800 Fans beim Open Air
"Hirncabrio" mit Dicht & Ergreifend in Waldkirchen

800 Gäste feiern die bayerische Hip-Hop-Band Dicht & Ergreifend

14.07.2022 | Stand 21.09.2023, 6:26 Uhr

Beleuchtet von Riesengehirnen zeigten Michael Huber (mit Stirnband) alias George Urkwell und Fabian Frischmann alias Lef Dutti vollen Einsatz beim Gastspiel in Waldkirchen. −Foto: Franziska Königseder

Nur weil im Dialekt gesungen wird, heißt das noch lange nicht, dass es um Volksmusik geht. Die bayerischen Mundartrapper der Band Dicht & Ergreifend touren derzeit durch Deutschland und Österreich – auf ihrer Tour mit dem Namen "Hirncabrio" sind sie am Mittwochabend in Waldkirchen im Landkreis Freyung-Grafenau aufgetreten.

Mit ihrem Mix aus Blasmusik, ordentlich Bass – sowohl elektronisch als auch aus der Tuba – und Rap auf Bairisch bringen die Rapper George Urkwell und Lef Dutti gemeinsam mit DJ Spliff, Tubistin Goldie Horn und Trompeter Sir Mix a Lothar das Publikum schnell dazu, ihre Picknickdecken zu verlassen und ausgelassen mit den Musikern zu feiern.

Rund 800 Open-Air-Besucher sind in den Stadtpark, den "Hexenkessel", gekommen. Die Anreise hat sich gelohnt für die Fans, und die Show ist ziemlich gut auf das Motto "Hirncabrio" abgestimmt: Die "Dichtis" zelebrieren den "Brain Dead Bounce", wobei sie das Publikum in zwei "Gehirnhälften" teilen, um sie anschließend tanzend zu einem Superhirn wieder zusammenzufügen. Illuminierte Riesengehirne auf der Bühne sorgen für die nötige Erleuchtung bei den Musikern wie auch beim Publikum.

"Alte Klassiker" und neue Songs mischen die niederbayerischen Rapper aus dem Landkreis Dingolfing-Landau. Dass das Publikum bei den neueren Songs nicht textsicher wäre, ist kaum zu spüren. Gerade "Monopolie" – ein Wortspiel aus Monogamie und Polygamie – ist ziemlich eingängig, schon bei der zweiten Strophe kann das Publikum zumindest den Refrain mitgrölen.

Dicht & Ergreifend sind Rapper zum Anfassen. Nicht nur bei der Nummer "Zipfelschwinga", die Fabian Frischmann alias Lef Dutti und Michael Huber alias George Urkwell in der Menge zelebrieren, sondern auch bei Frischmanns Zungenkuss mit einer Konzertbesucherin auf der Bühne. Das Glücksrad von DJ Spliff war Schuld am Kuss. Das kann man humorvoll finden oder nicht – den Ausweis der Dame hat sich der Musiker im Voraus auf jeden Fall zeigen lassen – diese Bühnenshow wird dem Publikum mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben.

Auf Regeln und Normen geben die niederbayerischen Wahlberliner herzlich wenig, und in ihren Texten nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Beim Verteilen einiger Kondome, die die Musiker immer auf Tour dabei haben, erklärt George Urkwell: "Wenn schon ohne Hirn, dann bitte mit Pariser."

"So lange es geht" wollen die Musiker Stimmung machen – im Herbst könnte ja alles wieder vorbei sein. Im "Hexenkessel" von Waldkirchen ist das auf jeden Fall gelungen.

Franziska Königseder