Eine gähnend gewöhnliche Geschichte: Da heiratet ein Mann und wechselt den Job. Weil der Mann aber von Beruf katholischer Pfarrer ist, wird sowohl die Liebste als auch der Arbeitgeber zum Stoff eines Skandalfalls. Anton Aschenbrenner, 1962 geboren in Roding, bekannte sich 2003 zu Frau und Tochter, arbeitet seither als freier Theologe und traut unter anderem Menschen, welche die Kirche nicht mehr zum Traualtar zulässt. Menschen wie er selbst. Unter dem Titel "Ich liebe Gott (und eine Frau)" erzählt der in Waldkirchen im Bayerischen Wald lebende Anton Aschenbrenner seine Geschichte. In der PNP spricht er über Glauben, Sex und Zölibat.
Herr Aschenbrenner, Sie wurden 2003 von der Kirche erst suspendiert, dann sind Sie ausgetreten, dann wurden Sie exkommuniziert. Naiv gefragt: Warum muss man jemanden exkommunizieren, der schon ausgetreten ist?
Aschenbrenner: (lacht) Mir wurde erklärt: Du hast dich, indem du auf deine Sünde − die Liebe zu meiner Frau − stolz bist und nicht bereust, selber exkommuniziert! Mit der Tat habe ich mich aus der Gemeinschaft hinausbewegt, die sagt: Ein Pfarrer darf nicht heiraten. Danach bin ich aus der katholischen Kirche aus- und in die evangelische eingetreten. Worauf gesagt wurde: Du weißt als Katholik, dass das Heil nur in der katholischen Kirche zu finden ist, durch deinen Austritt begibst du dich ganz offiziell in eine schwere Sünde, darum wird jetzt auch amtlicherseits verkündet: Dieser Mensch ist hinausgeworfen, folgt ihm ja nicht nach!
Noch problematischer als Frau und Kind war, dass Sie evangelisch wurden?
Aschenbrenner: Genau. Das war zu viel des Guten.
Sind Sie noch evangelisch?
Aschenbrenner: Nein. Ich wurde 2003 evangelisch und konnte damit in Passau als Religionslehrer arbeiten, was der Bischof mit Berufung auf eine Abmachung der beiden Kirchen noch im selben Jahr unterbunden hat. 2005 bin ich wieder ausgetreten, denn ehrlicherweise hatte ich mit der evangelischen Kirche praktisch nix zu tun, ich fühlte mich in meiner katholischen Pfarrei recht zu Hause. Zudem wurde von der evangelischen Obrigkeit befürchtet, ich könnte − indem ich einige Katholiken mitziehe − die evangelische Kirche heimlich katholisieren.
Im Kern geht es in Ihrer Geschichte um Schuld und Sünde. Sind die Begriffe für Sie noch relevant?
Aschenbrenner: Was das Leid der Menschen vermehrt, das ist für mich Sünde. Das gibt es auch im Bereich des Sexuellen. Aber die Kirche übersieht in ihrer Fixierung darauf, dass viel mehr Sündhaftes zum Beispiel im wirtschaftlichen Bereich passiert. Wenn Stahl- oder Textilarbeiter in der Dritten Welt oder Fleischarbeiter in deutschen Großmetzgereien ausgebeutet und kaputtgemacht werden, dann ist das für mich an Sünde weitaus schlimmer, als wenn ein Mensch ohne zu heiraten Sex hat.
Das vollständige Interview lesen Sie in der Passauer Neuen Presse vom 6. Mai 2014 oder als registrierter Abonnent hier.
dtv Premium, 192 S., 14,90 Euro
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