Kirchberg/München
Oberbayerns Schreiner-Meisterpreis geht nach Zell

11.12.2017 | Stand 19.09.2023, 6:36 Uhr

"Camera obscura" nennt Gunther Pfeffer sein Schreiner-Meisterstück. In ausziehbaren Fächern aus Tannenholz und hellem Leder lassen sich Zubehörteile aufbewahren. − Foto: Fuchs

Großer Auftritt für Gunther Pfeffer vor 3000 Besucher im Münchner Messegelände: Der 24-Jährige aus Zell (Gemeinde Kirchberg im Wald) hat bei der Meisterfeier der Handwerkskammer München und Oberbayern den Preis als bester Schreiner erhalten.

Fast 1600 Meister erhielten ihre Zeugnisse, darunter 127 Schreiner. Auch der Meisterpreis der Staatsregierung ging an Gunther Pfeffer. Er hatte nicht nur mit vier Mal Note eins in den Prüfungsteilen gepunktet, sondern auch mit seinem Meisterstück.

Mitterweile steht es wieder daheim im Betrieb von Vater Günther Pfeffer. Dort ist das Meisterwerk auch entstanden. Ein knapp mannshoher Fotoschrank, wie der junge Schreinermeister erklärt.

Der junge Zeller, selbst leidenschaftlicher Fotograf, hat einen Schrank gestaltet, in dem sich Fototasche, Stative, Objektive und sonstiges Zubehör stilvoll unterbringen lässt. Er lässt den Kontrast wirken zwischen den dunklen, nano-beschichteten Platten aus Phenolharz-Papier und dem weiß geölten Tannenholz. Allein schon die Zierfläche hat es handwerklich gesehen in sich: Hier hat Gunther Pfeffer feinste Leisten zu einem plastischen Rautenrelief verleimt, das mit Licht und Schatten spielt.

Hinter der Tür tauchen mehrere Fächer auf, die Böden hat der Schreiner mit Leder gepolstert. Die Schubläden sind selbstverständlich gezinkt gearbeitet, und auch bei der ausziehbaren Arbeitsfläche hat Pfeffer alle Register gezogen. Auch der Auszug mit seinen feinen Leisten ist komplett aus Tannenholz – er gleitet butterweich heraus. "Da hat sich eins aus dem anderen ergeben", meint er, "ein paar Hundert Stunden Arbeit stecken da schon drin".

Dem Projektsemester an seiner Meisterschule, den Schulen für Holz und Gestaltung des Bezirks Oberbayern in Garmisch-Partenkirchen, hat es Gunther Pfeffer zu verdanken, dass er derzeit auch in der Villa Stuck in München vertreten ist. Er hatte dort zum Thema "Traditionell-modern" seine "HeimaTruhe" entwickelt: Ein Sitzmöbel auf einer Truhe, die sich durch Aufrollen des Lattenrostes öffnen lässt. Damit war Pfeffer beim "Danner-Preis" erfolgreich, einem Kunsthandwerk-Wettbewerb.

Wie es bei Gunther Pfeffer jetzt beruflich weitergeht? Er ist als Meister ersteinmal wieder beim Yacht-Ausstatter Vetter-Munich eingestiegen. Aber auf längere Sicht kann sich der junge Bayerwäldler vorstellen, als Selbstständiger den väterlichen Betrieb zu übernehmen.

− jf