Von Freude bis "bitte mit Auflagen"
Oktoberfest in München findet statt: Reaktionen aus der Politik

29.04.2022 | Stand 20.09.2023, 2:27 Uhr

Ohne Corona-Auflagen soll das Oktoberfest in München in diesem Jahr über die Bühne gehen. Das finden nicht alle gut. −Foto: Matthias Balk/dpa

Nach zwei Jahren Corona-Pause findet das Münchner Oktoberfest heuer wieder statt, wie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Freitag mitteilt. Ohne Auflagen. Das finden nicht alle gut.



Am 17. September soll es somit auf der Theresienwiese erstmals wieder heißen: "Ozapft is". Das Fest dauert bis zum 3. Oktober. Rund sechs Millionen Besucher lockte das größte Volksfest der Welt vor der Pandemie an. 2020 und 2021 war es wegen Covid-19 abgesagt worden. Längere Pausen gab es in der über 200-jährigen Geschichte des Volksfestes nur in Kriegszeiten.

OB Reiter wollte Wiesn mit Auflagen

OB Reiter hatte aber auch deutlich gemacht, dass er gern eine Wiesn mit Auflagen gesehen hätte. Er hoffe, dass sich im Herbst die Lage nicht zuspitze, Bund oder Freistaat dann eine "weitere Kehrtwende" vollzögen und das Oktoberfest kurzfristig doch abgesagt werde, sagte er.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte klargestellt, dass das Oktoberfest nach seiner Überzeugung "zumindest nach rechtlichen Gesichtspunkten" stattfinden müsse. "Ich finde, wir sollten das tun", sagte er auch. Entsprechend drückte er nach der Entscheidung auch seine Freude aus: "Ein gutes Signal gerade auch in schwerer Zeit", schrieb der CSU-Politiker am Freitag bei Twitter. "Ich werde gerne hingehen und freue mich auf die erste Mass."

Erleichterung bei Wirten und Schaustellern

Die Wiesnwirte und Schausteller zeigen sich über die Entscheidung erleichtert. "Das ist fast nicht in Worte zu fassen. Es ist schön, wirklich", sagte Peter Inselkammer, Wirtesprecher und Wirt des Armbrustschützenzelts, im Bayerischen Rundfunk am Freitag. Schausteller-Sprecherin Yvonne Heckl sagte: "Ich bin sprachlos. Ich kann"s noch gar nicht fassen. Ich könnte eigentlich heulen vor lauter Freude." Laut Reiter wird die Wiesn ohne Zugangsbeschränkungen geplant. Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga begrüßte die Entscheidung. Diese "war unter den gegebenen Umständen alles andere als einfach, sie verdient deshalb Respekt", sagte Dehoga-Bayern-Präsidentin, Angela Inselkammer.

Aiwanger: "Richtige Entscheidung"

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte: "Das ist die richtige Entscheidung. Wir brauchen wieder Gelegenheiten, zusammen zu feiern." Das Fest sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor nicht nur für München, sondern für ganz Bayern, sagte der Vize-Ministerpräsident einer Mitteilung zufolge. "Standlbetreiber, Hotellerie, Taxiunternehmen, Einzelhandel und die gesamte Gastronomie samt Zulieferer, aber auch die Freizeitwirtschaft brauchen die Wiesn, um sich von den wirtschaftlichen Einschnitten der Corona-Pandemie zu erholen."

Das sagt der Gesundheitsminister Holetschek

Und auch der bayrische Gesundheitsminister findet die Entscheidung, der Wiesn grünes Licht zu geben, vertretbar. "Es gibt gute Gründe dafür, das Oktoberfest in diesem Jahr wieder stattfinden zu lassen", sagte er am Freitag. "Dazu zählt auch die derzeitige Entwicklung der Corona-Pandemie." Holetschek mahnte jedoch, eine so große Veranstaltung mit Gästen aus vielen Länder berge natürlich Infektionsrisiken. "Auch deshalb ist es wichtig, dass wir uns intensiv auf den Herbst und eine mögliche neue Corona-Welle vorbereiten", sagte er.

Münchens Alt-OB Ude sieht Wiesn skeptisch

Münchens Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) rechnet mit einer neuen Corona-Welle im Herbst und glaubt noch nicht an ein Oktoberfest wie früher. "Ich kann mir vorstellen, dass letztlich eine sehr reduzierte Wiesn stattfindet, die aber mit dem Wiesn-Gefühl, das viele Münchner lieben, nichts zu tun hat", sagte der 74-Jährige der Münchner "Abendzeitung" (Samstag). "Eine endgültige Entscheidung fällt in allerletzter Minute. Und nicht in München. Sondern in Berlin", sagte Ude. Er selbst werde "vermutlich nicht" mitfeiern. Dass Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in diesen Wochen Festzelte besucht habe und sich mit Maßkrug, ohne Maske fotografieren ließ, finde er "sehr befremdlich, peinlich".

− dpa