Regen
Mobbing und Ungerechtigkeiten: Streit bei der Regener Tafel

10.08.2019 | Stand 21.09.2023, 3:55 Uhr

Die Ware, die von den Supermärkten abgeholt wird, wird im Vorbereitungsraum aussortiert, so dass im Verkauf der Tafel nur einwandfreie Ware präsentiert wird. Langjährige ehrenamtliche Mitarbeiter haben der Hilfsorganisation jetzt den Rücken gekehrt, es war zu Differenzen gekommen. −Foto: Lukaschik

Die guten ins Kistchen, die angeschlagenen in die Kompostkiste. Schälchen um Schälchen sortiert die Mitarbeiterin an der Regener Tafel die Erdbeeren, die am Nachmittag in der Hilfseinrichtung in den Verkauf gehen. Zum symbolischen Preis von einem Euro können Menschen, die ihre Bedürftigkeit nachweisen, hier in der Bärndorfer Straße Lebensmittel einkaufen. Möglich machen das das Spenden von Supermärkten und Geschäften, die die Waren, die kurz vor dem Ablaufdatum liegen, an die Tafel abgeben. Und möglich machen das viele freiwillige Helfer der Tafel, die vom Verein "Familien helfen Familien" und der Pfarrei getragen wird.

Christine Raithmeier ist eine dieser freiwilligen Helferinnen. Vor ein paar Wochen hat sie aufgehört. Nach fast zehn Jahren Mitarbeit bei der Tafel. Und heute noch spürt man bei der quirligen Frau, wie es sie aufwühlt, wenn sie erzählt, warum sie Schluss gemacht hat mit der Tafel-Arbeit. Ungerechtigkeiten waren es, die sie massiv gestört haben. Da wurden einmal Lebensmitteltüten, die in der Vorweihnachtszeit für die Tafel-Kunden gespendet worden waren, an Tafel-Mitarbeiter vergeben. Es seien zu viele da gewesen, so die Begründung. Als es einmal zu Konflikten zwischen deutschen Tafel-Besuchern und Asylbewerbern kam, wurde dunkelhäutigen Asylbewerbern verwehrt, die Tafel zu betreten. "Man kann Bedürftigen, die sich nicht ordentlich benehmen, Hausverbot erteilen, aber doch keine Kollektivstrafe aussprechen", sagt Raithmeier. Und das Maß war für sie dann voll, als die Tafel-Kunden plötzlich statt des pauschalen Euro zwei Euro pro Besuch zahlten. Diese Erhöhung des Preises hatte eine Schichtleiterin eigenmächtig beschlossen. Bundesweit beträgt der Tarif für Tafel-Kunden einen Euro.

Peter Brückl, der die Geschäfte der Tafel in Regen führt, bestätigt diese eigenmächtige Erhöhung ("Ich habe mich geärgert, als ich davon erfahren habe") und sagt, dass sie mittlerweile wieder zurückgenommen worden ist. "Aber wegen dieser eigenmächtigen Erhöhung schmeiße ich doch keinen Mitarbeiter raus", sagt Brückl, der auch die Entscheidung getroffen hatte, dass die Mitarbeiter die Weihnachts-Tüten mitnehmen durften. Er lobt die Arbeit der Person, die für die Erhöhung verantwortlich war, über die Maßen und sagt, dass sie für die Tafel unheimlich wichtig sei.

Christine Raithmeier ist nicht die einzige Mitarbeiterin, die aufgehört hat. Mit ihr haben sieben weitere Ehrenamtler Schluss gemacht und dies schriftlich der Vereinsvorsitzenden Ute Senninger, Stadtpfarrer Ludwig Limbrunner und Peter Brückl mitgeteilt.

− luk



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