Landshut
Gewaltvideos und Pornos auf Kinder-Handys: Das passiert mit Telefonen

31.12.2020 | Stand 20.09.2023, 21:32 Uhr
Alexander Schmid

Die Smartphones werden bei der Staatsanwaltschaft in Kisten gesammelt und abgeholt. −Fotos: SWW Gossler

Immer häufiger findet die Polizei auf den Smartphones von Kindern strafbare Inhalte. Verstörende Gewaltvideos zum Beispiel oder (kinder-)pornografische Beiträge. Die Smartphones, die die Beamten für ihre Ermittlungen einziehen, bekommen die Kids allerdings nicht zurück. Doch was passiert mit den Telefonen?

Stark vereinfacht lässt es sich so ausdrücken: Sie werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt. "Die werden bei uns geschreddert", sagt Georg Gossler. Er ist bei der "Südbayerischen Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte gemeinnützige GmbH" (SWW) für die Abteilung Daten- und Aktenvernichtung zuständig.

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"Die Staatsanwaltschaft hat schon mehrere Handys mit strafbaren Inhalten, die wir bei Kindern sichergestellt haben, zerstören lassen. Da kommen locker insgesamt einige Tausend Euro zusammen", so Kriminaldirektor Werner Mendler, Chef der Landshuter Kriminalpolizei. Wie viele Smartphones genau bereits zerstört wurden, das konnte Achim Kinsky, Sprecher der Landshuter Staatsanwaltschaft, nicht genau sagen. "Darüber führen wir keine Statistik", sagt er. Richtig sei aber, dass die Staatsanwaltschaft die Telefone einbehalte. "Im Grundsatz handelt es sich dabei ja um sogenannte Tatmittel", erklärt er.

Die würden in der Asservatenkammer - dort wo sichergestellte Waffen, Drogen und andere Gegenstände, die im Zusammenhang mit einem Verbrechen stehen, in einer Plastikbox aufbewahrt. Rein formell werde durch ein "Urteil" die "körperliche Zerstörung" angeordnet, natürlich auch, um einen abschreckenden Effekt zu erzeugen.

Übrig bleiben nur noch Splitter und Bruchstücke

Die Smartphones kommen dann in die Obersendlinger SWW-Werkstatt in die Daten- und Aktenvernichtung zu Georg Gossler und seinen Mitarbeitern. "Wir entfernen zunächst die Akkus", erklärt er. Anschließend kommen die Geräte in einen großen Shredder, mit dem auch Festplatten und andere Datenträger zerstört und mehrfach zerteilt werden. Übrig bleiben von den Smartphones dann nur noch Splitter und Bruchstücke in der Größe von zwei Quadratzentimetern.

Diese Überbleibsel gehen dann zur Weiterverwertung an ein zertifiziertes Recyclingunternehmen, das die wiederverwendbaren Metalle von dem wertlosen Schrott trennt. "Die Smartphones enthalten ja hochwertige Metalle", so Gossler. Die sollen wiederverwendet werden.
Unwiederbringlich zerstört sind allerdings die Filmchen, Links und Fotos auf den Telefonen, weswegen die überhaupt erst eingezogen worden sind.

Shreddern macht Rekonstruktion der Daten unmöglich

Das Shreddern in kleinste Fragmente macht eine Rekonstruktion der Daten unmöglich, während Löschen, Formatieren oder mehrmaliges Überschreiben keinerlei Sicherheit bietet, dass die Daten, die entfernt werden sollen, wirklich verschwunden sind. Deshalb Vertrauen auch viele Firmen auf den Service der SWW und lassen die Festplatten ihrer Rechner, die zum Teil auch sensible Daten enthalten, von den speziell geschulten Mitarbeitern vernichten.

Damit erfüllen die Ekel- und Gewaltvideos auf den Kinderhandys wenigstens noch einen guten Zweck. Menschen mit Sehschädigung und Mehrfachbehinderung haben durch die Vernichtung der Telefone eine zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeit. Dass ihm und seinem Team die Arbeit so schnell ausgehen wird, befürchtet Gossler jedenfalls nicht.