Hotel unterm Hammer

"Königshof" gehört jetzt Bodenmaiser Unternehmer – Flugblatt einer Verbraucherschutzorganisation kritisiert Bank

19.01.2019 | Stand 21.09.2023, 21:08 Uhr

Wurde zwangsversteigert: Das Hotel Königshof in Bodenmais hat den Besitzer gewechselt. −Foto: Spranger

Viechtach. Am Amtsgericht Viechtach ist gestern Vormittag das "Hotel Königshof" in Bodenmais im Wege der Zwangsvollstreckung öffentlich versteigert worden. Neuer Besitzer ist ein Bodenmaiser Unternehmer, der das Gebäude in der Scharebenstraße für 665000 Euro ersteigern konnte. Im Vorfeld hatte eine Verbraucherschutzorganisation mit einer Flugblattaktion schwere Vorwürfe gegen die Gläubigerbank erhoben. Der neue Eigentümer plant, in dem Gebäude Wohnungen für Mitarbeiter seines Betriebs einzurichten.
Bei dem Termin am Amtsgegericht hatten insgesamt vier Interessenten in der Bieterstunde, die vom Leiter der Zwangsvollstreckung um 9.30 Uhr eröffnet und auf 30 Minuten festgelegt worden war, Gebote abgegeben. Da es sich schon um den zweiten Versteigerungstermin handelte, waren dabei die Wertgrenzen von 50 beziehungsweise 70 Prozent des Verkehrswerts bereits weggefallen.
Der Verkehrswert des Objekts war vom Sachverständigen auf rund 840000 Euro festgelegt worden. Davon entfielen 80000 Euro auf das vorhandene Hotelinventar. Neben dem Wohn- und Geschäftshaus mit 23 Gästezimmern, zwei Privatwohnungen mit 135 m² Wohnfläche und Garagen kamen bei der Versteigerung auch ein Parkplatz und eine so genannte Hutung (eine nicht ackerfähige Böschungsfläche) zur Verwertung. Für diese beiden Flächen war jedoch im Vergleich zum Hotel nur ein relativ geringer Verkehrswert von unter 10000 Euro festgelegt.
Der gesamte Verkehrswert betrug somit rund 850000 Euro. Bieter mussten mit ihrem Erstgebot auf Verlangen des Gläubigers eine Sicherheit in Höhe von zehn Prozent des Verkehrswerts per Scheck oder Bankbürgschaft hinterlegen.
Insgesamt wurden von den vier Bietern 16 Gebote für das Objekt abgegeben. Das Höchstgebot lag schließlich bei 665000 Euro, für das Rechtspfleger Helmut Weiß um 10.04 Uhr "zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten" den Zuschlag erteilte, der von der VR GenoBank DonauWald eG als Hauptgläubigerin der Hotelbesitzerin akzeptiert wurde. Die Bank hatte die Zwangsversteigerung betrieben und den Versteigerungsvermerk im Mai 2015 ins Grundbuch eintragen lassen.

Flugblätter verteiltIm Vorfeld des Versteigerungstermins hatte die Schutzgemeinschaft Sparkassengeschädigte Aschaffenburg (SGSGA) in einem Flugblatt schwere Vorwürfe gegen das Geldinstitut erhoben. Die vor zirka zwölf Jahren gegründete SGSGA mit ihrem Vorsitzenden Rüdiger Scheiffele sieht sich als gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation, die ihre Mitglieder, von denen es nach eigenen Angaben rund 4500 gibt, bei Auseinandersetzungen mit Banken und Geldinstituten unterstützt. Sie habe auch der Bodenmaiser Hotelinhaberin, die sich vor Kurzem an die SGSGA gewandt habe, helfen wollen und ein Sondierungsgespräch mit Vertretern der Bank geführt. Bei solchen Gesprächen strebe die SGSGA laut dem Vorsitzenden Scheiffele "grundsätzlich außergerichtliche einvernehmliche Lösungen" an, was jedoch in diesem Falle nicht möglich gewesen sei. Das zirka zwei Stunden dauernde Gespräch mit den "nach außen hin freundlich bemühten" Vertretern der Bank sei zwar "vermeintlich konstruktiv" verlaufen, aber letztlich erfolglos geblieben. So sei etwa eine erbetene aktuelle Forderungsaufstellung von der Bank wenige Tage später als entbehrlich erachtet worden. Seither – so das Flugblatt der SGSGA – habe es "bis heute keine einzige Reaktion mehr zu den unsererseits angedachten Problemlösungsansätzen gegeben".

Bank will nicht reagierenDie Bank selbst wollte zu dem Flugblatt auf Anfrage keine Stellung nehmen. Trotz der darin erhobenen, zum Teil schwerwiegenden Vorwürfe – die Bank wird als "Immobilienzecke" bezeichnet, deren Mitarbeiter und Manager sich "nur noch im Dunstkreis des eigenen Kumpaneifilzes" bewegen – wollte Bankdirektor Walter Wittmann nicht gegen das Flugblatt vorgehen. Es enthalte nur eine "allgemein gehaltene Effekthascherei" und sei ein Versuch, mit Dreck zu werfen. Keine Reaktion sei in diesem Fall die beste Reaktion, so Wittmann.
Zum konkreten Fall könne er aufgrund von Bankgeheimnis und Datenschutz ohnehin nichts sagen. Die Bank sei jedenfalls in der Region verwurzelt und die letzte, die nicht nach einvernehmlichen Lösungen suchen würde, um ihren Kunden nach Möglichkeit zu helfen, sagte er dem VBB.