Mehring
Haus der Kinder: Baukostenexplosion macht Vorhaben zu teuer

04.05.2021 | Stand 20.09.2023, 1:02 Uhr
Monika Konnert

Modulbau oder Sanierung: Was an Stelle des neuen Schulhauses kommt ist ungewiss. −Foto: Monika Konnert

Alles auf Anfang beim Haus der Kinder in Mehring: Nach Verzögerungen bei Fördermitteln und wegen gestiegener Baukosten kann sich die Gemeinde das Projekt nicht mehr leisten.

Das Haus der Kinder in Mehring hätte pünktlich zu Beginn des Kindergartenjahres im September 2021 bezugsfertig sein sollen. So hatten es die Gemeinderäte 2019 beschlossen. Jetzt haben nicht vorhersehbare Umstände, wie Verzögerungen bei der Bewilligung der Förderung, die Explosion der Baukosten im letzten Jahr und die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Vorhaben muss neu aufgerollt werden, denn voraussichtliche Mehrkosten in Höhe von rund einer Million Euro sind von der Gemeinde in der momentan angespannten finanziellen Situation nicht zu stemmen.

Teure Materialien und unsichere Lieferzeiten

Planer Martin Staller hat den aktuellen Stand im Gemeinderat vorgestellt und Alternativen aufgezeigt, die eine kostengünstigere Umsetzung erlauben. Immer unter der Prämisse, dass an den vier Gruppen, die dort untergebracht werden sollen, nämlich zwei Kindergartengruppen, eine Hort- und eine Krippengruppe, nicht gerüttelt werden darf. Bereits im Dezember 2019 hatte sich der Gemeinderat für die Errichtung eines Holzbaus entschieden. Unmittelbar danach wurde ein Förderantrag gestellt, aber die Mittel aus dem Sonderförderprogramm für den Neubau von Kindertagesstätten waren bereits ausgeschöpft. Dies führte zu einem kurzfristigen Stopp der weiteren Planungen. Erst nach Neuauflage des Sonderförderprogramms wurde im März dieses Jahres die volle Förderung in Höhe von rund 2,6 Millionen durch den Freistaat Bayern fest zugesagt.

Leider sind inzwischen die Baukosten extrem gestiegen, so dass die ursprünglich veranschlagten rund 3,4 Millionen Euro bei weitem nicht mehr reichen werden. Wie stark die Kosten letztlich ausfallen würden, so Planer Martin Staller, könne niemand genau sagen, aber mit mindestens dreißig Prozent Mehrkosten müsse man allein auf Grundlage der enormen Preissteigerungen der letzten Monate bei allen Baumaterialien rechnen. Holzbaustoffe seien sogar um bis zu 50 Prozent teurer geworden. Dazu komme noch die nahezu Vollauslastung der Bauunternehmen sowie erschwerte Lieferbedingungen und unsichere Lieferzeiten.

Ausschreibung im Herbst sinnvoller

All dies mache es notwendig, nach Alternativen zur ursprünglichen Planung zu suchen. Laut Staller wäre jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt für die Ausschreibungen, trotz gültigem Bau- und Förderbescheid. Eine Ausschreibung im Herbst oder Winter mit Baubeginn im nächsten Frühjahr sei erfolgsversprechender und würde den lokalen Firmen mehr Möglichkeiten zur Teilnahme an der Ausschreibung geschaffen.

Ein Kostenvergleich von Staller zwischen Massivbauweise (Mauerwerk) mit Holzbau ergab höhere Kosten von rund 230000 Euro für den Holzbau. Immer noch erfordern beide Varianten Gemeindeanteile von gut über zwei Millionen Euro. Ursprünglich hatte man mit rund 1,3 Millionen gerechnet. Deutlich günstiger käme es laut dem Planer, wenn man die Einrichtung in Modulbauweise errichten würde. Man könnte mit den derzeitigen Möglichkeiten des Modulbaus durchaus einen gefälligen und funktionalen Baukörper schaffen. Staller schätzt dafür den Gemeindeanteil auf rund 1,4 Millionen. Auch die ursprünglich verworfene Variante der Sanierung des bestehenden Gebäudes inklusiv eines Erweiterungsanbaus kam wieder auf den Tisch, mit einem geschätzten Anteil der Gemeinde von 1,6 Millionen.

Erweiterung hängt von Grundstücksgröße ab

In der anschließenden Diskussion ging es vor allem darum, welche der vier Varianten vom Planer jetzt weiterverfolgt und konkretisiert werden soll. "Diese Entwicklung konnte niemand voraussehen", so Gemeinderat Gernot Daxer (CSU), "unsere Entscheidung von 2019 war damals richtig". Man müsse jetzt aber neue Wege suchen und aufpassen, dass man die bereits zugesagte Förderung dabei nicht gefährde. Obwohl die Enttäuschung über die Nichtrealisierung eines Holzbaus im gesamten Gemeinderat spürbar war, sprachen sich viele Gemeinderäte, darunter Georg Wetzelsperger (CSU), Bernhard Reitschuh und Fritz Gasser (FWG), Georg Quentin (SPD) und Elisabeth Aschauer (Grüne) für einen Modulbau aus.

Rätin Elisabeth Aschauer fragte den Planer, ob es solche Vorhaben in der Region bereits gäbe, worauf Staller Beispiele aus Süddeutschland anführte. Rat Felix Gasser (CSU) wollte wissen, ob ein solcher Bau erweiterungsfähig wäre, was der Planer bejahte, allerdings hänge das auch von der Grundstückgröße ab. Gemeinderat Markus Putzhammer (CSU) sprach sich klar gegen einen Neubau und für die Sanierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes aus. Dieses sei in der Substanz gar nicht so schlecht, auch seien ein Keller und eine Pelletheizung vorhanden. Eher für die Sanierung waren auch Gemeinderätin Anita Niederstrasser (FWG) sowie die Fraktionskollegen von Putzhammer Andreas Neumeier und Thomas Egger. Bezüglich der Sanierung wollte Rat Johann Rauscher (SPD) wissen, ob in dem Gebäude auch Schadstoffe verbaut wären. Das müsse man genau prüfen.

Wo sollen die 25 Kinder stattdessen unterkommen?

Einen anderen Aspekt brachte Gemeinderat Alois Stadtler in die Diskussion. Man müsse schnellstmöglich nach Alternativen für die rund 25 Kinder suchen, für die ab dem Schuljahr 2021/2022 in Mehring ein Kindergartenplatz geplant war.

Bürgermeister Thomas Gasser fasste die Diskussion so zusammen. "Die Holzbauweise ist vom Tisch. Wir sollten die Modulbauweise und die Sanierung ins Auge fassen." Daran anlehnend beschloss der Gemeinderat einstimmig, dass Planer Martin Staller bis zur Juni-Sitzung für die beiden Varianten – Modulbau und Sanierung – eine konkrete Planung ausarbeiten soll, als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen.