München
Frau tot unter Kinderbett gefunden - Polizei fahndet nach Ehemann

24.11.2020 | Stand 21.09.2023, 4:16 Uhr

Der Ehemann und Tatverdächtige −Fotos: Polizei

Ein vermeintlicher Vermisstenfall in München stellte sich im Nachhinein als Tötungsdelikt heraus: Eine Frau wurde mutmaßlich von ihrem Ehemann umgebracht.

Wie die Polizei mitteilt, erstatteten Familienangehörige einer 34-jährigen Münchnerin am Dienstagabend, 17. November eine Vermisstenanzeige bei der Polizei. Demnach hätte der Ehemann der Frau den Familienangehörigen telefonisch mitgeteilt, dass beide um die Mittagszeit noch einkaufen gehen würden. Beide seien seitdem verschwunden und auch nicht mehr telefonisch erreichbar gewesen.

Eine Wohnungsnachschau sowie umfangreiche Suchmaßnahmen und Erstermittlungen verliefen laut Polizei ergebnislos.

Bei zweiter Wohnungsnachschau Blutspuren entdeckt

Als bei einer weiteren Wohnungsnachschau am Mittwoch, 18. November Blutspuren in der Wohnung festgestellt wurden, wurde die gesamte Wohnung am Donnerstag spurentechnisch untersucht. Hierbei konnten zahlreiche weitere Blutspuren unter anderem durch Einsatz von chemischen Verfahren festgestellt werden, die auf eine Gewalttat hinwiesen.

Dass die Frau nicht bereits zuvor gefunden wurde, erklärten die Ermittler damit, dass zunächst am vergangenen Dienstag (17. November) nur wegen einer Vermisstenanzeige in der Wohnung nachgeschaut worden sei. Bei so einer Kontrolle dürfe nicht die ganze Wohnung durchsucht werden.

Am Freitag wurden die weiteren Ermittlungen aufgrund des Verdachts eines Tötungsdelikts durch die Mordkommission des Polizeipräsidiums München übernommen. Auf Antrag der Kapitalabteilung der Staatsanwaltschaft München I erließ der zuständige Ermittlungsrichter noch am Freitag, 20. November einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen den flüchtigen 41-jährigen Ehemann.

Leiche der Frau lag unter Kinderbett versteckt

Am Freitagnachmittag bei einer gründlichen Durchsuchung der Wohnung entdeckte die Polizei die Leiche der 34-jährigen Münchnerin unter einem Kinderbett versteckt. Die anschließende Obduktion im Institut für Rechtsmedizin der LMU München bestätigte, dass die Frau durch Stiche in den Oberkörper getötet wurde.

"Derzeit laufen noch umfangreiche Fahndungsmaßnahmen nach dem flüchtigen Tatverdächtigen durch Fahndungskräfte des Polizeipräsidiums München", teilten die Beamten am Dienstagmittag mit.

Erst kürzlich Polizeieinsatz, weil der Mann die Frau bedrohte

Wie die Polizei am Dienstagmittag in einer Pressekonferenz mitteilte, gab es erst kürzlich einen Polizeieinsatz in der betroffenen Familie. Die Ehefrau hatte demnach am 11. November den Notruf gewählt, weil sie von ihrem Mann bedroht wurde. Später teilte sie demnach ebenfalls per Notruf mit, dass der Mann die Wohnung verlassen habe und sie keine Polizei mehr benötige.

Streifenbeamten machten sich daraufhin dennoch ein Bild von der Situation und trafen auch beide Ehepartner an. Der Mann habe sich dabei nach Polizeiangaben "uneinsichtig und leicht unverschämt" gezeigt. Verletzungen bei der Frau seien aber nicht sichtbar gewesen und auch Anzeige wollte sie nicht erstatten.Wenige Tage später fiel der Mann der Polizei auf, weil er sich in einem Reisebüro nahe des Hauptbahnhofs nach Auslandsreisen erkundigte. Hierbei sei er in Begleitung eines zunächst unbekannten Mannes gewesen. Diesen suchte die Polizei nun als Zeugen.

Nach einer Öffentlichkeitsfahndung am Freitagmittag meldete sich der Unbekannte selbst bei der Polizei. Es handelt sich um einen 57 Jahre alten Mann, der in München wohnhaft ist.

Mutmaßlicher Täter bereits in Afghanistan?

Wie die Kripo am Dienstag außerdem mitteilte, floh der mutmaßliche Täter nach Italien. Die Ermittler vermuten, dass der afghanische Staatsangehörige von dort aus in sein Heimatland weiterreiste. Die Frau hatte zwei Kinder in die Ehe mitgebracht. Die drei und sieben Jahren alten Buben werden nun von der Familie der getöteten betreut.

Nach dem flüchtigen 41-jährigen Tatverdächtigen Mohammad Abdul Tukhi wird nun aufgrund eines Beschlusses des Amtsgerichts München mit Lichtbildern öffentlich gefahndet.Er wird mit einem Haftbefehl wegen Totschlags gesucht.

Personen, die sachdienliche Hinweise insbesondere zum Aufenthaltsort des Tatverdächtigen geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 11, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

− ce