Erste Liga der Klassik
Passauer Florian Willeitner wird Geiger im Vision String Quartet

10.11.2021 | Stand 21.09.2023, 23:31 Uhr

Ihr Kunststück besteht darin, traditionelle Klassikfans ebenso zu begeistern wie ein junges Publikum: das (englisch nur mit einem t geschriebene) Vision String Quartet mit Florian Willeitner (von links), Daniel Stoll, Leonard Disselhorst und Sander Stuart. −Foto: Sander Stuart

Talent sollte man mittlerweile nicht mehr sagen, längst ist Florian Willeitner an der Geige und als Komponist und Arrangeur ein Ausnahmekönner. Seine Werke wurden im Wiener Musikverein und bei der Salzburger Mozartwoche uraufgeführt, mit seinem New Piano Trio wie mit dem Künstlernetzwerk Pool of Invention fusioniert er Klassik, Jazz und Pop, für das renommierte Label ACT hat er dieses Jahr die CD "First Strings On Mars" eingespielt. Jetzt ist der 1991 geborene Passauer endgültig in der ersten Liga der klassischen Musikszene angekommen: Florian Willeitner ist neuer erster Geiger im Vision String Quartet, das nicht nur deutschlandweit, sondern international zur Spitze der jungen Ensembles zählt.



Wer vielleicht beim Festival Eggenfelden klassisch war, weiß, worum es sich handelt: Das Quartett spielt klassische Kammermusik auf feinstem Niveau (und komplett auswendig, was eine flexible wie hochkonzentrierte Darbietung ermöglicht) – und präsentiert in der zweiten Konzerthälfte als Markenzeichen ein eigenes Repertoire, in dem Begriffe wie Klassik, Pop und Jazz letztlich gleichgültig werden. Zwei Konzerte hat Willeitner schon gespielt mit dem Ensemble, in Florenz und in Detmold, demnächst geht es in die Alte Oper nach Frankfurt, in die Elbphilharmonie nach Hamburg, ins Berliner Konzerthaus, nach Italien, Israel, Japan, Südkorea, und 2023 nach Australien.

"Ich kenne die Jungs seit Beginn", sagt Willeitner im Telefonat mit der PNP, "wir sind eine Clique, die vor zehn Jahren das innovative Festival Podium Esslingen mitbegründet hat. Ich habe sie immer verfolgt, weil wir uns inhaltlich sehr nahe stehen: Musik zwischen den Welten, Klassik, Jazz, Pop – Vision String ist das eine Quartett, das mit seinem Konzept für mich unglaublich viel Sinn macht."



Die Musiker stehen seit Jahren in Kontakt, seinen Vorgänger Jakob Encke, der beruflich neue Wege einschlägt, nennt Willeitner einen guten Freund. Im Juni fragte das Quartett bei ihm an, und er sagte zu. "Es hat vom Profil her perfekt gepasst." Dass Willeitner bei ACT noch vier Alben als Solokünstler vorlegen muss und das Vision String Quartet bei Warner veröffentlicht – "das wird irgendwie gehen, das sich die Labels einigen", glaubt der Künstler, der die große Stärke seines neuen Ensembles darin sieht, dass es beides schafft: "Das Quartett hat sich in den etablierten Kammermusikreihen großer Häuser und Zyklen mit klassischem Repertoire etabliert – und es konfrontiert die ,Klassikhardliner‘ im zweiten Konzertteil mit einer ganz neuen Art, mit den Instrumenten umzugehen."

Willeitners Erfahrung ist, dass auch ein traditionelles Publikum die vielfältigen Sounds und Techniken gerne annimmt. "Das gefällt denen irrsinnig, diese Musik ist nichts, wovor man Angst haben muss, das steht im besten Sinne in der klassischen Tradition."

Raimund Meisenberger