Islamistisches Motiv möglich
Nach ICE-Messerattacke: Ermittler finden IS-Propaganda bei Täter

16.11.2021 | Stand 21.09.2023, 4:16 Uhr

Einsatzkräfte am Tattag vor der Gaststätte am Bahnhof Seubersdorf, in dem die Bahnreisenden kurzzeitig untergebracht worden sind. Bei einer Messerattacke im ICE Passau-Hamburg waren Anfang November vier Menschen teils schwer verletzt worden. −Foto: Angelika Warmuth/dpa

Nach dem Messerangriff in der Oberpfalz im ICE Passau-Hamburg, bei dem mehrere Personen teils schwer verletzt worden waren, schließen die Ermittler einen islamistischen Hintergrund für die Tat nicht mehr aus.



Bei dem Beschuldigten - ein 27-jähriger Syrer, der zuletzt in einem Passauer Studentenwohnheim lebte - seien Propagandavideos der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gefunden worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft München am Dienstag mit. Außerdem deuten demnach Inhalte auf dem Facebook-Account des 27-Jährigen in diese Richtung.

Die Videos wurden den Angaben zufolge auf Datenträgern des Syrers gefunden. Zu weiteren Details machten die Ermittler zunächst keine Angaben. Unklar ist nach wie vor, ob eine extremistische Motivation bei der Tat tatsächlich eine Rolle gespielt hat.

Letzter Verletzte verließ am Montag das Krankenhaus

Der Mann hatte am 6. November in dem Zug, der zu dem Zeitpunkt zwischen Regensburg und Nürnberg unterwegs war, unvermittelt Mitreisende mit dem Messer angegriffen und vier Männer im Alter zwischen 26 und 60 Jahren teils schwer verletzt. Am Montag hat laut Generalstaatsanwaltschaft der letzte von ihnen das Krankenhaus verlassen können.

Nach einer ersten Einschätzung eines Gutachters waren die Ermittler zunächst davon ausgegangen, dass der Mann wahnhafte Vorstellung hat und seine Schuldfähigkeit zur Tatzeit aufgehoben war. Der Mann ist in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten aber von Anfang an betont, neben dem möglichen psychischen Motiv auch weitere Motivlagen eng im Fokus zu behalten.

Laut Generalstaatsanwaltschaft soll so bald wie möglich ein ausführliches und abschließendes Gutachten in Auftrag gegeben werden, in dem die Frage endgültig beurteilt werden soll, ob der Mann zum Tatzeitpunkt schuldunfähig oder vermindert schuldfähig war.

Das sagt der Verteidiger

Der Verteidiger des Beschuldigten, der Nürnberger Rechtsanwalt Maximilian Bär, sagte am Dienstag: "Das ist auch für die Verteidigung eine neue Entwicklung." Er müsse die neuen Beweismittel erstmal in Ruhe auswerten und sichten und dann mit seinem Mandanten besprechen.

Die bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelte Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) hatte laut der Mitteilung vom Dienstag bereits Ende vergangener Woche die Ermittlungen an sich gezogen. Das passiert immer dann, wenn bei einem Verfahren mit größerer Bedeutung eine extremistische oder terroristische Motivation im Raum steht.

− dpa/cav