"Ausnahmesituation"
Flutschäden: Seehofer rechnet mit Milliardenkosten für Wiederaufbau

19.07.2021 | Stand 21.09.2023, 4:28 Uhr

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU, r) und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU, l) sprechen vor der Steinbachtalsperre zu den Medien. Die Dämme der Talsperre drohten wegen dem Hochwasser tagelang zu brechen. −Foto: Roberto Pfeil/dpa

Bei einem Besuch im Katastrophengebiet an der Ahr in Rheinland-Pfalz hat Bundesinnenminister Horst Seehofer die Kosten für den Wiederaufbau auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.

"Das ist eine Ausnahmesituation, die wir auch bei aller Anstrengungen vor Ort nur in einem großen nationalen Kraftakt bewältigen können", sagte Seehofer in Bad Neuenahr-Ahrweiler.



In Begleitung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz machte sich Seehofer auch einen Eindruck von Hilfseinsätzen wie dem Aufbau mobiler Trinkwasseranlagen durch das Technische Hilfswerk (THW).

Der Katastrophenschutz in Deutschland sei gut aufgestellt, sagte Seehofer. Bund, Länder und Kommunen müssten sich aber auch gemeinsam Gedanken machen, welche Lehren aus dem Krisenmanagement zu ziehen seien. Es wäre falsch "in der Arroganz (zu) verharren", dass man nichts mehr verbessern könne.

Lage in Passau hat sich entspannt

Nach dem verheerenden Unwetter im Südosten Bayerns war auch in Passau eine Hochwasser-Katastrophe befürchtet worden - doch die Lage hat sich mittlerweile entspannt. Am Morgen lag der Wasserstand der Donau in Passau bei 8,19 Metern und damit unterhalb der höchsten Hochwasserwarnstufe von 8,50 Metern. Auch der Inn bereitet derzeit keine Sorgen. Einzelne Bereiche der Stadt wurden zwar überschwemmt. Von katastrophalen Zuständen sei man aber zum Glück noch entfernt, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Die Feuerwehr rechnet damit, dass am Abend oder spätestens am Dienstag die Aufräumarbeiten beginnen können.

Video: So war die Lage in Passau am Sonntag:



Aufatmen auch im schwer getroffenen Berchtesgadener Land

Auch im besonders stark von Unwettern getroffenen Berchtesgadener Land konnten die Menschen aufatmen. "Die Nacht verlief ruhig", hieß es bei der Feuerwehr. Die Helfer seien mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Anlass zur Hoffnung geben auch die Wetteraussichten. Bis auf einzelne kurze Schauer soll es in den kommenden Tagen trocken bleiben. Unwetter seien derzeit nicht in Sicht, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Eindrücke von den Unwetterschäden im Berchtesgadener Land im Video:



Im Berchtesgadener Land war die Lage am Wochenende besonders dramatisch. Der Fluss Ache war über die Ufer getreten und hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt. Auch von den Bergen schoss Wasser ins Tal. Häuser liefen voller Wasser, manche drohten gar, einzustürzen. Hänge rutschten ab, Teile von Straßen brachen weg, Bahngleise wurden verschüttet oder überflutet. Mehr als 160 Menschen mussten in der Urlaubsregion rund um den Königssee aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden.

Auch andere Flüsse schwollen an, etwa in Oberbayern die Loisach bei Schlehdorf im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen oder die Isar in München. Dramatisch wurde es jedoch nicht. In Neuburg an der Donau überschritt das Hochwasser knapp die Meldestufe 3 mit 4,63 Metern.

− dpa