Geht‘s ohne Lebensmittler?

Der Investor Cuma Findik will das Rodenstock-Gelände ohne einen Lebensmittelmarkt entwickeln

04.06.2020 | Stand 04.06.2020, 4:00 Uhr

Cuma Findik war gestern in Regen und hat sich mit den Initiatoren des Bürgerentscheids getroffen. −Foto: Lukaschik

Regen. Im vergangenen Jahr ist er wie aus dem Nichts aufgetaucht, der 31-jährige Cuma Findik aus Rottenburg (Baden-Württemberg). Er ist Mitbewerber für die Entwicklung des Rodenstock-Geländes. Sein Konzept wird von den Initiatoren des Bürgerentscheids am 14. Juni 2020 favorisiert. Weil er das Gelände ohne einen Lebensmittler bebauen will. Im Interview mit dem Bayerwald-Boten spricht er darüber.

Herr Findik, Sie stellen sich auch der Facebook-Seite von Zukunft Regen in einem Video vor. 31 Jahre alt, glücklich verheiratet, eine kleine Tochter, Geschäftsmann, der schon mit 18 erfolgreich in China investiert hat und der nach eigener Aussage "ein goldenes Händchen" hat. In was haben Sie denn in China und in den Jahren darauf investiert? Und womit verdienen Sie jetzt Ihr Geld?
Cuma Findik: Mit 18 (2006) habe ich mich das erste Mal selbstständig gemacht und mein gesamtes Erspartes in eine Produktionslinie für Zubehör von Mobiltelefonen in China investiert. Sechs Monate später hatte sich das zu einem gut laufenden Online Geschäft entwickelt. Der große Erfolg ließ zwar noch auf sich warten, jedoch wurde mir schnell klar, Unternehmen aufzubauen und profitabel zu wirtschaften liegt mir. Ich habe gerne die Lücken gefüllt, in denen das Business für große Unternehmen entweder zu klein oder nicht rentabel ist. Eine Marktlücke hatten wir mit dem personalisierten Umbau von Mercedes V-Klassen gefunden. Von kugelsicheren Fahrzeugen für Politiker bis hin zu Luxuslimousinen für Fußballspieler der deutschen Nationalmannschaft, es gab keine Grenzen. Unseren Durchbruch hatten wir jedoch mit der eigens entwickelten Sprachsteuerung, die heute in fast jedem neuen Fahrzeug integriert ist. 2018 habe ich diese Firma verkauft und bin heute bei einem Dutzend Technologieunternehmen und Startups beteiligt.

Haben Sie in ihrem beruflichen Leben schon mit Projektentwicklung zu tun gehabt? Wenn ja, welche Projekte haben Sie wo realisiert?
Findik: Im Rahmen meiner Beteiligungen habe ich bereits einige Projekte begleitet. Ich bin jedoch kein klassischer Projektentwickler, der sich auf eine Branche spezialisiert hat. Meine Aufgabe ist es das Kapital zur Verfügung zu stellen und einen möglichst nachhaltigen Business Plan aufzustellen. Planen und bauen werden dann die von mir beauftragten Profis. Wir arbeiten mit namhaften Architekten zusammen, die in dieser Branche schon deutlich größere Projekte erfolgreich umgesetzt haben.

Auf dem Rodenstock-Gelände soll nach Ihren Vorstellungen unter anderem ein Hotel mit Veranstaltungsräumen, ein Zentrum und eine Verleihstation für E-Mobilität entstehen. Wer soll das Hotel/die Veranstaltungsräume betreiben? In Sachen E-Mobilität gibt es im Landkreis Regen E-Wald, die ein Verleih-/Carsharing-System mit Elektroautos anbietet, wirtschaftlich aber alles andere als erfolgreich ist. Glauben Sie, dass mit Boutique-Hotel/E-Mobilität Geld zu verdienen ist? Und wenn ja, warum?
Findik: Wir wollen das gesamte Areal effektiv nutzen. Jeder Quadratmeter wird seinen Beitrag für den Erfolg dieses Konzeptes leisten. Es geht nicht um die Wirtschaftlichkeit einer einzigen Idee, sondern um die Ausschöpfung aller Möglichkeiten auf der gegebenen Fläche. Wir holen das Maximale aus diesem Areal. Der Deckungsbeitrag pro Quadratmeter im Schnitt wird bei unserem Konzept zwar etwas geringer ausfallen, dafür werden wir aber mehr wirtschaftende Bruttofläche umsetzen. Noch Anfang des Jahres wurde das Thema Hotel/Veranstaltungsraum als "Hirngespinst" bezeichnet. Kein halbes Jahr später wird unser Konzept für das Post-Gelände kopiert. Das beweist wie gut wir arbeiten.

Sie sprechen davon, dass man in dem Bereich Regens, in dem Sie investieren wollen, "ein großes Einkaufszentrum" schaffen will. Soll der Schwerpunkt der Investitionen auf den 22000 Quadratmetern des Rodenstock-Geländes auf dem Einzelhandel liegen?
Findik: Ein gutes und funktionierendes Umfeld ist ein wichtiger Faktor nicht nur für unser Konzept. Der Einkaufspark als Ruine gegenüber würde nicht nur dem Eigentümer schaden, sondern allen Immobilienbesitzern in der Stadt. Ein sinkender Mietspiegel bedeutet, dass alle Immobilien in der Stadt an Wert verlieren werden. Solch ein Mietspiegel sinkt durch Leerstände als wäre es ein Brandbeschleuniger. Daher setzen wir lieber auf Kooperation.

Rodenstock-Vorstandsmitglied Dr. Michael Kleer hat in der vergangenen Woche gesagt, dass er das Grundstück nicht an Sie verkaufen würde. Wie können Sie ihn umstimmen? Überbieten Sie die Küblböck-Unternehmensgruppe, die mit Rodenstock schon einen Vorvertrag über den Verkauf abgeschlossen hat?
Findik: Wir haben ein sehr erfolgsversprechendes Konzept, das wirtschaftlich erfolgreich sein wird und die Belange der Bürger von Regen berücksichtigt. Wenn die Bürger mit JA stimmen und sich somit für das Konzept Regen Plus aussprechen, bin ich überzeugt, dass wir damit einen wesentlichen Beitrag für die Stadt Regen leisten können. Mein Angebot gilt weiterhin: Ich kaufe das Grundstück sofort ohne Auflagen und übernehme das ganze Risiko. So konsequente Entscheidungen hat meines Wissens noch kein Investor vor mir getroffen.

− luk