Theater an der Rott
Musical-Uraufführung "Die kritischen Torschlussjahre" in Eggenfelden

11.01.2022 | Stand 20.09.2023, 0:14 Uhr

Was tut man nicht alles, um sich interessant zu machen für einen möglichen Partner. Hannah (Yvonne Köstler) inszeniert sich bei ihrer Suche im Internet besonders sinnenfreudig. −Foto: Rupert Rieger

Wirklich jung bist du nicht mehr mit 48. Die Geburtstagsparty ist gefeiert, die Gäste sind weg, die Gastgeberin: allein. Wie kam das? Sie kommt ins Grübeln, erinnert sich an ihre Suche nach dem, wonach doch alle suchen, oder etwa nicht? Eine feste Beziehung, Kinder, ein Haus, ein gemeinsames Leben. Doch es hat nicht sollen sein. Über dieses Thema hat das Eggenfeldener Theater an der Rott ein Musical entwickelt, das am Samstag, 15. Januar, uraufgeführt wird. "Die kritischen Torschlussjahre" heißt das Stück, und wie schon "Mein Kampf" kommt das "Mono-Musical" mit einer einzigen Darstellerin aus.

Zugrunde liegt dem neuen Stück ein Kabarett-Programm der Australierin Laine Loxlea-Danann. Landsmann Dean Wilmington, Musikchef am Theater an der Rott, hat mit der dänischen Regisseurin Marianne Kjær Klausen das Musical daraus entwickelt: Die Musik in Stile von Swing, Cha Cha Cha und Gospel blieb weitgehend original, die Songtexte übertrug Wilmington ins Deutsche, die Sprechtexte stammen von Klausen. Aus der frontalen Ansprache ans Publikum wurde Musiktheater, getragen allein von Sängerin und Schauspielerin Yvonne Köstler – "eine wahnsinnig starke Darstellerin", schwärmt die Regisseurin im Gespräch mit der PNP.

Wie also definiert sich jemand, dessen Leben abweicht von der üblichen Definition von Glück? "Die kritischen Torschlussjahre" begleitet die Protagonistin Hannah und das Publikum mit Liedern zurück in die Erinnerung an verschiedene Lebensabschnitte: Wie sehr hat sie gesucht, wo hat sie versucht, einer Norm zu entsprechen, welche Irrwege gab es auf diesem Weg, und wie kommt sie heute damit zurecht, dass sie anders lebt, als sie immer gedacht hatte, wie es sein müsste.

"Hannah findet heraus, dass es nicht das einzig wahre Leben gibt, sondern verschiedenste andere Lebensentwürfe." Ihre Erinnerungen sind teils melancholisch, manchmal auch witzig. "Sie ist eine heitere, lebensfrohe Frau! Die geht ins Leben hinaus und geht das Leben an! Ein sehr starker Charakter", findet Klausen.

Die "Band" besteht wie im bundesweit registrierten und gelobten Hitler-Musical aus Dean Wilmington am Piano, wie in "Mein Kampf" singt er auch hier und da. Wegen der bayerischen 25-Prozent-Auslastungsregel dürfen im Studio des Theaters 25 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz nehmen. Die Ausstatterin Julia Krawczynski habe als Bühnenbild eine abstrahierte Wohnung geschaffen, die sich assoziativ in verschiedenste Orte verwandelt.

Romane, Filme, Märchen und auch genug heutige Serien vermittelten immer noch das Bild des einen gelungenen Lebens, kritisiert Klausen. "Ich möchte erzählen, dass es in Ordnung und schön sein kann, allein zu sein. Das Leben gestaltet sich unterschiedlich für alle Menschen."

Raimund Meisenberger



Zu sehen Sa./So. 15./16. Januar, danach untypischerweise Mi./Do. 26./27.1 und 2./3. Februar, schließlich Fr.–So. 11.–13. Feb., Karten: theater-an-der-rott.de