Burghausen
Lass uns drüber reden − Bildhauersymposium in Burghausen

14.08.2014 | Stand 19.09.2023, 5:34 Uhr |

Das Modell vom Modell dient Sibylle Schwarz als Vorlage: Dabei muss nicht die Realität dominieren, vielmehr setzt sich beim Behauen der Holzskulptur der Blick der Künstlerin durch. − Foto: Resch

Gehört das so? − Beim Bildhauersymposium in Burghausen dringen Besucher und Künstler zu den Geschichten hintermWerk vor.

Mit jedem Hammerschlag gleitet das spitze Eisen ins weiche Holz, Späne spritzen vom grob umrissenen Körper: Der Sockel des Burschen ist gebettet in einem Meer aus sanft geschwungenen Wellen, die eigentlich Abfall sind. Sibylle Schwarz lässt ihren Blick zwischen Modell und Skulptur hin und her schweifen. Fast ein bisschen verloren sitzt die Bildhauerin vom Ammersee auf ihrem Schemel in der riesigen Messehalle und erklärt das Wesen ihrer Werke: "Ich versuche das herauszuarbeiten, was ich in einem Menschen sehe", meint sie nachdenklich und lehnt sich leicht zurück, "ich muss mich ganz darauf einlassen."

14 Tage intensives Ringen und GesprächeGanz darauf einlassen – vor dieser Herausforderung standen auch die weiteren sieben Künstlerinnen und Künstler, die für das Burghauser Symposium ihr Atelier verlassen haben und nach gerade einmal 14 Tagen intensiven Ringens am Ende der Woche ihre Arbeiten präsentieren werden.

"Die Konfrontation von abstrakter und gegenständlicher Kunst, das war gewollt", erklärt Bernd Stöcker, der selbst figürlich arbeitet. Mit Ines Auerbach vom Haus der Fotografie hat er am Konzept des Symposiums gefeilt, das mit der Ausstellung in der Studienkirche St. Josef begonnen hat und eine Fortsetzung der bayerisch-österreichischen Skulpturenschau "Weggefährten" darstellt. Die Sorge der beiden, dass sich die Menschen nicht an die Kunst heranwagen, war unbegründet. Ungezwungen rollern auch Kinder im Slalom über den Betonboden: "Gehört das so?", will ein kleines Mädchen wissen, vor Verlegenheit kichernd: Drei Balken, zum Kreuz zusammengezimmert, über 100 Schrauben, halb befestigt – es ist das Grundgerüst eines Porträts, das Antje Jakob aus Ton modellieren wird: "Der Austausch hier ist eine Bereicherung", sagt die Fürtherin.

Bis 17. August Gelegenheit zuzusehenZwischen Hammerschlägen, Farbspielen und dem Geruch verbrannten Metalls entwickeln sich feinsinnige Gespräche. Gespräche, die Arbeitsweise und Materialien beleuchten. Gespräche, die das Geheimnis der Form hinterfragen. Gespräche, die bis zum Kern vordringen. Nicht mehr die Arbeit spricht für sich alleine, auch die Geschichte dahinter rückt in den Mittelpunkt: Die Genesung der leukämiekranken Freundin, der Tod einer prägnanten Schriftstellerin, die Sprachlosigkeit der Opfer. Ihre nonverbale Ausdrucksstärke wissen die Bildhauer wieder zurückzuübersetzen – die Geschichte hinter der Geschichte, das Gesicht hinter dem Gesicht, die Idee hinter der Idee wird plastisch. Bis 17. August haben die Zuschauer die Chance, sich Kunst vielschichtig zu nähern.

Symposium "Genese", Messehalle Burghausen, bis 17. August

Präsenz der Bildhauer: 10−12 Uhr und 14−17 Uhr, 14. August Abendpräsenz 18 bis 21 Uhr

Besuch auch außerhalb dieser Zeiten möglich

Mehr zum Thema lesen Sie am 15. August im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.

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