Deggendorf
Mömax und Kaufland: Investor kritisiert Stadt Deggendorf

05.12.2011 | Stand 21.09.2023, 0:34 Uhr

Die Entscheidung des Deggendorfer Stadtrats, die Ansiedlung von Mömax und Kaufland an der Graflinger Straße abzulehnen, wird in der Stadt heftig diskutiert. Im Gespräch mit der DZ hat nun Projektentwickler Johann Maurer sein Vorhaben erklärt und sein Befremden über den Verlauf der Stadtratssitzung zum Ausdruck gebracht. Für Maurer hat sich das Thema Deggendorf erledigt. Auch Pläne zum Kauf des früheren Hertie-Gebäudes am Oberen Stadtplatz werde er nun nicht mehr weiterverfolgen, sagte Maurer.

Seit 20 Jahren entwickelt der Österreicher Johann Maurer Einzelhandelsprojekte – zunächst waren es Einkaufszentren in den neuen Bundesländern, dann exportierte er das österreichische Modell der "Fachmarktzeile" nach Ost- und Südosteuropa. Weil dort die wirtschaftliche Lage schlechter wurde, versucht Maurer nun, die "Fachmarktzeile" nach Bayern zu bringen. In Deggendorf wollte er ein solches Projekt, ergänzt um einen großen Edeka-Markt, zwischen Graflinger Straße und B11 umsetzen.

Im Februar wurde das Vorhaben im Stadtrat knapp mit 18:16 Stimmen abgelehnt. Schon die damaligen Argumente gegen das Projekt – zu große Konkurrenz für die Innenstadt – konnte Maurer nicht nachvollziehen.

Immer wieder habe er von der Deggendorfer Politik gehört: "Wir bräuchten ein Möbelhaus." Deshalb habe er mit XXX-Lutz – ebenfalls Österreicher – Kontakt aufgenommen. Der Konzern habe ohnehin Interesse gehabt, mit einem Mömax-Markt nach Deggendorf zu kommen. Unrealistisch sei es dagegen, auf ein großes XXX-Lutz-Möbelhaus zu hoffen, so Maurer. Neue Häuser würden nur in Städten mit über 100 000 Einwohnern gebaut.

Weil Edeka in der Zwischenzeit zusammen mit dem Baulöwen Günther Karl einen Markt (nur 200 Meter entfernt) geplant hat, holte Projektentwickler Maurer nun Kaufland mit ins Boot. In der Woche vor der Sitzung stellte er die neuen Pläne in den Stadtratsfraktionen vor – "nur die Grünen schrieben mir, dass sie keinen Informationsbedarf hätten". Sein Eindruck sei gewesen, dass es nun in allen von ihm besuchten Fraktionen eine deutliche Mehrheit für das Vorhaben gegeben habe. Die abgespeckte Fachmarktzeile, die die Mömax- und Kaufland-Märkte weiterhin ergänzen sollte, sei auch nicht mehr als problematisch für die Innenstadt angesehen worden, schildert Maurer.

Und dann: "Bis zur Stadtratssitzung sind die umgefallen", sagt Maurer. Den Verlauf der Sitzung am Montag vergangener Woche nennt der Projektentwickler "seltsam". So habe er es noch nirgendwo zuvor erlebt, dass Stadträte während der Sitzung von Zuhörern "gebrieft" worden seien, welche Fragen sie stellen sollten. Sauer stieß Maurer und dem Vertreter von XXX-Lutz auch auf, dass Bürgermeister Peter Volkmer zunächst die Diskussion geleitet und sich unmittelbar vor der Abstimmung für befangen erklärt hat, um sich enthalten zu können. "In Österreich wäre es so, dass er dann auch die Diskussion nicht hätte leiten dürfen", sagt Maurer.

Er und XXX-Lutz würden nun aus der 16:15-Abstimmungsniederlage die Konsequenzen ziehen und Deggendorf meiden, sagt Maurer. In Anspielung auf Günther Karl, der die Sitzung als Zuhörer verfolgt hat, meinte er: "Es gibt hier offenbar einen, der so einflussreich ist, dass es keinen Sinn hat, weiterzumachen." XXX-Lutz brauche den Standort Deggendorf nicht, so Maurer: "Die haben die Deggendorfer in Passau und Regensburg sowieso. Und wenn sie etwas in der Gegend machen möchten, können sie auch nach Straubing gehen."

Freilich würde er noch einmal prüfen, wenn von der Stadt ein Signal käme, dass man das Projekt doch wolle. Doch ein knapper Beschluss dafür würde ihm sicher nicht ausreichen, betont Maurer. Schließlich koste die Aufstellung eines Bebauungsplans viel Geld. Deshalb brauche er die Sicherheit, dass nicht jede weitere Abstimmung im Verfahren zur Zitterpartie wird.

Weil er die notwendige Verlässlichkeit in Deggendorf nicht sehe, lege er nun auch das Thema "Hertie" zu den Akten. Er habe für das leerstehende Kaufhausgebäude am Oberen Stadtplatz ein fertiges Konzept. Auch sei mit der Immobilientochter der Bank BNP Paribas, die Hertie für den Eigentümer verkaufen soll, ein realistischer Preis ausgehandelt gewesen. Doch sei vor einem halben Jahr ein weiterer Bieter (Drogeriemarkt Müller) aufgetaucht, der mehr zahlen wollte. Nachdem dieser nun aber abgesagt hat, habe er eigentlich sein Konzept weiterverfolgen wollen, so Maurer im Gespräch mit der DZ. Das habe sich nun erledigt, weil er nicht "dasselbe Theater" wie beim Projekt an der Graflinger Straße erleben wolle: "Verlässlichkeit muss da sein."