Bei einer Fototour ins Wimbachtal in Ramsau stieß Nationalpark-Mitarbeiter Hans Maltan auf ein Naturschauspiel, das so selten ist, dass es keinen Namen hat: Eine Lawine, die einem Zug ähnelt.
Im hinteren Wimbachtal am großen Gries in Richtung Loferer Seilergraben entdeckte er das, was er zuvor noch nie gesehen hatte: Wie aneinandergereihte Waggons eines Zugs türmten sich riesige Schneehaufen auf, "mindestens drei bis vier Meter hoch", sagt der Nationalpark-Mitarbeiter. Der Vergleich mit einer Lokomotive eroberte sofort den Gedanken des Hobbyfotografen: "Die Fantasie ist bei Fototouren immer mit dabei", sagt Maltan. Gebremst wurde das außergewöhnliche Naturschauspiel von einer Waldböschung – und am Ende eines "schnurgeraden, wie mit dem Lineal gezogenen fünf Meter breiten Schneegleises".
Mit seinen Eindrücken und einer Serie an Bildern ging es zurück an den Arbeitsplatz. Dank zahlreicher Kontakte suchte er Rat bei Experten, etwa bei den Spezialisten der Lawinenwarnzentrale Bayern sowie den Wasser- und Schneeforschern der Universität Wien. Das Naturrätsel konnten auch diese nicht lösen. Immerhin gab es einen Erklärungsversuch: Durch Druck, Reibung und spezielle Bedingungen bei Temperatur und Schneezusammensetzung hatte sich eine Gleitunterlage gebildet, die den "Schneezug" über eine weite Strecke auf beinah ebenem Gelände transportiert hatte.