Festspiele Europäische Wochen
Meister der Improvisation: János Balázs bei den Festspielen

05.07.2021 | Stand 19.09.2023, 23:07 Uhr
Dorothea Walchshäusl

Doppelter Kraftakt in zwei Konzerten hintereinander: János Balázs, 1988 geboren in Budapest. −Foto: Agentur

Es gehört zu den Eigenarten der Konzerte in Corona-Zeiten, dass die Künstler der Festspiele Europäische Wochen Passau ein Programm zweimal hintereinander darbieten dürfen bzw. müssen. So gehen Kunst und Kraftakt oft Hand in Hand dieser Tage, besonders, wenn die Temperaturen hoch sind. Beim zweiten Konzert "ImprovisArt" mit dem ungarischen Pianisten János Balázs am Sonntagabend im EW-Saal in Passau war zu erahnen, was dies einem Künstler abverlangt, und umso mehr ist es Balácz anzurechnen, wie souverän und farbenreich er das romantisch-virtuose Programm auch ein zweites Mal darbietet.

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Zu hören sind Paraphrasen von Originalwerken, etwa Busonis Version von Bachs "Präludium und Fuge D-Dur BWV 532" oder Liszts Ausdeutung von Wagners "Isoldes Liebestod", ergänzt durch Arrangements von Balácz selbst, der sich in Tradition seines Vorbilds György Cziffras als Meister klassischer Improvisationen über Werke anderer Komponisten zeigt. Dabei ist Balácz ein musikantischer Handwerker im besten Sinne, der bei den technisch höchst anspruchsvollen Phrasen kraftvoll und sicher zupackt und die warm singenden Melodielinien mit Feinsinn ausgestaltet.

Am überzeugendsten gelingen ihm jene Stücke, die von seiner Heimat erzählen, etwa seine Bearbeitung der "Ungarischen Rhapsodie Nr. 6" von Franz Liszt oder jene der "Ungarischen Tänze Nr. 5 und 6" von Johannes Brahms und Cziffra. Mit Detailversessenheit und Drive gleichermaßen erweckt der Pianist hier die tänzerischen Motive zum Leben, kostet lustvoll die rhythmischen Raffinessen aus und beweist bei den aberwitzigen Steigerungen eine brillante Technik. Als Zugabe erklingt schließlich Chopins Walzer in cis-Moll. Ein leichtfüßiger Abschluss eines heißen, fordernden Abends.

Dorothea Walchshäusl