Sammlung von Peter Schmidt
Museumszuwachs in der Region: Stiftungsmuseum in Waldkraiburg zeigt Genremalerei

15.07.2022 | Stand 21.09.2023, 0:39 Uhr
Petra Kähsmann

Zeitgenössisch-modern präsentiert sich der geradlinige Neubau an der Braunauer Str. 8a mit einem ausgeklügelten Beleuchtungs- und Raumklimakonzept. −Fotos: Sammlung Peter Schmidt Stiftung (2), Kähsmann (2)

Das neue Stiftungsmuseum "Bilder erzählen – Sammlung Peter Schmidt" erlaubt ein intensives Eintauchen in "Momentaufnahmen des Alltags" oder "soziale Tendenzbilder" wie die Genremalerei gerne beschrieben wird. Diese Stilrichtung geht zurück bis in die Antike, wurde durch Jan Bruegel der Ältere im 16. Jahrhundert sehr bekannt und erlebte durch die Düsseldorfer und Münchner Schule im 19. Jahrhundert einen weiteren Höhepunkt. Letztgenannten ausdrucksstarken Bildern gibt die Sammlung von Peter Schmidt ein großes Podium.

Begonnen hat alles mit dem Kauf des ersten Bildes im Jahr 1954 in Wien: "Der Maler in der Wirtsstube", von Friedrich von Keller, einem Münchner Maler. Es war zeitlebens eines der Lieblingsbilder von Peter Schmidt, vielleicht der Tatsache geschuldet, dass er es erst über einen längeren Ratenvertrag erwerben konnte. Infolge war es nie der Preis, der den Erwerb eines Bildes bewirkte, vielmehr achtete er auf Motiv, Ausdruckskraft und Farbe, ihn interessierte der Mensch an sich in Alltagssituationen, im Gasthaus, bei der Arbeit oder im Familienkreis. "In meiner Sammlung sind nur Genrebilder, die etwas erzählen", gab er einmal preis.

So entwickelte sich über die Jahre eine umfangreiche Gemäldesammlung mit Bildern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Düsseldorfer und Münchener Schule, mit Werken ihrer bekanntesten Vertreter Carl Theodor von Piloty, Wilhelm von Diez und Franz von Defregger sowie Ludwig Knaus, Benjamin Vautier und Christian Ludwig Bokelmann, aber auch deren Schüler oder internationaler Weggefährten. Frauen blieben damals Akademien verschlossen, für sie gab es nur Privatunterricht, wenn auch häufig von anerkannten Malern. Umso wertvoller sind zwei ausgestellte Werke der Münchnerin Hedwig Oehring und der in Düsseldorf tätigen Malerin Ernestine Friedrichsen. Ab den 80er Jahren widmete sich Peter Schmidt immer professioneller der Genremalerei und avancierte zum anerkannten Fachmann mit letztendlich über 240 Bildern in seinem Besitz.

Präsentiert werden 115 Bilder davon mit einem wohldurchdachten Konzept. Architekten haben die Platzierung der Stellwände im neuen Stiftungsmuseum vorgegeben und die beiden Kuratoren, Kunsthistoriker Dr. Helmut Hess und Kunsthistorikerin Julie Kennedy, bildeten Motivgruppen aus dem gesamten Gemäldeschatz. Kein einfaches Unterfangen, wie die Beiden bemerkten, es stellten sich Fragen etwa: "Wie geht man damit um?" oder "was muss man zeigen?" Als Orientierungshilfe für die Themengruppen fungieren Farben. Die blau eingefärbten Stellwände am Eingang zeigen Bilder, die für eine Einführung geeignet sind. Die grüne Farbe steht für Geselligkeit und ist Motiven mit Wirtshausszenen und ähnlichem vorbehalten. Gelb, die Farbe der Sonne, des Getreides, weist auf Arbeitswelten, etwa im bäuerlichen Bereich hin, während Gemälde auf rosa eingefärbten Stellwänden von Liebe und Sehnsucht zeugen. Helles grün indessen entführt in das Familienleben und die Welt der Kinder und Orange steht für Musik, Tanz und Gesang.

Kunstexperten bescheinigen der Sammlung einen hohen kunst- und kulturgeschichtlichen Wert. Es handele sich um Gemälde von hoher künstlerischer Qualität, in sehr gutem restauratorischen Zustand. Man kenne keine identische Sammlung weit und breit. Peter Schmidts größter Wunsch war, seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und damit auch Waldkraiburg etwas zurückgeben zu können, hatte er hier doch großen Erfolg. Aus diesem Grund stellte er bereits zu Lebzeiten Teile seiner Sammlung für mehrere Ausstellungen zur Verfügung.

Schließlich kam die Idee auf, die Bilder in eine Stiftung zu überführen und ein Museum am Standort Waldkraiburg zu erbauen. "Leider konnte er die Umsetzung seines Lebenstraums nicht mehr erleben", erzählt sein Schwiegersohn Axel Kuttner, der mit seiner Frau Daniela Schmidt-Kuttner den Stiftungsvorstand bildet, und fügt an, "ich habe ihm versprochen das Museum zu bauen." Das Haus soll vor allem ein Haus der Begegnung werden und sowohl museumspädagogische Programme für Kinder und Jugendliche beinhalten als auch abwechslungsreiche Veranstaltungen für Erwachsene, zudem sind wechselnde Ausstellungen angedacht. Für all diese Belange zeichnet Museumsleiter Andreas Seifinger verantwortlich.
Am Donnerstag, 28. Juli, öffnen erstmals die Museumspforten. Öffnungszeiten sind von Donnerstag bis Sonntag, jeweils 14 bis 17 Uhr. In der Eröffnungswoche von 28. bis 31. Juli ist der Eintritt frei. Es wird ein Rahmenprogramm geben, das ganz im Sinne von Peter Schmidt "Alt und Jung" zusammenbringen soll.

Petra Kähsmann

Infos unter www.sammlung-peter-schmidt. com