Regen
Maskenpflicht im Unterricht - Hoffnung auf Änderung ist groß

18.09.2020 | Stand 18.09.2020, 16:35 Uhr

Im Gespräch über die Maskenpflicht im Klassenzimmer demonstrieren Lehrer Christian Lohmann (l.), Schulleiter Andreas Weiherer, Schülersprecherin Anna-Lena Münch und stellv. Schulleiterin Iris Eggersdorfer, wie der Unterricht gerade aussieht. −Foto: Schmatz

Morgens aus dem Haus zur Bushaltestelle, Maske auf, aussteigen, Maske ab, weiter zum Pausenhof, Maske auf, und in den Unterricht - Maske immer noch auf. Das ist aktuell der Alltag von Regener Lehrern und Schülern. Jetzt hoffen die Schulleitungen auf Lockerungen vom Kultusministerium ab Montag.

Schülersprecherin Anna-Lena Münch, von der Mittelschule Regen, wünscht sich ein Stück Normalität zurück. Das Atmen in den Schulstunden bei andauerndem Frontalunterricht - mehr ist wegen der strengen Auflagen oft nicht möglich - fällt den Schülern zunehmend schwer. Aber man hat sich an die Situation gewöhnt und es gibt für die Schüler nicht nur Nachteile. "Wenn die Lehrer schreien, dann sehen wir es nicht", lacht Münch.

Das überrascht vor allem Lehrer Christian Lohmann, der mit am Tisch sitzt. "Mich stört es sehr, dass ich die Gesichter der Schüler nicht sehen kann", erklärt er. In der aktuellen Maskenpflicht ist ihm auch zum ersten Mal aufgefallen, wie viel Redeanteil er als Lehrer hat. Auch wurde der ein oder andere Tag zu Qual, wenn morgens die Sonne durch die Fenster brannte und die Räume sich aufheizen. "Wir können auch die Fenster immer nur kurz aufmachen, weil die Baustelle draußen so laut ist", ergänzt Anna-Lena Münch.

Verständnis für die Maskenpflicht haben die vier, am Tisch sitzenden, Parteien alle. Schulleiter Andreas Weiherer und Stellvertreterin Iris Eggersdorfer hoffen aber genau wie die Schüler und Lehrer auf eine baldige Lockerung. Denn Probleme kommen von allen Seiten. Kopfschmerzen und Halsschmerzen bei den Lehrern, weil lauter gesprochen und nur durch die Maske geatmet werden kann und der Spagat zwischen Unterricht mit Masken und Freizeit ohne Masken bei den Schülern, der das Verständnis für die Maßnahme oft trübt.

Christan Lohmann stellt sich bei der Unterrichtsvorbereitung meist die Frage: "Geht das mit Masken, oder geht es nicht?" Vor allem Gruppenarbeiten scheinen außer Reichweite zu sein. "Und ich habe das Gefühl, ich muss immer erreichbar sein", ergänzt er. Denn die Informationen zu Änderungen kommen meist unerwartet übers Telefon. Iris Eggersdorfer, die neu an der Schule ist, hat noch ein ganz anderes Problem: "Ich kann mir die Namen der Schüler kaum merken, wenn ich ihre Gesichter nicht kenne", klagt sie.

Einig sind sich Schüler und Lehrer, dass die Nähe zum Menschen fehlt. Und das baut Barrieren im Kopf auf, die später schlecht überwunden werden können. "Mir fehlt sogar das Händeschütteln", gesteht Eggersdorfer. Und Anna-Lena Münch erzählt wehmütig davon, wie nah sich ihre Freunde in den Pausen wortwörtlich standen.

Nach dem gemeinsamen Gespräch mit Lehrkräften und Schülern zeigt sich der Schulleiter Andreas Weiherer besorgt: "Ich habe die Fürsorge für die Lehrkräfte und möchte die Situation für alle möglichst erträglich gestalten. In den Pausen brauchen wir viele Aufsichtskräfte. Wir versuchen es gerade so einzuteilen, dass auch die Lehrer wieder Zeit haben durchzuatmen und sich einfach einmal einen Kaffee zu holen."

Alexander Reimer, Schulleiter der Realschule Regen, fand die Zeit mit den Masken besonders belastend. "Es war schwer für die Kollegen. Besonders für die, die sechs Stunden am Stück unterrichten", erzählt er. Um die Belastung zumindest ein wenig zu reduzieren, hat die Realschule die Stunden von 45 auf 50 Minuten verlängert. "Den Lehrern steht es komplett frei, Pausen zu machen, wie sie es für richtig und notwendig halten", so Reimer. Statt Sportunterricht gehen die Schüler spazieren und in Ernährung und Gesundheit, wo normalerweise zusammen gekocht wird, wurde Theorieunterricht vorgezogen. "Die Schüler kommen sehr gut mit der Situation klar", erklärt der Schulleiter. "Wir sind guter Hoffnung, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, was die Erträglichkeit der Situation angeht." Alexander Reimer und seine Kollegen können es kaum noch erwarten, bis sie die Masken abnehmen und endlich wieder die Gesichter der Schüler sehen können.

Berufsschulleiter Oswald Peter macht sich hingegen kaum Gedanken. "Wir haben uns voll damit abgefunden und nehmen alles, wie es kommt", erklärt er gelassen. Er ergänzt noch: "Vielleicht haben wir es leichter, weil wir es nicht mit Kindern zu tun haben."