Grafenau
Klassik aus dem Pappkarton

Begeisternder Abend im Kulturpavillon mit "Double Drums" im Rahmen der Europäischen Wochen

11.07.2021 | Stand 20.09.2023, 23:12 Uhr

Philipp Jungk (l.) und Alexander Glöggler von "Double Drums" bearbeiten virtuos einen Pappkarton. −Fotos: Friedl

Ein Klangmenü mit vielen Gängen und sehr außergewöhnlichen Zutaten haben die Europäischen Wochen in Grafenau serviert. Das Perkussion-Duo "Double Drums" hat mit der "BEAT Rhapsody" gezeigt, dass selbst Omas alte Kochtöpfe und Pappkartons samt Mülltonne zu Profi-Instrumenten werden können. Den Zuschauern im voll besetzten Kulturpavillon hat es bestens geschmeckt und ganz nebenbei wurden auch noch die Lachmuskeln trainiert.

"Man möchte nicht glauben, dass in all diesen Dingen Musik drin stecken könnte", sagte Dr. Carsten Gerhard, Intendant der Europäischen Wochen, schon bei seiner Begrüßung mit Blick auf die vielen Instrumente und Gegenstände auf der Bühne. Auch wenn es wegen der Gewittergefahr etwas schade sei, dass die Veranstaltung nicht wie geplant unter freiem Himmel stattfinden könne, sei ein abwechslungsreicher Abend garantiert, versprach der EW-Intendant und er behielt Recht.

Vom ersten Moment an fesselten Philipp Jungk und Alexander Glöggler das Publikum, lösten mit ihrem musikalischen Feuerwerk aus Marimbaphon, Vibraphon, einer unglaublichen Vielfalt an Rhythmusinstrumenten und klassischen Perkussion-Klängen einen regelrechten Rauschzustand aus, so dass sogar die schweißtreibende Maske, die den ganzen Abend über Pflicht war, wenigstens kurzzeitig in Vergessenheit geriet.

Der pinkfarbene Plastikschlauch, mit dem Philipp Jungk zum "Plastik-Recycling" der besonderen Art aufrief, wurde in Kombination mit der blauen Papiertonne, einem leeren Partybierfass, oder einer Rührschüssel zum Orchester – gespielt von zwei jungen Männern, die sich in eine eigene Welt trommelten und dabei eine unglaubliche Einheit bildeten.

Ihr augenzwinkender Rat an das begeisterte Publikum: "Bevor Sie etwas wegschmeißen, immer erst schauen, ob es gut klingt…"

Auch für die Kinder und jugendlichen Zuhörer hatten die zwei Vollblut-Perkussionisten, die schon weltweit große Erfolge feiern konnten, eine Empfehlung: "Geht heim, sucht euch spannende Gegenstände und beschert euren Eltern ein eigenes Konzert."

Die Klänge, die an diesem Abend in Grafenau verschmolzen, überwanden scheinbar mühelos die Grenzen zwischen Klassik, modernen Beats und Unterhaltungsmusik. Da wurde die mystische Stimmung in der Taklamakan-Wüste – inspiriert von einer Tour durch Asien – eingefangen. Zu den modernen Grooves gab es passende Lichteffekte obendrauf.

Auch die klassischen Wurzeln des Duos, die an der Münchner Musikhochschule Schlagzeug studiert haben und in großen Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielten, wurden mehrfach deutlich. Es gab Stücke von Puccini und besonders die Double Drums-Interpretation des "Ave Maria" von Johann Sebastian Bach ging ans Herz. "Wow", entfuhr es einem Zuhörer spontan und er sprach damit wohl aus, was alle im Raum empfanden.

Dazwischen faszinierten Jungk und Glöggler damit, dass sie mit einen großen Pappkarton, einem Kanister und einem Blecheimer ein Klangfeuerwerk abbrannten. Mit einer Performance ganz ohne Instrumente, einer Luftschlagzeug-Nummer, gab es auch noch eine große Prise Comedy obendrauf. Die Klatsch-Nummern, in die auch die Zuhörer aktiv eingebunden wurden, sorgten für Spaß und gute Laune.

Als der peitschende Applaus, der den Musikern bekennenderweise "nach über einem Jahr Pause unendlich gut tat" nicht enden wollte, wurden als Zugabe noch zwei Stargäste auf die Bühne geholt. In Gestalt der Star Wars-Legenden Darth Vader und Meister Yoda gab es nach einem klangstarken Schaukampf ein großes Finale nach einem großen Abend für die Kulturszene in Grafenau.

− frk