Hitzige Diskussion über den Wochenmarkt

Auf Facebook streiten die Passauer über die Frage: Ist der Markt ein Sicherheitsrisiko?

07.04.2020 | Stand 20.09.2023, 6:02 Uhr

Gut besucht war der Wochenmarkt im Passauer Klostergarten am Freitag. −Foto: Jäger

Mit einem Foto hat alles angefangen. Es zeigt viele Menschen, die am vergangenen Freitag zum Wochenmarkt pilgerten. Viele scheinen eng beieinander zu stehen. Enger, als es der Mindestabstand gebietet. Zahlreiche Senioren sind darauf zu sehen. Nur die Wenigsten tragen Mundschutz. In der Facebook-Gruppe "Du kommst aus Passau, wenn..." hat das Bild eine hitzige Diskussion ausgelöst. In ihrem Zentrum steht die Frage: Ist der Wochenmarkt ein Sicherheitsrisiko?

"Ja!", sagen die einen. Unter ihnen die Passauerin Nina Semsch, die das Foto online gestellt hatte. "Ich kann gerade meinen Job in der Gastronomie nicht ausüben und bleibe zum Schutz der Älteren daheim", sagt die 29-Jährige. "Und dann sehe ich, wie 70- bis 90-Jährige dicht gedrängt am Wochenmarkt stehen. Das kann nicht sein, dass zwei Straßen weiter die Polizei Leute kontrolliert, die allein im Auto sitzen, und am Wochenmarkt tummeln sich die Leute."

Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da. Rund die Hälfte der über 300 Kommentare unter ihrem Foto schlagen sich auf ihre Seite. "Weil alle hirnlos und sorglos sind", zetert ein Facebook-Nutzer. "Aber rum jammern wenn es wirklich einen mit dem Virus erwischt." Ein anderer kritisiert das Verhalten der Senioren im Allgemeinen: "Die älteren Leute haben es so gut wie gar nicht mit Mindestabstand. Wenn ich im Rewe Altstadt einkaufe laufen sie auf einen direkt zu, schneiden den Weg, versperren Wege oder unterhalten sich in Gruppen."

Doch viele verteidigen den Wochenmarkt. "Frische Luft, frisches Obst und Gemüse, regionale Händler unterstützt und ein bisschen Bewegung. Die Ansteckung dürfte da eher gering sein", schreibt eine Nutzerin. "Ist nicht verboten, die Standbetreiber müssen nur einige Auflagen erfüllen, das ist wie im Supermarkt, nur ungefährlicher", meint ein Passauer. Viele weisen darauf hin, dass es derzeit von allen Seiten heißt, dass regionale Händler derzeit um ihre Existenz kämpfen. "Ihr müsst diese Verkäufer unterstützen", findet ein Diskussionsteilnehmer um dann in Richtung der Diskussionsstarterin auszuteilen: "Wenns dir ned passt, dann bleib zu Hause."

Unter den Disputanten ist auch Anita Kirchenbauer. Sie betreibt auf dem Wochenmarkt einen Obst- und Gemüsestand und wehrt sich gegen die Kritik. Auf PNP-Nachfrage sagt sie: "Das Foto spiegelt die Realität nicht wider."

Auf einem zweidimensionalen Bild könne schnell der Eindruck entstehen, dass die Leute nicht den gebotenen Abstand einhalten "Aber der Schein trügt", sagt Kirchenbauer, "weil da mehrere Stände sind, wo die Leute in Schlange anstehen. Wenn dazwischen drei Leute laufen, dann sieht das auf dem Foto aus, als würden die Leute eng nebeneinander stehen."

Die allermeisten Wochenmarktkunden seien "sehr sorgsam. Der Mindestabstand wird eingehalten. Und ich habe meinen Spuckschutz und meine Vorkehrungen. Ich wasche mir die Hände regelmäßig." Zudem kontrolliere die Polizei dreimal täglich, ob alles in Ordnung ist.

Der Stand sei ihre einzige Existenzgrundlage in den warmen Jahreszeiten. "Wenn ich nicht mehr auf den Markt fahren dürfte, habe ich kein Einkommen, solange die Beschränkungen gelten." Den Kritikern sagt sie: "Wenn sie Angst haben, sollen sie halt in den Supermarkt gehen. Aber gerade dort langt jeder alles an. Und da sind die Gänge nicht so breit, dass der Abstand immer gewährleistet ist."

Bereits gestern hat das Ordnungsamt laut Kirchenbauer den Standbetreibern eine Nachricht geschickt. Darin sei zu lesen, dass der Wochenmarkt am Freitag von nun an bis Ende April bis 14 Uhr geöffnet sein soll, eineinhalb Stunden länger als gewöhnlich. So sollen die Besucherströme entzerrt werden.

"Eine super Idee", findet Kirchenbauer. "Es ist im Sinne der Sicherheit. Es freut mich, dass Stadt und Ordnungsamt uns die Stange halten und sich darum bemühen, dass der Wochenmarkt weitergehen kann und dabei so sicher wie möglich ist."