Passau / Rottal-Inn
Flutkatastrophe 2016: Die Lage in der überschwemmten Region

01.06.2016 | Stand 21.09.2023, 6:39 Uhr

Ein Bild der Verwüstung hat die Flut in Simbach am Inn hinterlassen. Passanten zogen ungläubig über die Straßen, nachdem das Wasser wieder etwas gesunken war. Im Hintergrund ist gerade ein Polizeihubschrauber im Einsatz, um vom Wasser eingeschlossene Menschen zu befreien.

Mindestens fünf Menschen sind am Mittwoch bei einer Flutkatastrophe in Simbach am Inn sowie in Julbach (Landkreis Rottal-Inn) ums Leben gekommen. Drei Leichen wurden in Simbach am Inn, eine vierte Leiche bei Julbach gefunden. Starkregen führte in den Landkreisen Rottal-Inn sowie in Stadt und Landkreis Passau zu starken Überschwemmungen. Viele Menschen wurden von den Wassermassen eingesperrt und mussten gerettet werden. Bei Politikern löste das Hochwasser entsetzen aus. Finanzminister Markus Söder sicherte schnelle Hilfe zu, Umweltministern Ulrike Scharf und Innenminister Joachim Herrmann (alle CSU) wollen am Donnerstag die Hochwassergebiete der Region besuchen. In diesem Artikel finden Sie den aktuellen Kenntnisstand zur Flut.(Hier finden Sie alle Videos zum Hochwasser aus der Region)

Raum Simbach

In vielen Gemeinden ist die Lage dramatisch. In Simbach am Inn wälzt sich ein reißende, schlammig-braune Flutwelle durch den Ort. Eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle muss geräumt werden. Auch am Grenzübergang zum österreichischen Braunau ist die Lage kritisch: Eine Brücke ist komplett überspült. Im Simbacher Schulzentrum wurden zwischenzeitlich 350 Schüler von den Wassermassen eingesperrt. Am Abend wurden sie evakuiert.

Bilder der Verwüstung gab es auch in Wittibreut, wo eine Brücke weggerissen wurde. Ulbering geht fast komplett unter. In Ering trifft es Teile der B 12 bei Pildenau. Katastrophenalarm heißt es auch für Tann, Walburgskirchen und Zimmern. Der Tanner Marktplatz ist einen Meter hoch überflutet. Im Kindergarten Erlach sitzen Kinder fest, die Eltern kommen nicht durch.

Das Landratsamt hat ein Bürgertelefon für Fragen rund um das Hochwasser eingerichtet: 08561 20725Das Landratsamt Rottal-Inn rechnet mit Schäden im zweistelligen Millionenbereich, Todesopfer habe es glücklicherweise aber nicht gegeben, hieß es bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Im Landkreis Rottal-Inn sind rund 9000 Haushalte ohne Stromversorgung. Viele tausend dürften auch auch über Nacht ohne Stromversorgung sein, teilt der Energieversorger Bayernwerk mit. Viele Schulen im Landkreis werden am Donnerstag geschlossen bleiben. Im kompletten Landkreis sind derzeit rund 650 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, BRK und THW im Einsatz.

Raum Pfarrkirchen

In Triftern hat sich die Lage am Mittwochabend wieder entspannt. In Pfarrkirchen hat der Pegel der Rott die Meldestufe 3 erstmals wieder unterschritten. Doch zuvor kam das Wasser schnell und heftig: Nach stundenlangem Dauerregen im Südosten Bayerns wurde Hochwasser-Katastrophenalarm ausgelöst. Flüsse und Bäche traten rasant über die Ufer, die Flutwelle riss Autos und Bäume mit sich. Das Wasser stand vielerorts meterhoch in den Straßen. Viele Häuser wurden komplett eingeschlossen, von den Wassermassen überraschte Bewohner musstren mit Hubschraubern gerettet werden. In Triftern saßen 250 Kinder in einer Schule fest, weil die Zufahrtswege nicht passierbar waren. Womöglich müssen sie in der Turnhalle nächtigen. Immerhin 200 von ihnen können bis zum frühen Abend abgeholt werden. Der Altbach, der sonst 60 Zentimeter hoch ist, ist auf dreieinhalb Meter angeschwollen. Viele Anwohner können nicht einmal mehr ihre Autos in Sicherheit bringen, selbst nur noch in den ersten Stock flüchten und auf die Wasserwacht warten, die sie aus den Häusern holt.

Auch in Anzenkirchen geht zeitweilig nichts mehr. Die Menschen kommen teilweise nicht aus oder zu ihren Häusern. Dasselbe Bild in Bad Birnbach, Untertattenbach oder Untergrasensee. Auch hier sorgen Überschwemmungen für große Schäden.

Stadt Passau

Im Vergleich zur Jahrtausendflut 2013 ist Passau beim diesjährigen Hochwasser bislang glimpflich davongekommen. Die Fritz-Schäffer-Promenade an der Donau wurde im Laufe des Mittwochnachmittags überschwemmt. In diesem Bereich sowie auch in der Schrottgasse wurde ein absolutes Halteverbot seitens der Stadt Passau erlassen. Auch der Wohnmobilparkplatz in der Racklau wurde gesperrt, ebenso wie die Unterführung Sulzsteg. Am Inn stieg der Pegel ebenfalls, weshalb in Passau Meldestufe 2 erlassen wurde. Bis Mitternacht erwartet das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf einen Pegelhöchststand der Donau von 7,70 Metern.

Durch das Hochwasser ist es am Nachmittag auf der Donau zu einem kuriosen Unfall gekommen: Zwei Schiffe sind an der Hängebrücke hängen geblieben.

Landkreis Passau

Nicht nur in der Stadt, sondern auch im Landkreis Passau haben die Flutmassen gewütet. Erheblich betroffen waren Bad Griesbach, Reutern, Kößlarn, Weng, Ruhstorf, Harbach, Neuburg am Inn und Karpfham. So kam es auch auf den Straßen zu massiven Verkehrsbehinderungen. Es musste an mehreren Stellen umgeleitet werden. Am Nachmittag rief Landrat Franz Meyer den Katastrophenfall als Vorstufe zu einem möglichen Katastrophenalarm aus. Von da an übernahm der Katastrophenschutz-Stab des Landkreises die Koordination der Einsätze von rund 40 Feuerwehren.

− red/dao