Piding
Mit der Drohne kleinen Bambis auf der Spur

21.10.2017 | Stand 25.10.2023, 11:45 Uhr

In Sabrina Augensteins Ordner sind alle Unterlagen zu ihrem Drohnenprojekt zusammengefasst. − Foto: Christina Gutsmiedl

Sabrina Augenstein hat eine Mission. Die heißt Leben retten. Ihr Einsatzort ist die Wiese, Todesort von vielen tausend Rehkitzen und Katzenbabys. Wenn die Bauern das hohe Gras auf ihren Grundstücken mähen, passiert es oft, dass die Tiere in das Mähwerk geraten. Das will die 23-Jährige verhindern. Und zwar mit Hilfe von Drohnen. "Als ich 13 war, habe ich ein Kitz gesehen, das auf einem Feld lag, und keine Vorderbeine mehr hatte. Die waren abgemäht", erzählt Sabrina Augenstein. Dieses Bild vor Augen ließ sie aktiv werden. Im Internet stieß sie nach einigem Suchen auf die Möglichkeit, das Massensterben durch die Mähwerke zu beenden. "Seit einiger Zeit gibt es in Deutschland jetzt schon Drohnenprojekte. Dabei werden die Wiesen vor dem Mähen mit Drohnen abgeflogen, an denen Wärmebildkameras befestigt sind." Auf einem Monitor ist zu sehen, wo genau die Kitze liegen. Mit Handschuhen und einem Pappkarton können die jungen Tiere danach an den Rand der Wiese getragen werden – und müssen nicht sterben. Auch für die Kitzmutter ist der Ortswechsel ihres Nachwuchses kein Problem.

"Zuerst bin ich zu den Bauern auf den Högl gefahren und habe gefragt, was sie von der Idee halten", erzählt Sabrina Augenstein. Weil sie nicht auf Gegenwind, sondern nur auf begeisterte Reaktionen stieß, fertigte sie gleich eine Unterschriftenliste an. Bisher haben fünf von sechs Landwirten unterschrieben. Aber wie ließe sich das Projekt finanzieren? Sabrina Augenstein überlegte lange. Eine Drohne mit Kamera kostet zwischen 5000 und 10 000 Euro, alleine nicht zu stemmen. Sie will Spenden sammeln. Hier kommt der Tierschutzring Traunstein ins Spiel. "Ich nehme immer Pflegekatzen vom Tierschutzring auf und kümmere mich so lange um sie, bis sie einen neuen Besitzer finden", sagt sie. Also fragte sie dort nach, ob die Tierschützer sie unterstützen könnten.

Über eine kleine bis mittelgroße Wiese zu fliegen, dauert etwa 30 Minuten, schätzt Sabrina Augenstein. "Auf der Wärmebildkamera sind die Tiere nur erkennbar, wenn ihre Körpertemperatur höher ist als die der Umgebung." Das bedeutet, dass die Wiesen frühmorgens, zwischen fünf und acht Uhr überflogen werden müssen, denn im Sommer ist es danach zu warm und die jungen Tiere sind im hohen Gras nicht mehr zu erkennen. Beruflich ist die 23-Jährige daran gewöhnt, früh aufzustehen. "Ich hoffe, dass die Bauern ein, zwei Tage vor dem Mähen anrufen und Bescheid sagen, wann ich kommen soll." Sie würde das Fliegen der Drohne freiwillig und unentgeltlich übernehmen, für die Landwirte entstünden keine Kosten. Doch Akkus für die Wärmebildkameras, Versicherung, Instandhaltung und erst einmal Anschaffung der fliegenden Kitzretter sind teuer. Sabrina Augenstein ist auf die Hilfe des Tierschutzrings und Spenden angewiesen. 3500 Euro hat sie bisher gesammelt, vor ihr liegt noch ein Herbst voll Arbeit. Doch die junge Frau ist überzeugt: Jedes gerettete Tier ist den Aufwand wert.

Wer das Projekt unterstützen will, kann an den Tierschutz-Ring Traunstein e.V., IBAN: DE60 7105 2050 0000 3972 99, BIC: BYLADEM1TST, unter dem Verwendungszweck: "Drohnenprojekt" spenden.

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