Fritz Spengler liebt Barock, nicht nur, was die Musik betrifft, sondern auch den Lebensstil. Wir treffen uns im Café Anton zum Kulturfrühstück, nahe des barocken Doms in Passau. Herzhaft isst er gerne und trinkt eine Melange. Er ist ein Genießer – beim Ei ebenso wie bei der Kürbiscreme.
Seit eineinhalb Jahren ist der 29-jährige Passauer Countertenor freiberuflich. Im Juli 2018 wurden alle Ensemblemitglieder am Theater Trier gekündigt. "Wir sind aber nach wie vor in Verbindung und fühlen uns als Theaterfamilie. Drei Spielzeiten war er in Trier und hatte "viele tolle Rollen und tolle Regisseure". 15 Produktionen und fünf große Hauptrollen sind seine Bilanz. Die Theaterkritiker feierten ihn, und er war Publikumsliebling. "Ich fühlte mich im Theater und in der Stadt gut aufgehoben."
Fritz Spengler: "Dove sei, amato bene?" aus Händels "Rodelinda"
Freilich: "Das Leben für einen freiberuflichen Sänger sieht völlig anders aus", sagt der Künstler. Er ist inzwischen wieder in seine Heimatstadt und sein Elternhaus in der Innstadt zurückgekehrt. "Man kommt viel rum und hat künstlerisch jetzt mehr Zeit für die Herzensprojekte", sagt er, "ich will alles aufholen, was ich versäumt habe", sagt er und genießt die Angebote. Die Sicherheit eines Ensemblemitglieds habe man nicht. "Im Theaterbetrieb spielt man eine Vorstellung nach der anderen, kommt oft gar nicht dazu, was anderes einzustudieren. Denn drei Tage nach der Premiere studiert man schon das nächste Stück ein."
Deshalb freut er sich besonders auf den Abend in der Reihe "Klang der drei Flüsse". Da präsentiert er eine Auswahl aus seinem Debütalbum "German Arias", das für den Preis der Deutschen Schallplattenkritiker nominiert war.
Fritz Spengler: Hexenszene
Wo hat er das letzte Jahr gesungen? Ein besonderer Auftritt war sein Engagement beim Fringe-Festival in Edinburgh. Eine weitere Station waren die Staufferfestspiele in Göppingen, wo er 2017 und 2018 die Hexe in Humperdincks "Hänsel und Gretel" gesungen hat. In drei Inszenierungen stand er insgesamt 32 Mal in dieser Partie auf der Bühne. "Meine Lieblingsrolle ist es nicht, das ist immer die, die ich gerade einstudiere, aber es ist meine Paraderolle", sagt er. Auch das ist ein Aspekt von Fritz Spenglers Freiberuflichkeit: Da er seine Auftritte von Passau aus koordiniert, kann er seine Eltern in Manchem unterstützen. "Das ist mir ein echtes Anliegen."
• Fritz Spengler und das Ensemble Contrapunctus unter der Leitung von Christian Voß, am Samstag, 2. November, Heiliggeistkirche, Passau, 20 Uhr, Karten: Café Museum
Mehr zum Thema lesen Sie am 30. Oktober in der Passauer Neuen Presse.
