Deggendorf
Gegen Raserei setzt die Polizei auf Abschreckung

Bei Aktionstag wurden am Luitpoldplatz Motorrad und Auto des schrecklichen Unfalls von Kalteck gezeigt

09.08.2021 | Stand 25.10.2023, 11:43 Uhr

Den Aktionstag eröffneten 2. Bürgermeister Günther Pammer (v.r.), Jürgen Linsmeier, stellvertretender Landrat und Verkehrssachbearbeiter Roman Fischer, Verkehrserzieherin Britta Bachinger, Heinz Schott vom Sachgebiet Verkehrswesen am Landratsamt, Anton Donaubauer, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht, Karlheinz Löfflmann vom Ordnungsamt, Sparkassen-Direktor Mario Fuchs, Polizeihauptkommissar Werner Feilmeier und Polizeichef Markus Völkl. −Foto: sas-medien

Das rote Wrack im Anhänger fällt auf: Der Unfallwagen des "Rasers von Kalteck" lockte am Samstag viele Interessierte auf den Luitpoldplatz, direkt neben der Mariensäule. Dort fand ein Aktionstag der Polizei statt, um über Gefahren im Straßenverkehr aufzuklären. Mit dem Verkehrssicherheitsprogramm 2030 "Bayern Mobil – sicher ans Ziel" will das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Bayerns Straßen noch sicherer machen.

Drei Jahre ist der folgenschwere Unfall bei Kalteck her, bei dem ein Familienvater ums Leben kam und sein kleiner Sohn schwer verletzt wurde. "Er leidet heute noch unter den Folgen des Unfalls, genau wie seine Mutter und seine kleine Schwester", sagte Deggendorfs Polizeichef, Polizeioberrat Markus Völkl. Ursache für den Unfall war ein illegales Rennen zwischen dem Fahrer des ausgestellten roten Audi und einem Motorradfahrer – auch dessen Maschine ist als abschreckendes Beispiel dafür, was überhöhte Geschwindigkeit bewirken kann, auf dem Anhänger ausgestellt. "Immer wieder finden solche Rennen statt. Die Fahrer bedenken dabei nicht, dass sie damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährden und womöglich das Leben ganzer Familien zerstören", so Völkl.

Nicht angepasste Geschwindigkeit ist eine der Hauptunfallursachen auf Bayerns Straßen. Um darüber aufzuklären, hat die Polizeiinspektion Deggendorf zusammen mit dem Bayerischen Polizeiverwaltungsamt, dem Polizeipräsidium Niederbayern und der Kreisverkehrswacht Deggendorf sowie mit Unterstützung der Sparkasse Deggendorf den Aktionstag organisiert. "Die Verkehrssicherheit liegt mir sehr am Herzen", betonte Polizeioberrat Markus Völkl, der die Idee hatte, das Autowrack sowie das sichergestellte Motorrad vom Unfall bei Kalteck zu Aufklärungszwecken zu nutzen. Polizeidienststellen in ganz Bayern können den Hänger mit den beiden Unfallfahrzeugen ausleihen – ganz im Sinne des Verkehrssicherheitsprogramms 2030 "Bayern mobil – sicher ans Ziel" des Bayerischen Innenministeriums.

Passanten begutachteten den zerstörten roten Audi TT mit rund 400 PS, mit dem der Unfallfahrer am 14. Juli 2018 den Opel Ascona des Familienvaters aus dem Landkreis Regen gerammt hatte. Der Audi-Fahrer hatte sich mit einem Motorradfahrer ein Rennen auf der Strecke geliefert, Augenzeugen berichteten, dass sie mehrmals den kurvigen Berg auf- und abgerast waren. Schautafeln erklären den Ablauf an diesem Tag, schildern den Notruf und berichten davon, wie sich der zehnjährige Johannes, der bei dem Unfall schwer verletzt wurde, mühsam zurück ins Leben kämpft.

"Wir wollen das Thema möglichst emotional an die Leute heranbringen", erklärte Jürgen Linsmeier vom Bayerischen Polizeiverwaltungsamt. Sein Kollege Dieter Kluske und er hatten Völkls Idee umgesetzt. Dazu hat Linsmeier auch ein Video gedreht, in dem die Witwe und Mutter des verletzten Buben von der Zeit nach dem Unfall erzählt. Sie berichtet darin von ihren Gefühlen, als sie vom Tod ihres Mannes erfuhr, und wie sehr sie um das Leben ihres Sohnes fürchtete.

"Wir legen großen Wert auf Aufklärung", erklärte Roman Fischer, stellvertretender Landrat und Sachbearbeiter Verkehr bei der Deggendorfer Polizei. Die Aufklärung sei eine der drei Säulen der Verkehrssicherheit. Ebenso wichtig sei es, die Straßen so verkehrssicher wie möglich zu machen. Alle drei Jahre werde das Unfallgeschehen auf den Kreisstraßen untersucht, an Unfallhäufungspunkten werde zum Beispiel mit Hilfe von Geschwindigkeitsbeschränkungen und Beschilderungen reguliert. Die Fachstellen arbeiten eng zusammen, das betonte auch Heinz Schott, Leiter des Sachgebiets Verkehrswesen am Landratsamt Deggendorf. "Die Verkehrssicherheit ist eine wichtige Angelegenheit. Wir versuchen, die Sicherheit so gut es geht zu erhöhen." Wo Beschilderung nicht hilft, sei manchmal ein Umbau einer Straße erforderlich, erklärte Roman Fischer: Dann müsse zusammen mit der Tiefbauabteilung am Landratsamt entschieden werden, ob ein Kreisverkehr oder eine Ampelanlage eine Straße sicherer machen können.

Auf Stadtebene ist Ordnungsamtsleiter Karlheinz Löfflmann zuständig für das Thema Verkehrssicherheit. Hier werden die Straßen einmal im Jahr unter die Lupe genommen. In der Stadt gibt es ein besonderes Schwerpunktthema: "Die Graflinger Straße, aber auch die Innenstadt sind leider ein negatives Beispiel für die Autoposer-Szene", erklärte Löfflmann.

Dritter Bürgermeister Günther Pammer bedankte sich bei der Polizei für das Engagement in dieser Angelegenheit und für die gute Zusammenarbeit.

"Verkehrssicherheit geht nur gemeinsam", das betonte auch Anton Donaubauer, der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht. Sie beteiligte sich ebenfalls mit einem Infostand am Aktionstag, bei dem die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr ein wichtiges Thema war. Darum gab es Informationen über Kindersitze, deren Größe und richtige Sicherung. Britta Bachinger und Gerd Kronschnabl, Verkehrserzieher bei der Polizei, beantworteten die Fragen der Kinder und Eltern, die sich auch an einem Gewinnspiel beteiligen konnten. Unterstützung kommt von der Sparkasse, deren Direktor Mario Fuchs ebenfalls zur Eröffnung gekommen war.