als Schwammerlfuchs

01.09.2020 | Stand 20.09.2023, 0:46 Uhr

Pfifferlinge, Steinpilze, Rotfuß-, Maronen- und Hexenröhrlinge: Für eine Suppe hat’s locker gereicht. −Fotos: Meirandres

Rein in den Wald – und damit mitten rein in die Welt der Schwammerl. PNP-Volontär Sebastian Meirandres begibt sich auch in seiner oberbayerischen Heimat Rosenheim jedes Jahr auf Pilzsuche, schon seit er ein kleiner Bub ist. Jetzt hat der 24-Jährige zusammen mit seinen Eltern Andrea (54) und Markus (55) die Fährte der essbaren Bodenschätze des Bayerischen Waldes aufgenommen. Kann das Schwammerlangebot hier mit dem in Oberbayern mithalten?

Von wahren Pilz-Giganten ist im Bayerischen Wald immer wieder zu hören, kiloschwere Steinpilze finden die Menschen da und schicken Bilder davon der PNP. Zighundert Arten soll es hier geben, darunter wahrhafte Leckerbissen wie Steinpilz und Pfifferling. Doch vor den Pilzen gilt es erst mal, einen geeigneten Platz zu finden. Gar nicht so leicht wie zu Hause, wo die Plätze Jahr für Jahr die gleichen sind und zuverlässig Röhrlinge en masse liefern.

Doch im Bayerwald einen Schwammerlfuchs finden, der seine geheimen Fundorte preisgibt? Fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dr. Fritz Haselbeck, der sich selbst zwar nicht als den großen Schwammerlgänger bezeichnet, aber eben ortskundiger Biologe ist, rät die Wälder um Vorderfreundorf. Also auf nach Vorderfreundorf, wo der Wald hinter dem Fußballplatz schon in der Satelliten-Ansicht auf Google Maps unermesslich groß zu sein scheint. Ob die Schwammerl dort in Sachen Größe mithalten können?

Regen, Regen und noch mal Regen. Für das Gemüt und die Klamotten eher weniger förderlich, ist das nasse Wetter für die Schwammerl umso besser. Schließlich war der Sommer trocken und ohne Wasser wächst eben nichts. Also Regenjacke an und in Bewegung bleiben, damit es nicht kalt wird. Die erste halbe Stunde ist hart. Kein Schwammerl in Sicht, nicht einmal "Gfraß", wie Andrea und Markus nicht essbare Pilze bezeichnen. Langes Gras wuchert über den Waldboden, der ideale Schwammerlplatz ist das nicht. Und es gibt noch ein Problem: Der "Scan-Blick" muss erst aus dem Dornröschenschlaf erwachen, schließlich ist die letzte Pilzsuche ein knappes Jahr her, die Augen sind noch in der Schwammerlpause. Also tiefer hinein in den Wald, eine Senke hinab. Und siehe da: Fliegenpilze, gelbe Korallen, Täublinge – so langsam entwickelt sich der Schwammerlblick, auch wenn er zunächst nur für "Gfraß" gut ist. Von Leckerbissen noch keine Spur.

Plötzlich schimmert etwas Braunes durch das Dickicht. "Ein Maroni", sagt Markus überzeugt. Zumindest sah es so aus – der erste erwähnenswerte Speisepilz des Tages war jedoch ein Flockenstieliger Hexenröhrling, dem Maronenröhrling von oben sehr ähnlich. Doch der rote, bei Druck stark blauende Schwamm entlarvt ihn. Wenige Meter weiter inmitten von Heidelbeersträuchern die ersten knallorangen Pfifferlinge flankiert von Rotfußröhrlingen. Beides super Speiseschwammerl. Doch wo sind die Steinpilze?

Nicht ganz zufrieden, mit nur halb voller Tüte und leerem Magen geht es zurück zum Auto für eine kleine Brotzeit. Die Stockschützen des FC Vorderfreundorf haben sich inzwischen im Vereinsheim eingefunden und schauen neugierig, was da für klitschnasse Gestalten aus dem Wald spazieren. "Habt’s was gfunden?" "A bisserl was." Aber für eine Suppe hätte das noch nicht gereicht. Die netten Stockschützen haben da einen Tipp: "Fahrt’s weiter rauf in den Wald." Gesagt, getan. Einige Kilometer die Bergstraße hinauf. Mehr Nebel, kälter und noch feuchter, wenn das denn geht. Eine berechtigte Frage mit Blick auf die durchnässten Klamotten. Doch das Ziel ist klar: Genug Schwammerl für eine Suppe finden. Davor darf keiner heimfahren. Das ist ungeschriebenes Gesetz in der Zunft der Pilzsammler.

Also noch mal rein ins Unterholz. Nach fünf Metern schon der erste Maronenröhrling, wenig später eine Gemeine Hundsrute, die riecht, wie sie heißt: nach Hundekot. Kein Wunder, schließlich ist sie mit der Stinkmorchel verwandt. Daneben endlich der erhoffte Gigant: ein handgroßer Sommersteinpilz. Das, wofür jeder Schwammerlfuchs in der Früh aufsteht. Im Umkreis noch weitere Artgenossen, wenn auch nicht von so kapitalem Ausmaß. "Aber des dagibt", sagt Markus.

Die Stippvisite in die höher gelegenen Wälder hat sich gelohnt, für eine Suppe reicht’s. Und die ließ sich die Familie Meirandres schmecken.