Sandbach
Gartenbauverein löst sich nach 88 Jahren auf

16.09.2021 | Stand 21.09.2023, 23:27 Uhr
Josef Holzhammer

Letzte Aktion des Vereins war das Kräuterbuschen-Binden heuer am 14. August. Der Erlös von 280 Euro wurde an die Pfarrkirchenstiftung Sandbach gespendet. Die Helfer von links: Emma und Marlene Fruhmann, Karin Sperlein, Traudl Weilermann, Renate Schwarz, Elisabeth Ginglseder, Rosmarie Wenzl, Magdalene Götz und Anni Pilzweger. −Foto: VA

Der Gartenbauverein Sandbach ist nunmehr Geschichte. Die 30 anwesenden von insgesamt noch 138 Mitgliedern beschlossen bei der Jahreshauptversammlung einstimmig die Auflösung des 1933 gegründeten Vereins. Fehlender Vereinsnachwuchs, mangelnde Bereitschaft der zunehmend alternden Mitglieder, im Verein Verantwortung zu übernehmen und nicht zuletzt die allgemein vereinsschädigende Pandemie der letzten beiden Jahre nannte Vorsitzender Ferdinand Ginglseder als die Ursachen für das Ende des Traditionsvereins.

In seinem letzten Rechenschaftsbericht gab Ginglseder zunächst einen Rückblick auf die Zeit seit der letzte Hauptversammlung. Zu den verschiedenen Aktivitäten des Vereins wie Pflegemaßnahmen bei den Kirchen, Binden der Erntedank-Krone, Kräuterbuschenbinden oder zu informativen Gastvorträge kamen immer weniger Mitglieder, so dass der Vorsitzende und seine Familie meist recht allein waren, z.B. Bei der Bepflanzung des neuen barrierefreien Zugangs zum Pfarrheim. In seinen Ausführungen erinnerte er aber auch an glänzende Höhepunkte in den 88 Jahre seit Bestehen des Vereins wie mehrtägige Ausflüge bis nach Holland oder gutbesuchte Fahrten zu verschiedenen Gartenschauen. Anhand von Fotos wurden diese Jahre für alle noch einmal lebendig.

Ginglseder selbst stand seit fast 35 Jahren an der Spitze des Vereins und bereue keineswegs diese Zeit. Sie habe auch ihm selbst viel gegeben, insbesondere die stete Hilfe und der feste Rückhalt durch seine Familie und die meist über Jahre hinweg treue Hilfe in der Vorstandschaft. Man habe aktiv am Dorfleben teilgenommen, das Kirchenjahr und die Feste in der Gemeinde mitgestaltet und gerade die Jüngsten bei Sonnenblumen- und Kürbiswettbewerben versucht an Natur und Umwelt heranzuführen.

Seit mehr als sechs Jahren habe er dann in den Versammlungen mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass er selbst das Amt abgeben wolle und eine Nachfolgeregelung zu finden sei. Doch kein Mitglied fand sich zur Übernahme der Verantwortung bereit, so dass er selbst aus Angst vor einem Ende des Vereins sich noch zweimal zum Weitermachen überreden habe lassen – immer noch in der Hoffnung, dass jemand gefunden werde. Als dies jedoch auch bis zu diesem Jahr nicht der Fall war, habe die Vorstandschaft beschlossen für den Fall, dass in der Mitgliederversammlung sich wieder kein Nachfolger fände, die Auflösung des Vereins zu beschließen.

Nach dem letzten Kassenbericht von Julia Fruhmann und der Entlastung durch die Mitglieder musste so Bürgermeister Florian Gams die Leitung der Versammlung übernehmen. Er bedauerte den Anlass der Versammlung und stellte die Bedeutung des Vereins für das Leben im Dorf und als Teilnehmer bei den Veranstaltungen heraus. Noch einmal rief er zu Vorschlägen für einen neuen Vorstand auf. Als auch dieser letzte Versuch scheiterte, mussten die anwesenden Mitglieder über die Auflösung abstimmen. Ohne Gegenstimme wurde diese beschlossen.

Karl-Heinz Sperlein war acht Jahre lang Ferdinand Ginglseders Vorgänger im Amt. Er würdigte im Anschluss dessen Amtsführung. Ginglseder habe in den 35 Jahren stets mehr als seine Pflichten an der Spitze des Vereins erfüllt: Ein Idealist wie er im Buche steht, der an vielen Stellen in der Gemeinde seine Spuren hinterlassen habe und der auch als freiwilliger Helfer bei den jeweils anfallenden Arbeiten für Kirche und Dorfplatz zur Stelle war. Umso mehr werde dieser engagierte, ehrenamtlich tätige Mann und der Verein fehlen. Wie Ginglseder bedauerte Sperlein, dass die Auflösung des Vereins nach 88 Jahren nicht mehr abzuwenden war.

Das Vereinsvermögen fällt nach der Auflösung an die Stadt Vilshofen, die es unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke in dem Stadtteil Sandbach zu verwenden habe. Vorschläge für so eine Verwendung kamen aus der Versammlung: eine Verschönerung und Begrünung des kahlen Friedhofs, eventuell mit Bäumen/Sträuchern oder Ruhebänke für den Kinderspielplatz an der alten Kirche.