Grafenau
Lusen statt Lindau

12.08.2021 | Stand 22.09.2023, 0:48 Uhr

Zum Start des Ministrantenferienprogramms ging es für die Minis auf den Lusen. −Fotos: privat

Geplant war es ganz anders. Erste Augustwoche, das heißt für die Ministranten im Pfarrverband Grafenau eigentlich: Rein in den Bus und für mehrere Tage in den Europapark, an den Wörthersee oder wie dieses Mal angedacht an den Bodensee. Doch mit Corona lässt sich schlecht planen, deshalb hatten die Verantwortlichen die Idee, stattdessen Urlaub ‚dahoam‘ anzubieten. Dazu wurde ein abwechslungsreiches und spannendes Programm auf die Beine gestellt und alle waren begeistert.

"Im Nachhinein sind wird überhaupt nicht traurig, dass wir nicht wegfahren konnten", sagt Kaplan Florian Schwarz. "Wir konnten so erleben, wie viel unsere Region zu bieten hat." Er organisierte zusammen mit Gemeindereferentin Katharina Ilg und vielen Helfern des Ministranten-Leiterteams das Ferienprogramm, für das man sich tageweise oder für die komplette Woche von Montag bis Freitag anmelden konnte. "Schön war, dass dieses Mal auch viele jüngere Ministranten teilgenommen haben, die sich sonst nicht so trauen", freut sich Gemeindereferentin Katharina Ilg. Und so kam es, dass täglich rund 30 Kinder und Jugendliche die gemeinsame Zeit genossen.

Zum Start am Montag wurden die Wanderschuhe geschnürt, die Rucksäcke geschultert und gemeinsam der Lusen erklommen. In der Gruppe ein besonderes Erlebnis. Am Dienstag führten zwei Nationalpark-Ranger die Ministranten durch das Tierfreigelände in Neuschönau. Ein echtes Heimspiel für die Kids aus dem Woid, die sich mit Tieren und Pflanzen schon weit besser auskennen als viele Altersgenossen aus der Stadt, wie die Rangerin freudig bemerkte. Das Highlight waren hier die Schlangen im neuen Reptiliengehege. Auch wenn es einigen Mut erforderte, die Kreuzotter ganz nah zu bestaunen. Da war der schlafende Bär vielen Teilnehmern schon lieber, den konnte man ganz stressfrei aus der Ferne betrachten. Am Mittwoch wurde dann im Waldspielgelände Spiegelau geschaukelt, geklettert und getobt, was die Geräte herhielten. "Die Zeit verging wie im Flug", erzählt Kaplan Florian Schwarz. "Es war wirklich toll, wie sehr die Kinder es genossen haben, gemeinsam Zeit zu verbringen und Spaß zu haben."

Doch auch die Spiritualität kam in der Ferienwoche nicht zu kurz. Am Donnerstag feierten die Teilnehmer in der Pfarrkirche St. Oswald einen gemeinsamen Gottesdienst. Die geplante Sternwallfahrt dorthin musste witterungsbedingt ausfallen, Tag und Ort waren aber bewusst gewählt, schließlich ist der 5. August der Gedenktag des Heiligen Oswald. König Oswald, ein frommer Herrscher des frühen Mittelalters, kann auch heute noch als Vorbild dienen, wie Kaplan Florian Schwarz in seiner Predigt herausstellte. "Der Heilige Oswald hat es geschafft, den Glauben zu verbreiten und zwar nicht durch Zwang, sondern durch sein vorbildliches Leben." Mit wahrer Gottes- und Nächstenliebe kann man die Welt verändern, so die Botschaft. Im Anschluss an den Gottesdienst besuchten die Ministranten das Waldgeschichtliche Museum in St. Oswald. Nach der Mittagspause wurde dann eine Olympiade im Pfarrzentrum abgehalten, freilich mit anderen Disziplinen als in Tokio, aber mit nicht weniger Leidenschaft: "Schneller, mach schneller", schallte es durchs Pfarrzentrum, als die Kinder im Eierlauf gegeneinander antraten. Weitere Disziplinen: Montagsmaler, blinde Raupe, Tücherlegen und Wurfpyramide.

Auch am Freitag standen Spiel und Spaß im Vordergrund. Die Zelte oder besser gesagt Basislager wurden in Grafenau mitten im Wald in der Nähe des Feriendorfs aufgeschlagen. Das Spiel: Mammutjagd. Die Teams suchten dabei Papiermammuts, beschafften beim Medizinmann Körner für die Mammuts oder versuchten einfach, den anderen Teams beides zu klauen. Ein Riesenspaß, am Ende kugelten viele der Teilnehmer quer durch den Wald. Um Nerven und Kräfte zu schonen, schaute man anschließend entspannt im Pfarrsaal in Grafenau den Film "Das fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner. "Dank vieler helfender Hände war es wirklich eine tolle Woche", freute sich Kaplan Florian Schwarz beim abschließenden Grillen im Innenhof des Grafenauer Pfarrzentrums. An den Bodensee dachte da schon lange keiner mehr.

− eb