Regensburg/Landshut
Landshuter vererbt Juwel an den Freistaat – der will es nicht

27.04.2019 | Stand 19.09.2023, 6:38 Uhr

Die Schnupftabakfabrik im Herzen Regensburgs. −Fotos: Ferstl/Stadt

Ein illustrer Regensburger Geschäftsmann sanierte eine historische Schnupftabakfabrik im Herzen Regensburgs. Jetzt ist nur noch eine GmbH übrig, zu der ein Museum gehört. Doch der letzte Besitzer, ein Landshuter, starb. Jetzt schickte der Freistaat das Museum in die Insolvenz.

Es gibt Geschichten, die schreibt nur eine alte und zugleich aufstrebende Stadt wie Regensburg. Dazu gehört jene, als sich ein schillernder Finanzunternehmer aufmachte, um ein vor sich hin verfallendes Denkmal zu retten. Der hieß Franz Nerb, residierte einst mit seiner "Südfinanz" in einer weiteren Prachtimmobilie, der früheren Landeszentralbank. Der wurde zeitweise aber nicht nur Präsident beim Fußballverein Jahn Regensburg, er wurde auch der Retter der "Schnupfe". Man kann es so zusammenfassen: Von Südfinanz, Jahn und "Schnupf"-Sanierung war letztere Nerbs erfolgreichstes Projekt.

Denn vom einstigen Glanz des Franz Nerb ist nur noch eine glanzlose GmbH mit Namen "Schnupf Immobilien" und Sitz am Gutenbergplatz 4 übrig. Die aber gehört, auf kuriosem Wege hat er sie erworben, der Freistaat Bayern. Der aber schickte sie jetzt in Insolvenz. Am 3. Januar 2019 eröffnete ein Amtsrichter das Insolvenzverfahren.

Wenige hundert Meter Luftlinie von der Schnupf entfernt sitzt Angela Bauer und ihr Vater, Hans Bauer, in den schönsten Räumen, die man sich für eine Anwaltskanzlei nur vorstellen kann. Die Insolvenzverwalter Bauer & Partner logieren in der früheren Junggesellenwohnung von Erbprinz Johannes, die der bewohnte, bevor er Fürst und Ehemann von Gloria, heute von Thurn und Taxis , wurde. Den Empfangsraum säumen wertvolle Gobelins, ein roter Teppich führt in die Kanzlei. Der Besprechungsraum ist die einstige Bibliothek von Fürst Johannes. Angela Bauer führt das Insolvenzverfahren federführend. "Die Insolvenzgläubiger werden aufgefordert, Insolvenzforderungen bis zum 14. Februar 2019 bei dem Insolvenzverwalter schriftlich anzumelden. Bei der Anmeldung sind Grund und Betrag der Forderung anzugeben", so steht es in den Bekanntmachungen des Amtsgerichts. "Alles, was sich in dem von mir verwalteten Vermögen befindet, muss verwertet werden", sagt Bauer. Über den einstigen Macher hinter der Schnupfe-Sanierung verliert Bauer übrigens kein schlechtes Wort. "Er steht mir sehr offen und hilfreich zur Verfügung, wenn es etwas zu klären gibt", sagt Bauer.

Landesamt für Finanzen stellte den Insolvenzantrag

Kurioserweise hat aber nicht Nerb den Insolvenzantrag gestellt. Das war, man glaubt es kaum, der Freistaat Bayern, besser gesagt das Landesamt für Finanzen. Und das ging so: 2015 hatte ein Landshuter namens Norbert Käser die Schnupf GmbH von Nerb erworben. Als der Landshuter 2017 starb, schreckten die Erben davor zurück, das Erbe anzutreten. Kein Wunder: Was einst als Projekt-GmbH gegründet wurde und wirtschaftlich wie juristisch entsprechend aufgebläht war, schrumpfte, je mehr sanierte Wohnungen verkauft wurden. Insolvenzverwalterin Angela Bauer will nicht sagen, was zum Vermögen heute noch gehört. Sie sagt aber: "Weder die heutigen Besitzer der Eigentumswohnungen, noch ein Mieter brauchen irgendeine Befürchtung zu haben, weil die GmbH in Insolvenz gegangen ist." Dass die Erben des letzten Besitzer die Schnupf GmbH nicht haben wollten, können beide Experten verstehen. Schließlich seien mit dem Kauf der GmbH durch den Landshuter zahlreiche Verpflichtungen verbunden gewesen. Diese müssten die Erben erfüllen, hätten sie das Erbe angetreten. Laut Insolvenzrecht aber kann ein Insolvenzverwalter solche Verpflichtungen beenden, daraus resultierende Ansprüche müssen dann als Forderungen geltend gemacht werden.

Heute steht im Herzen der Altstadt Regensburgs eine hochglanzsanierte Prachtimmobilie, Wohnungseigentümer haben sich hier ihre Altersvorsorge oder schlicht eine damals wirklich rentable Eigentumswohnung gekauft Was aus dem Dokument Schnupftabakfabrik wird, hängt auch davon ab, wie sich die Stadt nun verhält. Die Schnupf bleibt indes eine schillernde Geschichte.