Riedlhütte/Reichenberg
Festakt statt Dreitagefest: "Not-Fahnenweihe" wegen Corona

19.05.2020 | Stand 19.09.2023, 21:45 Uhr

Nach der Weihe der Fahne: FFW-Vorstand Stephan Zettl (hinten v.l.), Landrat Sebastian Gruber, Bürgermeister Peter Schwankl, Fahnenjunker Andreas Gangkofner, Pfarrer Tobias Keilhofer, Fahnenmutter Brigitte Schönberger (v.r.) und ihre Festdamen. −Fotos: Behringer

Zwei Jahre hatte die Feuerwehr Reichenberg (Landkreis Freyung-Grafenau) ihr Fest "Reichenberg on Fire" vorbereitet. Es hätte von 15. bis 17. Mai mit der Weihe der restaurierten Fahne von 1925 und einem tollen Programm über die Bühne gehen sollte. Ehrengäste, darunter Ministerpräsident Markus Söder als Schirmherrn, viele Vereinen und Besucher aus Nah und Fern sowie Blasmusik und ein großer Festzug hätten den perfekten Rahmen gesteckt. Doch Corona ließ die groß geplante Veranstaltung zu einem fast schon unwirklichen Festlein am Sonntag schrumpfen. Es wurde eine Fahnen-Notweihe mit Pfarrer Tobias Keilhofer in der wunderschön geschmückten Kirche Riedlhütte mit nur einzelnen, ausgewählten Gästen.

"Soll ich traurig oder glücklich und stolz sein am heutigen Tag?", stellte Feuerwehr-Vorstand Stephan Zettl die Frage der Fragen. "Traurig, weil uns die Schönbrunner Blasmusik nicht vor der Kirche empfängt und wir in einem großartigen Festzug zum Festgelände ziehen? Weil wir nicht ein grandioses Konzert der Singflut Kids mit Tom und Basti miterleben dürfen? Weil wir nicht ‘Unser Radio’ zu Gast haben und kein exzellentes Feuerwerk bestaunen dürfen? Weil sich die Mühen der Vorbereitungen doch nicht gelohnt haben? Und weil wir unsere schön restaurierte Vereinsfahne nicht einem größeren Publikum präsentieren können?

Oder sollten wir doch dankbar, glücklich und stolz sein? Weil wir gemeinsam und vor allem gesund hier zusammen kommen dürfen? Weil wir doch noch unsere Fahne im kleinen Kreise ehrenvoll weihen können? Weil uns unsere Fahnenmutter Brigitte Schönberger mit ihren Festdamen Isabella Fuchs, Lea Zettl, Anna Rolli, Lena Wolf, Emma Bachfischer und Magdalena Wölfl begleitet, was in diesen Zeiten nicht selbstverständlich ist? Weil bei den Vorbereitungen wieder mehr die Kameradschaft und Freundschaft gepflegt wurde? Weil uns dieses Ereignis in der Führung des Vereins noch besser zusammenschweißt? Und weil ich hier in dieser Kirche, vor dieser Fahne und vor Gott ein ehrliches Danke sagen darf an alle, die uns bei den Vorbereitungen zu den Festlichkeiten und bei der Restaurierung dieser Fahne und unseren Verein als Ganzes so großartig und tatkräftig unterstützt hatten?"

In der Predigt ging Pfarrer Keilhofer auf den wichtigsten Satz in der Bibel ein: "Gott ist die Liebe". Mit diesem Satz sei die ganze Heilige Schrift und ihre wesentliche Botschaft zusammengefasst. Auch den Dienst der Feuerwehr, die Tag und Nacht für die Mitmenschen im Einsatz sei, sehe der Geistliche als "große Liebe am Nächsten".

Landrat Sebastian Gruber war dankbar, glücklich und stolz, dass er Söders Schirmherrnband anheften durfte.

Bürgermeister: "Sind stolz auf Euch"

Für den neuen Bürgermeister Peter Schwankl war die Fahnenweihe sein erster offizieller Termin. Für ihn sei die Fahne auch ein Symbol für die Zeit, in der die Feuerwehr Reichenberg unzählige ehrenamtliche Stunden zum Dienst am Nächsten geleistet habe, die mit Geld in keinster Weise aufzuwiegen seien. "Wir sind stolz auf Euch!" Im Namen der Gemeinde dankte Schwankl für diese Arbeit und das Engagement der Feuerwehrleute für das soziale und kulturelle Miteinander.

Die Feuerwehr-Vorsitzenden Stephan Zettl und Günter Weber übergaben die restaurierte Fahne feierlich Fahnenjunker Andreas Gangkofner und seinem Stellvertreter Johannes Wolf.

Folgende Bänder wurden angeheftet: von Fahnenmutter Brigitte Schönberger, verbunden mit dem Wunsch "Gott schütze euch auf allen Wegen!"; von der Patenfeuerwehr Riedlhütte mit Vorsitzendem Werner Gollis: " Dieses Band soll unsere Vereine noch fester verbinden"; von der Patenfeuerwehr Spiegelau mit Vorsitzendem Markus Peschl: "Im Namen des Patenvereins aus 1925 bin ich gesandt, um euch zu überreichen dieses restaurierte Band"; von Landrat Sebastian Gruber in Vertretung für Schirmherr Ministerpräsident Markus Söder: "Als Schirmherr bring ich euch im Jubeljahr jetzt meinen besten Glückwunsch dar. Drum haltet die Fahne stets in Ehr, Gott zur Ehr dem Nächsten zur Wehr!"; von Bürgermeister Peter Schwankl das Trauerband der Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte: "Nun lasset die Fahnen senken und in stiller Trauer an die denken, die eurer Wehr in 140 Jahren Mitglieder und Begründer waren."

Söders Grußwort verlesen

Nach der Fahnenzeremonie erteilte Kreisbrandmeister Josef Eichinger den Befehl "Senkt die Fahnen zum Gebet!" und von der Empore herab spielte Stefan Seidl mit der Trompete "Der gute Kamerad". Zettl überbrachte die besten Grüße und Wünsche aus der Staatskanzlei und verlas Söders Grußwort aus der Festschrift, worin er den Einsatz und das besonders wichtige Ehrenamt der Feuerwehrfrauen und -männer lobte: "Auf Sie ist Verlass und Ihr Einsatz hat ein Symbol – die älteste Fahne der Reichenberger Wehr – , die nun als gemeinsames Zeichen diene und weiterhin für Kameradschaft, Einsatzbereitschaft, Heimatliebe und Traditionsbewusstsein stehen soll."

Stolze Fahnenmutter

Der 1. Vorsitzende erwähnte, dass nach dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses und der Ersatzbeschaffung für die beiden Fahrzeuge aus Reichenberger Beständen als besonderer Wunsch die Restaurierung der ältesten Fahne der Feuerwehr-Vereinsgeschichte geblieben wäre – um so ein Stück Feuerwehr- und Gemeindegeschichte fortbestehen zu lassen. Sehr stolz ist die Fahnenmutter darauf, mit welcher Hingabe, Leidenschaft und Engagement die Verantwortlichen diese Fahne haben restaurieren lassen. Einen "Auftrag von Gott" nannte Ehrenkommandant KBM Eichinger die Restaurierung in seinem Grußwort. Er sei stolz, dass sich die Feuerwehr Reichenberg trotz des erheblichen finanziellen Aufwands für die Erneuerung der Fahne entschieden habe. Im Namen der Feuerwehr sagte er Stephan Zettl Dank und Respekt für sein unermüdliches Engagement. So habe Zettl mit seiner Frau Tina nach zwei Jahren Festvorbereitung in den letzten drei Monaten einen Plan B auf die Beine gestellt, um wenigstens diesen Festakt durchführen zu können. "Wenn du so weiter machst, wird uns der Schutz dieser Fahne niemals verlassen!"